ZOLL-M: Jahresbilanz 2020 des Zollfahndungsamtes München
München Nürnberg Weiden Lindau (ots)
Hier genannte Zahlen und Statistiken beziehen sich auf die im Zuständigkeitsbereich des ZFA München erhobenen.
Auch im Jahr 2020 war das Zollfahndungsamt München bei der Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität sehr erfolgreich. Gegen insgesamt 2.062 (Vorjahr: 1.740) Tatverdächtige wurden in über 1.750 (Vorjahr: 1.500) Verfahren strafrechtliche Ermittlungen geführt und dabei festgestellt, dass sowohl im In- als auch im benachbarten EU-Ausland Zölle und Steuern in Höhe von insgesamt über 225 (Vorjahr: 115) Millionen Euro hinterzogen worden sind. In 170 (Vorjahr: 300) Fällen sprachen die Kriminalbeamten/-innen des Zolls die vorläufige Festnahme aus oder erwirkten Haftbefehle. Im abgelaufenen Jahr 2020 verhängten die Gerichte in den beim Zollfahndungsamt München geführten Strafverfahren insgesamt 450 (Vorjahr: 450) Jahre an Freiheitsstrafen. Geldstrafen und Auflagen wurden in Höhe von rund 1,8 Millionen (Vorjahr: 880.000) Euro festgesetzt. Die Tätigkeitsschwerpunkte lagen wie in den Vorjahren bei der Verfolgung von Zollstraftaten, der Rauschgiftkriminalität sowie im Bereich des Schmuggels von verbrauchsteuerpflichtigen Waren, vornehmlich von Tabakwaren. Verstöße gegen Zollvorschriften: Die anzuwendenden restriktiven Regelungen bei der Festsetzung von Antidumpingzöllen anlässlich der Einfuhr von Solarmodulen aus China sind inzwischen außer Kraft getreten. Die Ermittlungen und die gerichtliche Aufarbeitung bezüglich der komplexen Verfahren dauern an. Aufgrund intensiver Ermittlungen, insbesondere im Rahmen internationaler Zusammenarbeit mit anderen EU-Mitgliedstaaten, kam es in verschiedenen EU-Staaten im vergangenen Jahr zu Nachforderungen von Antidumpingzöllen von mehr als 130 Millionen Euro. Auch der gewerbsmäßige Schmuggel von z.B. medizinischen Produkten aus den USA (keine Arzneimittel) oder Teilen von Zahnimplantaten aus Bosnien beschäftigte die Zollfahndung von den Dienstsitzen Nürnberg, Lindau und auch München. Alleine im Bereich der Verstöße gegen Zollvorschriften stellt das Zollfahndungsamt München für dessen Zuständigkeitsbereich fest, dass sich die dabei nur in der Bundesrepublik hinterzogenen Einfuhr-(Zoll-)abgaben auf knapp 90 Millionen Euro belaufen dürften. Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität: Mit neu eingeleiteten 500 (Vorjahr: 450) Ermittlungsverfahren verzeichneten die Zollfahnder/-innen, ausgehend von den Dienstsitzen München, Nürnberg und Weiden ebenfalls eine Zunahme des Fallaufkommens beim Schmuggel von Rauschgift, wobei veränderte Verkehrsströme festzustellen waren. Neben den klassischen Wegen des Rauschgiftschmuggels im Straßen- und Flugverkehr hat sich der Versand per Post für alle Betäubungsmittel etabliert. Die im Jahr 2020 sichergestellten und zusätzlich ermittelten Mengen von Betäubungsmitteln betragen (gerundet): sichergestellte Menge zusätzlich ermittelte Menge (in Klammern die Mengen des Vorjahres) Heroin 0 (17) Kilogramm 70 (25) Kilogramm Kokain 6 (15) Kilogramm 2 (14) Kilogramm Amfetamin 20 (26) Kilogramm 3 (80) Kilogramm Metamfetamin (z.B. Crystal) 0,5 (2) Kilogramm 3 (7) Kilogramm Haschisch 7 (10) Kilogramm 1.130 (6) Kilogramm Marihuana 250 (216) Kilogramm 640 (2.000) Kilogramm Ecstasy-Tabletten 11.400 (7.300) Stück 4.000 (3.000) Stück Cannabispflanzen 450 (1.100) Stück In einem Verfahren wegen gewerbsmäßigem Onlinehandel von Rauschgift und Neuen psychoaktiven Substanzen gelang es, eine aus den Niederlanden agierende Gruppierung zu identifizieren und bei der Zerschlagung im Jahr 2019 rund 30 Kilogramm Betäubungsmittel unterschiedlicher Art sicherzustellen. Die fünf Haupttäter wurden im vergangenen Jahr in Deutschland zu Haftstrafen von zwölf, siebeneinhalb, sechs und zweimal eineinhalb Jahren verurteilt. "Neben der Sicherstellung von Betäubungsmitteln stehen insbesondere die Aufdeckung neuer Schmuggelrouten sowie die Aufhellung täterseitiger Organisationsstrukturen im Vordergrund. Das hier mit der Staatsanwaltschaft Köln, Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen - ZAC NRW, zur Anklage gebrachte Verfahren, die im Vorfeld in Zusammenarbeit mit der Polizei in den Niederlanden im Jahr 2019 vollstreckten Maßnahmen und die im vergangenen Jahr gesprochenen Urteile machen dies deutlich", so Rudolf Ertl, Leiter des ZFA München. Bekämpfung des Schmuggels verbrauchsteuerpflichtiger Waren: In 192 (Vorjahr 150) geführten Ermittlungsverfahren sind 6,8 (Vorjahr: 3) Millionen Stück Zigaretten, dies entspricht 34.000 (Vorjahr: 15.000) Stangen, aber auch über 4,5 (Vorjahr: 1,3) Tonnen Wasserpfeifentabak sichergestellt worden. Zugenommen haben auch hier die Sicherstellungen im Postverkehr. Während Mengen über 200 Stangen (je 200 Stück) Zigaretten pro Sendung in den Vorjahren eher die Seltenheit waren, konnten 2020 mehrere Aufgriffe mit teils über 1.000 Stangen Zigaretten sichergestellt werden. Im vergangenen Jahr ist es außerdem mehrfach gelungen illegale Produktionsstätten für Wasserpfeifentabak im Bundesgebiet ausfindig zu machen und gegen die Betreiber steuerstrafrechtlich vorzugehen. Mit einfachen Gerätschaften und teils unter fragwürdigen hygienischen Bedingungen wurden zuvor beschaffte Grundstoffe vermengt. Bei den bundesweiten Durchsuchungen kam es zur Sicherstellung mehrerer hundert Kilogramm angerührten Wasserpfeifentabaks sowie Verpackungsmaterial namhafter Hersteller - vermutlich gefälscht - in dem das Endprodukt weiterverkauft werden sollte. In der Gesamtschau liegt der durch Beamte/innen des Zollfahndungsamtes München im Sektor der Bekämpfung der Verbrauchsteuerkriminalität vorläufig ermittelte Steuerschaden im In- und EU-Ausland bei rund 5 (Vorjahr: 45) Millionen Euro, wobei anzumerken ist, dass die im vorvergangenen Jahr aufgegriffenen Transporte von unversteuertem Tabak oder Steuerkarusselle mit Bier in 2020 nicht mehr festzustellen waren, was die große Differenz des Steuerschadens von 2019 auf 2020 erklärt. Verstöße gegen Verbote und Beschränkungen; Delikte gegen das Waffen-/Arzneimittelgesetz, Gewerblicher Rechtsschutz: Die Ermittlungsschwerpunkte lagen hier wie in den Jahren zuvor in den Bereichen Schmuggel von Dopingmitteln und Grundstoffen zur Herstellung davon aber auch von nicht zugelassenen Arzneimitteln. In rund 450 (Vorjahr: 220) Verfahren beschlagnahmten die Ermittler: sichergestellt zusätzlich ermittelt (in Klammern die Mengen des Vorjahres) nicht zugelassene Arzneimittel: - Tabletten (Stück) 410.000 (110.000) 220 (350) - Pulverform (KG) 24 (2) 0 - Flüssigkeiten (Liter) 3 (20) 75 (50) Anabolika: - Tabletten (Stück) 92.000 (520.000) 1.500 (1.600) - Pulverform (KG) 32 (15) 0 (2) - Flüssigkeiten (Liter/Ampullen) 90/20.000 (100/40.000) 2/1.100 (2/670) Besonders hervorzuheben ist ein mit der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg, Zentralstelle Cybercrime, geführtes überaus komplexes Verfahren, das nach mehrjährigen Ermittlungen und in Zusammenarbeit mit den US-amerikanischen Behörden, aber auch unter Beteiligung britischer sowie spanischer Strafverfolgungsorgane 2020 in die offene Phase ging. Weltweit verschickten zwei in München verhaftete Beschuldigte über Jahre hinweg zuvor containerweise beschaffte illegale Arzneimittel über ein Drehkreuz in Singapur. Um mögliche Zollkontrollen zu vermeiden gaben sie auf den Inhaltserklärungen falsche Daten an und hinterzogen zudem Einfuhrabgaben in Millionenhöhe. Daneben waren Verstöße im gewerblichen Rechtsschutz, überwiegend im Bereich von Textilien und elektronischen Geräten bzw. Bauteilen namhafter Hersteller sowie beim Schmuggel von Waffen und Munition mit stabilem Fallaufkommen zu verzeichnen. sichergestellte Menge 2020 (Stück, in Klammern die Mengen des Vorjahres) Gewerblicher Rechtsschutz: - Textilien/Schuhe 15.000 (1.500) - elektronische Geräte/Bauteile 10.000 (14.400) Waffen: - Schusswaffen 52 (30) - Luftdruck-, Softairwaffen 11 (24) - erlaubnispflichtige Munition 15.500 (7.000) - verbotene Waffen 400 (574) - Pyrotechnik 2.120 (5.590) Das Zollfahndungsamt München mit Hauptsitz an der Donnersberger Brücke in München ist örtlich zuständig für die Verfolgung von Zolldelikten in Bayern. Die Ermittlungen auf dem Gebiet der mittleren, schweren und organisierten Kriminalität haben regelmäßig einen überregionalen und internationalen Bezug. Bei diesen Ermittlungen kann die Dienststelle auf etablierte Verbindungen zu anderen Strafverfolgungsbehörden im In- und Ausland zurückgreifen, wobei im Bedarfsfall auch die weltweit eingesetzten Zollverbindungsbeamten des Zollkriminalamts unterstützen.
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