POL-GÖ: (291/2025) Nach Böllerwurf am Albaniplatz - Polizei setzt auf Transparenz und Sachlichkeit
Göttingen (ots)
Zum Einsatz am vergangenen Samstagabend (16. August) am Albaniplatz in Göttingen und der daraus resultierenden Diskussion nimmt Marco Hansmann, Leiter der Polizeiinspektion Göttingen, wie folgt Stellung:
"Ich möchte die Diskussion rund um den 'Böllerwurf' am Albaniplatz zum Anlass nehmen, mich klar zu positionieren und die Sachlichkeit wieder in den Vordergrund zu stellen. Dabei geht es mir nicht um eine Rechtfertigung der polizeilichen Bewertung des Sachverhalts.
Die Polizeiinspektion Göttingen hat den Christopher-Street-Day (CSD) sehr sorgsam bis zur Abschlussveranstaltung am Albaniplatz begleitet. Der Schutz aller Teilnehmenden hatte dabei oberste Priorität und wurde bereits im Vorfeld an alle eingesetzten Polizeikräfte kommuniziert. Am Albaniplatz ging die Veranstaltung in ein Straßenfest über, das von einem privaten Sicherheitsdienst sowie Polizeikräften im Rahmen der regulären Streifentätigkeit begleitet wurde. Die Situation vor Ort zeigte sich nach der Beendigung des CSD als offener Treffpunkt für verbliebene Teilnehmende, aber auch für viele andere am Wochenende üblich dort verweilende Gruppen.
Es gab in den ca. sechs Stunden ab Beginn des Straßenfestes und dem späteren Böllerwurf, der sich bereits während der Abbauarbeiten des Straßenfestes ereignete, keine polizeilichen Feststellungen oder sonstige Hinweise, wie etwa Anrufe, die auf Pöbeleien oder Streitigkeiten hinwiesen. Diese gingen dann erst nach dem Böllerwurf bei der Polizei ein.
Die zeitliche und örtliche Nähe zum CSD hat uns dennoch veranlasst, eine Sonderlage auszurufen und weitere Polizeikräfte in den Dienst zu versetzen, um das Geschehen von Anfang an akribisch zu bearbeiten. Dazu gehörte neben der unmittelbaren Einbindung des Staatsschutzkommissariats auch die sofortige Einbindung meiner Person. Mir war nicht nur aus meiner Verantwortung heraus, sondern auch, weil ich mich deutlich zur Vielfalt in unserer Gesellschaft bekenne, wichtig, die Geschehnisse sehr ernst zu nehmen.
Schnell wurde deutlich, dass zu Beginn einige Gerüchte und Fehlmeldungen durch gezielte Befragung vor Ort relativiert werden mussten. Auch die Situation am Albaniplatz gestaltete sich beim Eintreffen der Kräfte nach dem Böllerwurf keinesfalls panisch, die anwesenden Menschen unterhielten sich unaufgeregt und berichteten zumeist lediglich von dem Geräusch des Böllers, ohne Details nennen zu können.
Sehr wohl haben wir die Situation in der Nacht und auch in den Folgetagen äußerst sorgfältig bearbeitet. Dazu gehört aber eben auch, dass sich die Polizei sachlich und ohne Vorurteile, egal in welche Richtung, erst dann positioniert, wenn es erforderlich und vor allem durch Aufklärung von Gesamtumständen möglich ist. Auch die Aufarbeitung und Befragung von möglichen Zeuginnen und Zeugen von vor Ort gestaltete sich nicht einfach und dauert fortwährend an.
Ich kann heute noch keine Abschlussergebnisse der Ermittlungsarbeit mitteilen, kann aber sagen, dass eine Verbindung mit dem CSD für mich naheliegend ist. Die drei Personen, die durch den Böllerwurf verletzt wurden, waren deutlich als Teilnehmende des CSD erkennbar. Die Motivation der werfenden Person ist entsprechend auch weiterhin unklar. Im Netz kursierende Gerüchte, dass rechte Gruppierungen dafür verantwortlich seien, bestätigten sich durch Erstbefragungen und die andauernde Ermittlungsarbeit zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht.
Ich habe die Organisatorinnen und Organisatoren des CSD Göttingen und der Onlinepetition gemeinsam mit unserer Ansprechperson LSBTIQ zu einem Austausch eingeladen, um noch einmal persönlich aufzuzeigen, wie sorgsam wir dieses Ereignis bearbeitet haben, wie wichtig mir weiterhin eine sachliche Aufarbeitung der Geschehnisse ist und dass wir die Sorgen und Fragen der Community sehr ernst nehmen. Uns ist wichtig, transparent darzustellen, dass wir die Ereignisse gewissenhaft aufarbeiten.
Abschließend möchte ich ganz deutlich klarstellen: Wir als Polizei sind eine vielfältige Organisation, die jeden Menschen schützt. Es gehört zu unseren Kernaufgaben, die Grundrechte jedes Menschen zu wahren - gleich welcher Herkunft, welchen Glaubens oder eben sexueller Orientierung oder Identität. Hass und Ausgrenzung haben in unserer Gesellschaft keinen Platz und werden von uns nicht toleriert. Das machen wir auch auf vielfältige Weise immer wieder deutlich und werden auch in Zukunft nicht müde, darauf aufmerksam zu machen. Vertrauen Sie in uns und unsere Arbeit."
Rückfragen bitte an:
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Andre Baumann
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