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"Um mich billig los zu werden"
"Report Mainz": Bisher unbekannte Dokumente aus der Hinterlassenschaft des jüdischen Porsche-Mitgründers Adolf Rosenberger werfen neues Licht auf die Firmenschichte

"Um mich billig los zu werden" / "Report Mainz": Bisher unbekannte Dokumente aus der Hinterlassenschaft des jüdischen Porsche-Mitgründers Adolf Rosenberger werfen neues Licht auf die Firmenschichte
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Mainz (ots)

Der frühere Rennfahrer und Mitgründer der Porsche GmbH, Adolf Rosenberger, sah sich im Nationalsozialismus aus dem Unternehmen gedrängt, weil er Jude war. Das geht aus Dokumenten aus der Hinterlassenschaft Adolf Rosenbergers hervor, die dem ARD-Politikmagazins "Report Mainz" exklusiv vorliegen. So schrieb er in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg an seine Anwälte wörtlich: "Es wurde mir vorgehalten, dass ein Wimpel ... als judenreiner Betrieb nicht gegeben würde, solange ich Gesellschafter bin. (...) Ich unterstelle den Herren Porsche und Piëch zumindest keinen persönlichen Antisemitismus. Wie jedoch bereits geschildert, haben sie sich meiner Mitgliedschaft als Jude bedient, um mich billig los zu werden." Die Dokumente werden von der mit Rosenberger befreundeten Familie Esslinger in Los Angeles aufbewahrt.

Damit ist die im September veröffentlichte wissenschaftliche Aufarbeitung der Frühgeschichte von Porsche unvollständig. Dem vom Unternehmen mitfinanzierten und vom Stuttgarter Historiker Professor Wolfram Pyta erstellten Buch fehlen die von "Report Mainz" recherchierten Dokumente. Damit bleibt ein wichtiger Teil der Sichtweise von Adolf Rosenberger unberücksichtigt. Auf die Frage, warum er den Nachlass von Adolf Rosenberger nicht in seine wissenschaftliche Arbeit aufgenommen hatte, antwortet der Stuttgarter Historiker Professor Pyta: "Also ich wäre gerne bereit gewesen, diese Akten auszuwerten, nur sind mir diese Akten nicht zugänglich gemacht worden und es hat eine Kontaktanbahnung von mir gegeben." Tatsächlich aber kann sich die Verwalterin der Hinterlassenschaft von Adolf Rosenberger, Phyllis Esslinger, nur an ein Telefongespräch mit einer Mitarbeiterin von Professor Pyta im Januar 2014 erinnern. "Dann fragte mich seine Mitarbeiterin, ob mich der Professor demnächst kontaktieren dürfte - über die Unterlagen und meine Beziehung zu Rosenberger. Ich sagte ja und wurde danach nie mehr kontaktiert", sagte sie im Interview mit "Report Mainz".

Der jüdische Mitgründer und Mitgesellschafter des Konstruktionsbüros, der Keimzelle der Firma Porsche, trat 1933 als Geschäftsführer ab und musste 1935 seine Porsche-Geschäftsanteile zum Nennwert abgeben. Im Interview mit dem ARD-Politikmagazin "Report Mainz" sagte Pyta: "Adolf Rosenberger war in der Tat der Sponsor. Er war der Geldbeschaffer. Er war derjenige, der die Flauten, die es immer wieder gab und gerade am Anfang, ausbügelte." Allerdings betonte er dem ARD-Politikmagazin gegenüber: "Ich habe bei meinen Forschungen kein einziges Zeugnis gefunden, dass eine antisemitische Einstellung von einem führenden Mitglied der Porsche GmbH eindeutig belegen würde."

Die Familien Porsche und Piëch teilten auf Anfrage von "Report Mainz" mit, dass sie sich "zu diesen Zitaten nicht äußern" könnten, da sie "über diese Vorgänge nicht mehr wissen" würden, als "Prof. Pyta in seinem Buch" aufgeführt habe. Darüber hinaus sei "das Verhältnis zwischen der Porsche-Geschäftsleitung und Rosenberger nach Abschluss des finanziellen Vergleichs im September 1950 nicht zerrüttet" gewesen. Die Anwälte Rosenbergers hatten sich in Abwesenheit ihres Mandanten 1950 mit Porsche verglichen. Er erhielt 50.000 DM und einen Neuwagen. Adolf Rosenberger beklagte sich gleichwohl noch 1966, ein Jahr vor seinem Tod, über Ferdinand Porsche in einem Schreiben an das ZDF: "Von einem alten geschätzten Freund habe ich ... gehört, dass Dr. Porsche ... - wohl angesteckt - von der damaligen Zeit - sich antisemitisch über mich geäußert hatte."

Zitate gegen Quellenangabe frei.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an "Report Mainz", Tel. 06131 929 33351 oder -33352.

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