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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Gaulands »Vogelschiss«

Bielefeld (ots)

Ruhig bleiben oder sich aufregen? Vor dieser Frage stehen alle paar Tage landesweit nicht nur die Kommentatoren in den Medien, sondern grundsätzlich jeder - ob in Facebook, am Stammtisch oder in anderen Diskussionsrunden. Klar ist, dass die Gaulands, Weidels und von Storchs mit ihren Provokationen geradewegs auf öffentliche Empörung spekulieren. Sie kalkulieren, dass die Wellen, die die AfD damit auslöst, der Partei eine Bedeutung zumessen, die sie nicht hat und nicht verdient. Also gibt es viele, die sich vornehmen, zu schweigen. Erstens ist es bequemer. Und zweitens sogar noch mit dem guten Gefühl verbunden, nicht als »dummer Empörer« der AfD in die Hände zu spielen. Dann kommt der 2. Juni 2018, an dem der 77-jährige AfD-Parteichef die Hitler-Zeit einen »Vogelschiss« in über 1000 Jahren deutscher Geschichte« nennt. Und wieder hat das Schweigegebot zurückzutreten. Es gibt Tabus, die zu den Säulen von Demokratie, Anstand und Rechtsstaat gehören. Dazu gehören Wahrheiten wie die historische Verantwortung für 50 Millionen Tote im Zweiten Weltkrieg und für den industriellen Mord der Nazis an Millionen Juden, Sinti, Roma, gläubigen Christen, Gewerkschaftern, Kommunisten, Homosexuellen, psychisch Kranken und vielen anderen. Wer diese Schandtaten, die zu den größten Katastrophen der Menschheitsgeschichte zählen und nicht einmal drei Generationen zurückliegen, als Randereignis abtut und seine Provokation noch durch Absingen der ersten Strophe des Deutschland-Liedes (»Deutschland, Deutschland über alles«) bekräftigt, sucht ganz offensichtlich die Allianz mit der rechtsextremen NPD und ideologisch ähnlich ausgerichteten Gruppierungen. Dafür bohrt er in das Fundament, auf dem dieser Staat und die deutsche Gesellschaft aufgebaut ist. Alexander Gauland ist eine Schande für jeden, der mit ihm Umgang hat. Unter den fast 5,9 Millionen Bürgern, die bei der Bundestagswahl 2017 der AfD ihre Stimme gaben, taten dies mit Sicherheit manche aus Protest gegen die etablierten Parteien. Spätestens jetzt sollten sie erkennen, welch unseligen Geistes Kind diese sogenannte »Alternative« ist. Klar ist, dass nach der nächsten Wahl keiner sagen kann: Das habe ich nicht gewusst.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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