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Ex-Ministerpräsident Kemmerich: Hätte vor Annahme der Wahl Unterbrechung beantragen sollen

Hamburg (ots)

Thüringens FDP-Chef Thomas Kemmerich ärgert sich, dass er vor der Annahme seiner Wahl zum Ministerpräsidenten durch FDP, CDU und AfD keine Auszeit im Parlament beantragt hat, um zunächst nachzudenken. "Im Rückblick hätten wir eine Sitzungsunterbrechung beantragen sollen. Aber wir sind nicht auf die Idee gekommen", sagt Kemmerich im Gespräch mit der Wochenzeitung DIE ZEIT. Direkt nach Verkündung des Wahlergebnisses habe ihn die Landtagspräsidentin gefragt, ob er die Wahl annehmen wolle. "Ich hatte einen Sekundenbruchteil Zeit. Da tickst du dann wie ein Unternehmer", so Kemmerich. "Wenn du dich solch einer mutigen Entscheidung stellst, zu kandidieren, um ein Zeichen zu setzen - dann sagst du als Unternehmer dann auch: Jetzt kneife ich nicht."

Kemmerich, der in Thüringen eine Kette von Friseursalons betreibt, war am 5. Februar 2020 zum Regierungschef gewählt worden. Weil er dabei auch auf Stimmen der AfD angewiesen war, hatte dies für deutschlandweite und internationale Aufmerksamkeit gesorgt.

In dem ZEIT-Gespräch erklärt Kemmerich nun, dass er vorab nicht damit gerechnet habe, dass die AfD ihn wählen könnte. Schließlich sei er immer ein entschiedener Gegner der AfD gewesen. "Am Wahltag, als ich morgens das Haus verließ, hab ich zu meiner Frau gesagt: Ich bin froh, wenn ich alle fünf Stimmen meiner FDP-Fraktion erhalte", sagt er.

Die Situation kurz nach seiner Wahl schilderte Kemmerich als außerordentlich belastend. "Ich habe zwei Nächte nicht geschlafen", so der FDP-Politiker. Er habe etwa 24 Stunden gebraucht, um einzusehen: "Ich muss zurücktreten. Ich hatte noch versucht, mit CDU, SPD und Grünen Gespräche zu führen, aber keiner stand zur Verfügung. Ich wäre gern drangeblieben. Es wollte nur keiner mitmachen. Sicher auch wegen des Drucks aus Berlin."

Der 55-jährige Kemmerich ist seit seinem Rücktritt wieder Vorsitzender der Thüringer FDP-Landtagsfraktion. Zur vorgezogenen Landtagswahl im September wird er auf Druck der Bundes-FDP zwar nicht als Spitzenkandidat antreten, aber erneut für einen aussichtsreichen Listenplatz kandidieren.

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