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Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)

Prädikat "besonders wertvoll" für aktuelle Doku-Highlights/BEUYS von Andres Veiel, NATIONAL BIRD und ZWISCHEN DEN STÜHLEN starten mit höchster Auszeichnung der FBW im Kino

Wiesbaden (ots)

Weltweit galt Joseph Beuys, der 1986 verstorben ist, als einer der bedeutendsten Aktionskünstler des 20. Jahrhunderts. Doch er war auch Philosoph, Querdenker, ein politischer Mensch. Seine Kunst stellte immer auch eine Herausforderung für den Betrachter dar, er selbst war stets Teil seiner Werke und Installationen. Mit BEUYS (Start: 18. Mai) hat der Filmemacher Andres Veiel ein allumfassendes Porträt des faszinierenden Künstlers geschaffen. Die fünfköpfige Expertenrunde der FBW zeigt sich beeindruckt von Veiels Werk und vergibt das höchste Prädikat "besonders wertvoll". In der Begründung schreibt sie: "Die Jury war begeistert von dem innovativen Film, der unterhaltsam und leicht zusammengesetzt ist und große Lust darauf macht, Beuys wieder und neu zu entdecken."

Sonia Kennebecks Dokumentarfilm NATIONAL BIRD (Start: 18. Mai) über Drohnen und ihren Einsatz in der Kriegsführung ist nach Ansicht der FBW-Jury genauso aufklärend wie spannend. Drei Insider des amerikanischen Drohnenkriegs hat die Regisseurin ausfindig gemacht, die bereit waren, über ihre Arbeit zu erzählen. Dabei hat Kennebeck Aussagen festhalten können, die zeigen, dass die amerikanischen Behörden das Drohnenprogramm gerne als Verschlusssache einstufen würden - aus gutem Grund. Die "Professionalität der jungen Filmemacherin, ihre intensive Recherche, ihre Kreativität, ihr inszenatorisches und dramaturgisches Geschick" haben die unabhängige Jury der FBW so sehr überzeugt, dass sie NATIONAL BIRD mit dem Prädikat "besonders wertvoll" auszeichnet.

Sie sind gerade mit dem Studium fertig, auch die eigene Schulzeit liegt noch nicht lange zurück, da müssen sie schon wieder zurück an die Schule: Lehrer im Referendariat. In seinem Kinodebüt ZWISCHEN DEN STÜHLEN (Start: 18. Mai) begleitet Regisseur Jakob Schmidt drei hoffnungsvolle Jungpädagogen bei ihrem Weg zum Lehrerberuf. Die Jury zeichnet den Film mit dem höchsten Prädikat "besonders wertvoll" aus, auch weil der Film "einen authentischen und nuancierten Blick darauf wirft, wie an deutschen Schulen heute gelehrt wird und wie belastend der Beruf des Lehrers in diesen Zeiten ist." Dank seiner exzellent gewählten Protagonisten, denen Schmidt sehr nahekommt, "funktioniert der Film auch als ein Drama, in dem man mit den bedrängten Helden bangt und ihnen wünscht, dass sie alle Hindernisse überwinden. Schmidt erzählt das sehr filmisch, mit Aufnahmen, bei denen der Kameramann ein gutes Auge für Details hat und die mehr erzählen können als ein Text im Off." In ihrem Gutachten kommt die Jury zu dem Schluss: "Jakob Schmidt hat mit ZWISCHEN DEN STÜHLEN den sehr fruchtbaren Keim für eine über Jahrzehnte gehende Langzeitbeobachtung gelegt."

Mehr Informationen zu aktuellen und kommenden FBW-Empfehlungen unter www.fbw-filmbewertung.com.

Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnet herausragende Filme mit den Prädikaten wertvoll und besonders wertvoll aus. Über die Auszeichnungen entscheiden unabhängige Jurys mit jeweils fünf Filmexperten aus ganz Deutschland. Die FBW bewertet die Filme innerhalb ihres jeweiligen Genres.

Prädikatsfilme vom 18. Mai 2017

Beuys

Dokumentation. Deutschland 2017.

Joseph Beuys: Künstler, Philosoph, Querdenker. Weltweit gilt der Mann, der 1986 verstorben ist, als einer der bedeutendsten Aktionskünstler des 20. Jahrhunderts. Mit seinen Installationen, mit denen er den klassischen Kunstbegriff erweiterte, überraschte, forderte und reizte er Publikum und Kritiker. Oftmals war er selbst Teil der Kunst und der Aktion. Der Filmemacher Andres Veiel hat mit BEUYS ein Porträt des Künstlers geschaffen, das in seinem Facettenreichtum einzigartig erscheint. Die sorgfältige Aufbereitung des Archivmaterials lässt in jeder Minute des Films erkennen, mit wieviel Herzblut, Leidenschaft und auch akribischer Genauigkeit Veiel hier vorgegangen ist. Veiel zeigt viele Installationen und Aktionen, gibt den Aufnahmen den notwendigen Raum und inszenatorisch oftmals einen anderen Rahmen, lässt Wegbegleiter, Journalisten und Kritiker zu Wort kommen und ordnet Beuys' Werk in einen kunsthistorischen und gesellschaftlichen Kontext ein. Denn, und auch das zeigt der Film, Beuys war nicht nur ein Künstler, er war auch und immer ein politisch denkender Mensch. Die enge Verbindung zu der Partei "Die Grünen", bei deren Gründung er aktiv involviert war und seine wiederkehrenden Reden, in denen er die Kunst aufforderte, sie müsse sich ändern, erweitern, wachsen - all dies lässt die Kunstikone Beuys zu einem mehrdimensionalen Charakter werden, dem sich der Zuschauer auch menschlich nähern kann. Auf gleiche Weise zeigt der Film sowohl die Radikalität des Künstlers als auch den Humor und die Wärme des Menschen Joseph Beuys, der wiederholt von der Kunst forderte: "It has to be sensationally - always!". BEUYS von Andres Veiel ist ein großartiger Dokumentarfilm und dazu ein vollständiges, lehrreiches und respektvolles Porträt eines wichtigen Künstlers. Der immer auch eine Sensation war.

http://www.fbw-filmbewertung.com/film/beuys

National Bird

Dokumentarfilm. Deutschland, USA 2016.

Drohnen. Sie sind die Waffe der modernen Kriegsführung. Lautlos kreisen die kleinen unbemannten Flugzeuge über Objekten und Menschen, immer bereit, auch auf ausspionierte Ziele zu schießen. Gesteuert werden sie aus der Ferne, weit weg vom Kriegsgebiet selbst. Um differenzieren zu können, auf was genau zu schießen ist, gibt es Bildanalysten, die tausende Kilometer entfernt das erfasste Material sichten und darauf trainiert werden, in Sekundenschnelle zu entscheiden, ob geschossen werden soll. Auch Heather war eine Bildanalystin. Doch sie konnte ihren Job nach einiger Zeit nicht mehr ausüben. Das US-Militär versagte ihr jedwede Hilfe, glaubte nicht daran, dass ihr Job tatsächlich eine psychische Belastung darstellen könnte. Heute ist Heather Massagetherapeutin. Sie ist eine der Protagonisten in NATIONAL BIRD, dem Dokumentarfilm von Sonia Kennebeck. Kennebeck begleitet Heather in ihrem Leben nach dem Militärdienst. In eindringlichen Statements, die Kennebeck ganz unkommentiert stehen lässt, berichtet Heather von dem psychischen Druck, dem sie ausgesetzt war und für den sie nun Entschädigung und Anerkennung fordert. Auch Nathan will gehört werden. Doch ist er in einer anderen Situation. Als Analyst für ein Spezialprogramm der NSA und der US-Regierung war er unter anderem an der Erfassung Bin Ladens beteiligt. Mittlerweile ist Nathan ein Verfolgter. Denn als er das erste Mal Zweifel an seiner Tätigkeit äußerte, brachte er die Regierung gegen sich. Nun wird gegen ihn wegen Spionage ermittelt und er muss sich verstecken. Auf beeindruckende Weise öffnen sich die Protagonisten, trotz der steten Bedrohung, im Film ganz offen und zeigen so großes Vertrauen zur Filmemacherin. Dieses Vertrauen zeigt sich auch in der berührendsten und kraftvollsten Passage des Films. Gemeinsam mit der Veteranin Karen reist Kennebeck nach Afghanistan. Dort treffen sie auf Menschen, die insgesamt 23 Familienmitglieder verloren haben, als im Jahr 2014 Drohnen einen Konvoi von drei Lastwagen angriffen, in dem Zivilisten unterwegs waren, darunter auch Frauen und Kinder. Als erzählerisches Mittel lässt Kennebeck den Angriff der Drohnen nachstellen, während auf der Tonebene das originale Transkript der Soldaten, die über den Angriff entschieden, zu hören ist. Danach erzählen die Opfer. Sie berichten über ihr Leid und stellen die Forderung nach einer Beendigung des Programms. Gerade hier überzeugt NATIONAL BIRD durch seine ruhige Sachlichkeit, die dennoch mit einer eindringlichen Botschaft unter die Haut geht. Zwischen die Aussagen der Protagonisten sind Luftaufnahmen von Drohnen geschnitten, die über typische Vorstädte, Metropolen und andere bewohnte Gebiete der USA fliegen. Mit solchen Bildern, die eine gespenstische Bedrohung viel klarer machen als lange Interviews mit Experten, schafft der Film eine Atmosphäre, die noch lange nachhallt. NATIONAL BIRD ist eine spannende Dokumentation, die vom Mut der Protagonisten und seiner Regisseurin lebt. Und ein Film, der auf eine globale Gefahr hinweist, die bereits jetzt lautlos über uns schwebt.

http://www.fbw-filmbewertung.com/film/national_bird

Zwischen den Stühlen

Dokumentarfilm. Deutschland 2017.

Im Laufe der eigenen Schulzeit ist jeder irgendwann einmal einem Referendar oder einer Referendarin begegnet. Wie sich diese harte praktische Bewährungszeit aus Sicht der angehenden Lehrer und Lehrerinnen anfühlt, greift der Dokumentarfilm ZWISCHEN DEN STÜHLEN von Jakob Schmidt sehr einfühlsam auf. Da sind zum einen die großen Erwartungen und die hohen Ansprüche an sich selbst, zum anderen aber auch die Zwänge des Schulsystems und der Alltag im Klassenzimmer. Anhand dreier sehr unterschiedlicher Protagonisten verfolgt der Film diese Gratwanderung: Die von Selbstzweifeln geplagte Grundschulreferendarin Anna liebt zwar die Arbeit mit den Kindern, hadert aber mit dem strengen Schulsystem und ihrem mangelnden Durchsetzungsvermögen. Die Lehrertochter Katja ist hochmotiviert, eine gute Lehrerin zu werden und beginnt das Referendariat mit vollem Einsatz. Doch nach einigen Rückschlägen schwinden ihre Illusionen und es keimen sogar Zweifel an ihrer Berufswahl auf. Der von Anfang an stringente Ralf hegt weniger Zweifel an sich selbst und am Schulsystem. Sein Augenmerk liegt eher darauf, seine eigenen Potentiale auszuschöpfen und zu verfeinern. Die drei Protagonisten gehen sehr unterschiedlich mit der Belastung im Referendariat um. Doch alle durchlaufen einen Wandlungsprozess, der vom Regisseur hervorragend herausgearbeitet wird. Filmtechnisch arbeitet der Regisseur auf hohem Niveau. Die Kamera fängt die Situationen gekonnt ein. Montiert werden abwechselnd Sequenzen aus der Schule und aus dem privaten Umfeld, sodass die Protagonisten an Tiefe gewinnen und Raum für persönliche Gedanken erhalten. Eine besondere Note bekommt der Film vor allem dadurch, dass nicht nur die Hauptpersonen, sondern auch die Lehrer und Prüfenden wohlwollend betrachtet werden. ZWISCHEN DEN STÜHLEN reflektiert auf kluge wie kritische Weise das Schulsystem in Deutschland. Doch der Film macht auch Mut und Hoffnung, den steinigen Weg des Referendariats zu wagen und zu bewältigen.

http://www.fbw-filmbewertung.com/film/zwischen_den_stuehlen

Pressekontakt:

Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Schloss Biebrich Rheingaustraße 140
65203 Wiesbaden

Tel: 0611/ 96 60 04 -18
Fax: 0611/ 96 60 04 -11
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