Bundesagentur für Arbeit (BA)

Ausbildungspakt schafft positive Trendwende am Ausbildungsmarkt
Gemeinsame Einschätzung der Ausbildungssituation Ende Dezember 2004

04.01.2005 – 12:59

Nürnberg (ots)

Berichtigung:
Gemeinsame Presseerklärung
- des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit
   - des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
   - der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände
   - des Bundesverbandes der Deutschen Industrie
   - des Deutschen Industrie- und Handelskammertages
   - des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks
   - der Bundesagentur für Arbeit
I.
Die Statistik der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge
bestätigt eindrucksvoll den Erfolg des Ausbildungspaktes im Jahr
2004. Nach Angaben aller Kammern wurden bis zum 30. September 2004 in
Deutschland knapp 573.000 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Das
sind rund 15.500 oder knapp 3 Prozent mehr als 2003. Damit gibt es
erstmals seit 1999 wieder einen Zuwachs bei den abgeschlossenen
Verträgen.
In den alten Ländern wurden insgesamt knapp 449.000 neue
Ausbildungsverträge abgeschlossen, das waren rund 14.100 oder 3,2
Prozent mehr als im Jahr davor. In den neuen Ländern waren es gut
124.100 und damit ein Plus von 1.200 oder 1 Prozent. Besonders
erfreulich ist dabei, dass die Zahl der betrieblichen Verträge
deutlich anstieg: Nach Berechnungen des Bundesinstituts für
Berufsbildung wurden bundesweit rund 519.800 betriebliche
Ausbildungsverträge abgeschlossen, einschließlich der öffentlichen
Verwaltung (Ende September 2003 rund 497.300). Das bedeutet eine
Steigerung um gut 22.500 betriebliche Verträge (+4,5 Prozent). Eine
ergänzende ausführliche Darstellung enthält die beigefügte Anlage).
Der zwischen Bundesregierung und Spitzenverbänden der Deutschen
Wirtschaft geschlossene nationale Ausbildungspakt hat damit eine
positive Trendwende am Ausbildungsmarkt bewirkt. Die großen
Anstrengungen von Betrieben, Kammern, Verbänden und den Agenturen
für Arbeit in den Regionen haben dieses Ergebnis möglich gemacht und
damit den Jugendlichen neue Zukunftschancen und den Betrieben neue
Qualifikationsperspektiven eröffnet. Dabei wurde der nationale Pakt
von Ausbildungspakten und –aktivitäten in den Ländern (eigene
Programme, Bündnisse, runde Tische etc.) flankiert und mit Leben
erfüllt. Für ihr Engagement gebührt allen Akteuren vor Ort besonderer
Dank.
Zu dem guten Ergebnis trugen auch die Leistungen des Bundes (weit
mehr als 20%-Steigerung der Ausbildungsplätze in der
Bundesverwaltung, 14.000 Plätze im Bund-Länder-Ausbildungsprogramm
Ost, Erhöhung der Finanzmittel für das Strukturprogramm STARegio um
50 Prozent) und dessen Ausbildungsoffensive 2004 bei.
II.
Zweites Hauptziel des Ausbildungspaktes war die erfolgreiche
Nachvermittlung der am 30.9.2004 noch nicht vermittelten
Bewerberinnen und Bewerber durch gemeinsame Vermittlungsaktivitäten
von Arbeitsagenturen und Kammern auf der Basis von zusätzlich
durchgeführten Kompetenzchecks. Trotz der im Vergleich zum Vorjahr um
rund 20.000 gestiegenen Zahl an Ausbildungssuchenden ist dies
deutlich besser als im Vorjahr gelungen:
  • Die Zahl der bei den Agenturen für Arbeit am 30. September 2004 noch nicht vermittelten Bewerberinnen und Bewerber von rd. 44.600 konnte bis Ende Dezember 2004 um 29.600 auf rd. 14.950 gesenkt werden. Das ist ein Rückgang um 66,5 Prozent gegenüber 53,5 Prozent im Vorjahr. Der Bestand an unvermittelten Bewerbern lag damit am Jahresende trotz höherer Ausgangsbasis niedriger als im Vorjahr.
  • Gleichzeitig nahm die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze von rd. 13.400 um 9.200 auf rd. 4.200 ab. Gegenüber Ende September konnte so die rechnerische Lehrstellenlücke von rd. 31.200 um 20.450 auf 10.750 reduziert werden. Auch dies ist ein deutlich stärkerer Abbau (- 65,5 Prozent) als im selben Zeitraum des Vorjahres (- 53,5 Prozent) und zugleich die umfangreichste Verringerung seit fünf Jahren.
Neben den bereits dargestellten Anstrengungen von Wirtschaft, Bund
und Ländern zur Erhöhung des Ausbildungsstellenangebotes haben vor
allem die von der Wirtschaft bereitgestellten neuen 31.500 Angebote
zur Einstiegsqualifizierung sowie die von der Bundesagentur für
Arbeit geförderten 31.000 außerbetrieblichen Ausbildungsplätze und
die Erhöhung der Plätze in Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen um
3 Prozent (auf 116.400) zu dem guten Ergebnis beigetragen.
Das erfreuliche Ergebnis geht auch auf eine neue Qualität des
Zusammenwirkens der Paktpartner und der Agenturen für Arbeit
insbesondere in der Nachvermittlungsphase zurück. Durch intensive und
innovative Aktionen konnten die Potenziale der noch verfügbaren
Angebote und der ausbildungsinteressierten Jugendlichen weitgehend
zusammengeführt werden. Vor dem Hintergrund der konjunkturell
weiterhin schwierigen Arbeitsmarktsituation ist dies besonders
hervorzuheben.
III.
Der Verlauf der Nachvermittlungsaktion zeigt, dass auch nach dem
30. September auf dem Ausbildungsmarkt noch viel Bewegung ist. Von
den rd. 43.000 angeschriebenen Jugendlichen nahmen rd. 62 Prozent
(26.500) die Einladung zur Nachvermittlung an. Die übrigen hatten
sich für eine Alternative (Schule, Bundeswehr, Studium o.ä.)
entschieden oder zeigten kein Interesse (Rd. 12 Prozent). Bei
Jugendlichen, die - auch nach nochmaliger Erinnerung - nicht auf die
Einladung reagierten bzw. keine nachvollziehbaren Gründe für das
Fernbleiben angaben, ist davon auszugehen, dass kein Interesse mehr
an einem Ausbildungsangebot besteht. Sie wurden von den Agenturen mit
dem Erledigungsvermerk "unbekannt verblieben" erfasst und damit nicht
mehr als Bewerber im Rahmen des Ausbildungspaktes gezählt.
95 Prozent der zur Nachvermittlung erschienenen Jugendlichen
konnte lt. Statistik der Bundesagentur für Arbeit ein Angebot auf
Ausbildung oder anderweitige Qualifizierung unterbreitet werden. Ende
Dezember standen den rund 15.000 unvermittelten Bewerberinnen und
Bewerbern noch rund 4.200 unbesetzte Ausbildungsplätze sowie rund
24.000 unbesetzte EQJ-Plätze gegenüber. Insgesamt 18.000
Bewerberinnen und Bewerber durchliefen auf Empfehlung von
Arbeitsagentur und Kammer zuvor noch einen Kompetenzcheck. Auf der
Basis dieser Ergebnisse sowie bereits bei den Arbeitsagenturen
vorliegender Bewerberdaten und Eignungsbeurteilungen wurden die
weiteren Vermittlungsbemühungen eingeleitet.
IV.
Für die Nachvermittlungen haben die Unternehmen insgesamt rd.
31.500 Plätze für betriebliche Einstiegsqualifizierungen (EQJ) zur
Verfügung gestellt, die insbesondere von den Industrie- und
Handelskammern sowie den Handwerkskammern, aber auch den Verbänden
eigens akquiriert und gemeldet wurden. Die Einstiegsqualifizierungen
können nach dem Sonderprogramm der Bundesregierung mit bis zu 192
EURO zuzüglich der pauschalisierten Sozialbeiträge für die Vergütung
der Jugendlichen gefördert werden. Diese EQJ-Plätze werden mit
Jugendlichen besetzt, die im Rahmen der Nachvermittlungsaktion trotz
intensiver Vermittlungsbemühungen keinen betrieblichen
Ausbildungsplatz erhalten haben. Die Einstiegsqualifizierungen sollen
insbesondere Jugendlichen mit aus individuellen Gründen
eingeschränkten Vermittlungsaussichten Zugang zu betrieblichen
Ausbildungsangeboten eröffnen, aber auch bisher nicht ausbildende
Betriebe an die Ausbildung heranführen.
  • Bis Ende Dezember sind nach Angaben der Arbeitsagenturen 7.200 Jugendliche in eine betriebliche Einstiegsqualifizierung eingemündet. Es ist zu erwarten, dass im Januar und Februar noch weitere der rund 24.300 freien EQJ-Plätze besetzt werden können.
  • Die bislang vorliegenden Erfahrungen belegen allerdings auch, dass es sich bei der Vermittlung in EQJ-Plätze – ähnlich wie bei Ausbildungsplätzen – um einen Matching-Prozess handelt, der die Interessen beider Seiten, des Arbeitgebers und des Jugendlichen, berücksichtigen muss. In einer nicht unerheblichen Anzahl von Fällen ist dieses Matching nach den vorliegenden Erfahrungen mit Schwierigkeiten verbunden. Manche Jugendlichen verzichten offensichtlich auf die Möglichkeiten dieses Instrumentes zugunsten anderer Alternativen (Schulbesuch, Jobben). Umgekehrt haben Betriebe trotz der angebotenen Förderung z.T. Probleme, geeignete Bewerber und Bewerberinnen für die Einstiegsqualifizierung zu finden.
  • Ein mögliches Vermittlungshemmnis könnte auch in dem höheren Lebensalter der jetzt noch nicht vermittelten Bewerberinnen und Bewerber liegen. 64 Prozent haben die Schule vor mehr als einem Jahr verlassen; 45 Prozent sind 21 Jahre und älter. Betriebe bevorzugen in der Regel jüngere Bewerberinnen und Bewerber, die nicht schon diverse Überbrückungsmaßnahmen durchlaufen haben. Manche Jugendliche wiederum überbrücken die Wartezeit bis zur Ausbildung 2005 lieber mit kurzfristigen Jobs.
  • Zu berücksichtigen ist schließlich auch, dass es sich bei EQJ um ein neues Instrument handelt, das für seine Akzeptanz und Implementierung einen gewissen zeitlichen Vorlauf benötigt.
V.
Von den rd. 29.600 bis Ende Dezember 2004 nicht mehr als
unvermittelt registrierten Bewerbern und Bewerberinnen mündeten rd.
56 % in eine betriebliche Ausbildung (20 %) oder ein anderes
Qualifizierungsangebot ein, darunter 13 % in EQJ, 18 % in
Berufsvorbereitung und 5 % in eine Schule. Die anderen Jugendlichen
entschieden sich für Arbeit/Jobben, Bundeswehr/Zivildienst,
Freiwilliges Soziales Jahr oder sonstige Alternativen und waren
demzufolge nicht mehr als Bewerber registriert. Allerdings haben
viele von diesen Jugendlichen ihren Ausbildungswunsch nur
aufgeschoben und suchen für 2005 einen Ausbildungsplatz. 12% gaben
keine Rückmeldung oder hatten kein Interesse an dem Paktangebot zur
Nachvermittlung.
Eine Gesamtübersicht der bisher erschienenen Presseinformationen
der Bundesagentur für Arbeit finden Sie im Internet unter
http://www.arbeitsagentur.de/vam/?content=/content/supertemplates/Con
tent.jsp&navId=219
Dieser Pressedienst wird herausgegeben von:
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