medico international e.V.

Zugang zur Gesundheitsversorgung in der palästinensischen Westbank drastisch eingeschränkt
Bericht zu Auswirkungen der Mauer in Ramallah vorgestellt

27.09.2005 – 12:00

Frankfurt (ots)

Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in
Ramallah (Westbank) stellten das palästinensische
gesundheitspolitische Institut HDIP (Health, Development, Information
and Policy Institute) und die deutsche sozialmedizinische
Hilfsorganisation medico international heute Vormittag eine
Untersuchung zu den Auswirkungen der Mauer und Sperranlagen auf die
Gesundheitssituation in der Westbank vor. 425.000 Menschen, 20
Prozent der Gesamtbevölkerung in der Westbank, so die Autorin der
Studie Joan Jubran, müssen eine zum Teil extrem eingeschränkte
Gesundheitsversorgung in Kauf nehmen. Die Mauer, so Mustafa
Barghouti, Direktor des Instituts, führe zu einer Zersplitterung des
gesamten Gesundheitswesens.
Die von Israel errichteten Sperranlagen reichen zum Teil bis zu 22
Kilometer in palästinensisches Territorium. Der Verlauf trennt
Ostjerusalem von dem Rest der Westbank und schafft außerdem 26
Enklaven, die nur durch von Israel kontrollierte Tore zu erreichen
sind.
Das hat Auswirkungen auf alle Bereiche der Gesundheitsversorgung.
So ist aufgrund der eingeschränkten Bewegungsfreiheit die
Schwangerschaftsvor- und Nachsorge für viele Frauen nicht erreichbar.
Besonders betroffen sind Patienten mit chronischen Krankheiten oder
gravierenden Gesundheitsproblemen. Wichtige Fachkliniken befinden
sich in Ost-Jerusalem, dem medizinischen Zentrum der
Palästinensischen Gebiete. Behandlungen für die teils schwerkranken
Patienten sind - wenn überhaupt - nur nach langen Wartezeiten
möglich.
Zentrales Problem der Gesundheitsgrundsicherung bleibt die
eingeschränkte Mobilität für das Gesundheitspersonal, Ambulanzen,
Patienten, für die Lieferung von Medikamenten und
Laboruntersuchungen.
Davon betroffen sind auch mobile Kliniken, die versuchen, die
Gesundheitsversorgung in den Enklaven abzusichern, darunter auch
diejenigen des medico Projektpartners Palestinian Medical Relief
Society.
"Dass weder Patienten noch das medizinische Personal über
berechenbare Wege verfügen, um die Gesundheitsversorgung
sicherzustellen, ist das akuteste humanitäre Problem, das die Studie
aufzeigt", so die medico-Pressesprecherin Katja Maurer in Ramallah.
Diese systematische Behinderung von Patienten und medizinischem
Personal könne nicht mit den Sicherheitsbedürfnissen von Israel
begründet werden, so die medico-Vertreterin. Hier müssten umgehend
Änderungen erfolgen. Außerdem zeige die Studie deutlich, dass eine
kohärente Gesundheitspolitik unter den Bedingungen dieses
Mauerverlaufs nicht möglich sei. Hier sei die internationale
Gemeinschaft gefordert Druck auf Israel auszuüben, Bedingungen zu
schaffen, die es der palästinensischen Autonomiebehörde überhaupt
erst ermöglichen, ein wirkungsvolles Gesundheitssystem in der
Westbank zu errichten. Dafür werde sich ihre Organisation auch mit
der weiteren Verbreitung der Studie einsetzen.
Die komplette Studie sowie ein Executive Summary ist bei HDIP
sowie auf der Website www.medico.de verfügbar.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Dr. Andreas Wulf: 069-9443835 oder 0162 415 95 88
Katja Maurer (in Ramallah): 0171 122 12 61

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