DIE ZEIT

Kertész: "Warum darf ein Autor seinen Kritiker nicht hassen?"

16.10.2002 – 10:34

Hamburg (ots)

Nobelpreisträger Imre Kertész nimmt in der ZEIT
Stellung zu Martin Walsers Buch "Tod eines "Kritikers". Er antwortet
auf die Frage, ob die Literatur so frei sein dürfe, dass sie einen
Überlebenden des Holocaust in der Form, wie es Walser getan hat,
karikieren darf:
"Ja, so frei ist sie. So weit ich weiß, ist das Vorbild für diese
Figur Herr Reich-Ranicki. Herr Reich-Ranicki ist kein Adonis. Das ist
wahr. Aber es gibt sehr schöne Juden. Warum soll es antisemitisch
sein, wenn diese Romanfigur unansehnlich ist? Die Figur ist
unsympathisch und zufällig ist sie Jude. Aber in erster Linie ist sie
Kritiker. Und die meisten Juden sind keine Kritiker. Warum darf ein
Autor seinen Kritiker nicht hassen? .... Ich glaube nicht, dass Herr
Reich-Ranicki der Prototyp für den Juden schlechthin sein soll, das
wäre wirklich schrecklich. Ich glaube auch nicht, dass Martin Walser
alle Juden unsympathisch findet. Er findet diesen einen Juden
unsympathisch. Diese Freiheit muss es geben. Deutschland ist reif 
genug dafür."
Das komplette ZEIT-Interview (DIE ZEIT Nr. 43, EVT 17. Oktober
   2002) dieser Meldung stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Für Rückfragen melden Sie sich bitte bei Elke Bunse oder Verena
Schröder, ZEIT-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, (Tel.: 040/
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