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++ Landwirtschaft und Wasser: Verschmutzer und Schützer I BUND zu Auswirkungen intensiver Landwirtschaft und Lösungen zum Schutz unseres Wassers ++

Pressemitteilung

18. Juni 2025 | 065

BUND-Pressestelle

Tel.: 030 - 27586 - 109

presse@bund.net

Landwirtschaft und Wasser: Verschmutzer und Schützer

BUND zu Auswirkungen intensiver Landwirtschaft und Lösungen zum Schutz unseres Wassers

  • Landwirtschaft trägt zur Verschmutzung unseres Grund- und Trinkwassers bei
  • Landwirtschaft wie kaum ein anderer Sektor auf sauberes Wasser angewiesen
  • Politik muss Verschmutzung angehen und Landwirtschaft beim Wasserschutz unterstützen

Berlin. Die Landwirtschaft ist einer der großen Verursacher von Wasserverschmutzung hierzulande. Mehr als ein Viertel unseres Grundwassers ist in einem schlechten chemischen Zustand. Oberflächengewässer werden durch Dünger, Pestizide und ihre Abbauprodukte belastet – die Nitratbelastung liegt bei einem Viertel der deutschen Messstellen des EU-Messnetzes über dem europaweit geltenden Schwellenwert. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert für die Landwirtschaft angesichts der sich zuspitzenden Klimakrise, zunehmender Trockenheit und der Belastung von Gewässern und Grundwasser umfangreiche Gesetze und eine Förderung der Höfe zum Schutz unseres Wassers.

Verena Graichen, Geschäftsführerin Politik beim BUND: „Unsere Flüsse, Meere und unser Grundwasser müssen vor Überdüngung und Pestizideinträgen geschützt werden. Wasser ist Leben, das gilt gerade auch für die Lebensmittelproduktion. Denn unsere Versorgung mit guten, gesunden Lebensmitteln ist davon abhängig, dass Pflanzen und Tiere ausreichend sauberes Wasser zur Verfügung haben.“

Amphibien und Wasserpflanzen werden durch einen zu hohen Eintrag gefährdet, Flüsse und Seen drohen umzukippen, Blaualgenalarm führt zu Schwimmverboten in Seen. Und nicht zuletzt belasten zu viel Nitrat und Pestizidrückstände wie die Ewigkeitschemikalie TFA, die auch aus Pestiziden stammt, unsere Umwelt. Die Reinigung unseres Trinkwassers wird dadurch immer aufwändiger und kostspieliger.

Graichen: „Unser Trinkwasser muss immer aufwändiger gereinigt werden. Es braucht dringend ein nationales Düngerecht, das die Verursacher von Nitratüberschüssen in die Pflicht nimmt. Die geplante Aufhebung der Stoffstrombilanz und jegliches Streichen von einzelbetrieblicher Verantwortung sind genau das falsche Zeichen. Eine besser verteilte Tierhaltung mit weniger Tieren und Ställen, gekoppelt mit einer ambitionierten Pestizidreduktion sind wichtige Schritte hin zum Schutz der Ressource Wasser. Ein Verbot besonders gefährlicher Pestizide, um die Auswirkungen auf Ökosysteme zu begrenzen, ist unumgänglich.“

Wasserschutzlösungen in der Landwirtschaft: weniger Wasser verbrauchen, Klimaanpassung leisten

Gleichzeitig leidet die Landwirtschaft besonders darunter, wenn nicht ausreichend sauberes Wasser zur Verfügung steht. Neben Maßnahmen, die den Eintrag von Stickstoff, Phosphat und Pestizidrückständen in Grund- und Trinkwasser eindämmen, sind für zukunftsfähige Landwirtschaft Anpassungen an die Klimakrise zentral. Aus Sicht des BUND gibt es keine einfache technologische Lösung, wie sie beispielsweise mit Gentechnik-Pflanzen propagiert wird. Mischkulturen mit mehr ökologischen und robusten Züchtungen und vielfältige Fruchtfolgen bieten die bessere Risikostreuung für die Betriebe.

Graichen: „In Zeiten der Klimakrise, in Zeiten von Trockenheit, Dürren und Starkregen sind Veränderungen in der Landbewirtschaftung nötig. Zudem ist es im Interesse der Landwirtinnen und Landwirte genauso wie in unser aller Interesse, dass die Landwirtschaft Wasserschutz betreibt. Neben einer Reduktion von Dünger und Pestiziden brauchen wir eine Förderung für die Wasserschutz-Landwirtschaft. Humusreiche, durchwurzelte und wenig verdichtete Böden haben eine bessere Wasserhaltekapazität. Das Risiko von Bodenverlust bei Starkregen ist vermindert, und in Dürrephasen sind die Ernten besser gesichert. Bewässerung muss in Zukunft gezielter und effizienter eingesetzt werden. Dafür braucht es Investitionen und Förderung sowie Wissenstransfer. Und die Höfe brauchen jetzt eine Politik, die die Weichen in Zeiten der Klimakrise hin zu einer resilienten Landwirtschaft stellt.“

Hintergrund:

Die Hauptursachen des hohen Nitrat-Eintrages in Grund- und Oberflächengewässer sind die konzentrierte Intensivtierhaltung sowie Überdüngung. In Deutschland gibt es weiterhin kein verursachergerechtes Düngerecht. Der BUND fordert die neue Bundesregierung auf, das zuletzt im Bundesrat gescheiterte Düngegesetz schnellstmöglich wieder in Angriff zu nehmen. Die geplante Aufhebung der Stoffstrombilanzverordnung ist aus BUND-Sicht der falsche Schritt. In der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) herrschte Konsens, dass es einzelbetriebliche Bilanzierung und verursachergerechte Regelungen braucht. Nun im Eilverfahren die Stoffstrombilanz aufzuheben, ohne gleichzeitig Alternativen auf den Weg zu bringen, nutzt weder Umwelt noch Landwirtschaft.

Pestizidauswaschungen und -rückstände sind hauptverantwortlich für Artensterben und sinkende ökologische Vielfalt in Gewässern. Insbesondere persistente Abbauprodukte wie die aus PFAS stammenden TFA-Verbindungen, die auch durch Pestizide in die Umwelt gelangen, stellen zudem Kläranlagen und Wasserversorger vor die teure Herausforderung zusätzlicher Reinigungsstufen. Der Einsatz von Pestiziden muss deshalb stark reduziert werden, in Wasserschutzgebieten ist auf chemisch-synthetische Pestizide zu verzichten, besonders gefährliche Pestizide müssen verboten werden.

Klimaanpassung in der Landwirtschaft erfordert Veränderungen in den Anbausystemen, da der Klimawandel keine Einzeleffekte hat (wie konstant mehr Trockenheit), sondern vor allem die Ausschläge zwischen Starkregenereignissen, Stürmen und Dürrephasen größer werden. Resiliente Landwirtschaft gelingt am besten mit breiten Systemen, die Risikostreuung ermöglichen: mit robusten Sorten, die stabilen Ertrag unter verschiedenen Klimabedingungen liefern statt Höchsterträge unter optimalen Bedingungen. Zudem braucht es eine Stärkung der natürlichen Widerstandsfähigkeit, wie bspw. die Erhöhung der natürlichen Wasserhaltefähigkeit der Böden. Vieles ist hier in der Erprobung, aber muss Landwirt*innen bekannt gemacht werden. Die Umstellung auf neue Anbausysteme sollte gefördert werden.

Bewässerung hat in den letzten Jahren zugenommen, immer länger werden auch Getreide und Feldkulturen bewässert. Bei knapper werdendem Wasser und voraussichtlich steigenden Kosten auch für den landwirtschaftlichen Wasserverbrauch ist das allerdings keine tragfähige Lösung.

Mehr Informationen:

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ist mit insgesamt über 674.000 Mitgliedern und Unterstützer*innen einer der größten Umweltverbände Deutschlands. Seit 50 Jahren engagiert er sich unter anderem für eine ökologische Landwirtschaft, den Klimaschutz, den Schutz bedrohter Arten, des Waldes und des Wassers. Finanziert durch Spenden und Mitgliedsbeiträge ist der BUND unabhängig von Politik und Wirtschaft.

Hrsg.: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e.V., Nicole Anton (v.i.S.d.P.), Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin

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