Leipzig Tourismus und Marketing GmbH
Aktuelle Wechselausstellung im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig: "Wer nichts sehen wollte, hat nichts gesehen."
Das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig nimmt die Besucher aktuell mit auf eine Reise von Holocaust bis DDR: "Inszeniert. Deutsche Geschichte im Spielfilm." Die populäre Aufbereitung von Fakten und Fiktionen übertrifft an Reichweite das gedruckte Wort, schulische Angebote und alle anderen Vermittlungsformen. Die Ausstellung zeigt zu sieben ausgewählten Themenfeldern über 500 Objekte, darunter Drehbücher, Plakate, Preise und Requisiten sowie zahlreiche Filmausschnitte. Unter den Exponaten befindet sich die Jacke eines Häftlings aus dem DEFA-Film "Nackt unter Wölfen", den Frank Beyer 1963 nach dem Roman von Bruno Apitz drehte, aber auch die Uniform, die Tom Cruise als Claus Schenk Graf von Stauffenberg im Film "Operation Walküre" (2008) trug. Zu sehen ist die Wechselausstellung vom 5. April 2017 bis 7. Januar 2018. Der Eintritt ist frei.
Fiktion oder Realität? - Wie solche Serien oder Spielfilme, wie z.B. "Die Flucht", "Das Leben der Anderen" oder "Der Baader Meinhof Komplex" das kollektive Geschichtsbewusstsein geprägt und den öffentlichen Diskurs angestoßen haben, wird in der neuen Wechselausstellung "Inszeniert. Deutsche Geschichte im Spielfilm." von Dr. Jürgen Reiche und Dr. Christian Peters thematisiert. Kernpunkt der Ausstellung ist die Darstellung des Spannungsfeldes zwischen Unterhaltung und Realität, das Spiel mit der authentischen Inszenierung eines historischen Ereignisses, oft mit bekannten Charakteren in den Hauptrollen. Es wird bewusst nicht die Filmgeschichte in den Mittelpunkt gerückt, sondern die deutsche Geschichte im Film aufbereitet, da gerade das Potenzial des Formates Spielfilm nicht zu verachten ist. Der Zuschauer erlebt mit einem geschichtlichen Spielfilm eine Liveschaltung in die Vergangenheit. Von einer vorherrschenden Geschichtsverdrossenheit der 1950er bis 1970er Jahre, lässt sich gerade in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung hin zu einer regelrechten Geschichtsbesessenheit beobachten.
Eine weitere Komponente der Ausstellung ist es, so Dr. Jürgen Reiche, Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums, die Medienkompetenz der Besucher zu schulen. Sie sollen ein Gespür dafür entwickeln, was Wirklichkeit ist und was Fiktion. Es wurde pro Themenbereich immer ein Film in den Mittelpunkt gerückt, der in besonderem Maße die öffentliche Debatte anregte und verschiedene Blickwinkel auf die historischen Meilensteine eröffnete. So erreichte beispielsweise die TV-Serie "Holocaust" durch ihre emotionale Machart ein sehr breites Publikum und traf auf viel Betroffenheit bei den Zuschauern.
Zum Thema "Flucht, Vertreibung und Integration" sowie "Linksterrorismus" können die Spielfilme "Die Flucht" und "Die Gustloff", die 2007 und 2008 vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgestrahlt wurden, als Wendepunkte beziehungsweise Perspektivwechsel betrachtet werden, was die deutsche Opferrolle betrifft. Das erste Mal standen das Leid und die Schicksale deutscher Flüchtlinge nach Ende des Zweiten Weltkrieges im Focus und stießen auf ebenso große Resonanz. "Der Baader Meinhof Komplex" (2008) rückt zehn Jahre nach der von der Roten Armee Fraktion verkündeten Selbstauflösung den Realitätsverlust innerhalb der RAF und deren Gewalt in den Mittelpunkt.
Die Ausstellung lädt ein, die teils kontroversen Diskussionen und öffentlichen Debatten um Authentizität der Filme und Serien wieder aufzunehmen und die eigene Perspektive gegebenenfalls zu überdenken. "Manchmal muss man sich von der Wahrheit entfernen, um der Wirklichkeit gerecht zu werden", um es mit den Worten des bereits verstorbenen Bernd Eichingers zu unterstreichen.
Anlässlich der neuen Wechselausstellung ist beim Kerber Verlag ein 248-seitiges Begleitbuch erschienen, welches zu einem Preis von 19,90 Euro an der Museumskasse oder Buchhandel erhältlich ist.
Weitere Informationen zur Ausstellung: www.hdg.de
Weitere Informationen zum Kerber Verlag: www.kerberverlag.com