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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Waffen für Syrien

Bielefeld (ots)

Die politische Lage im Nahen Osten ist in etwa so übersichtlich wie das Gassengewirr in der Altstadt von Jerusalem. Während ein Verlaufen dort aber maximal einen Umweg zur Folge hat, kann es bei den Konflikten in der Region fatale Folgen haben, auf den oder die Falschen zu setzen. Leidvolle Erfahrungen macht die Weltgemeinschaft damit bereits seit Jahren - nicht nur in Persien (später dem Iran) oder mit dem Irak. Auch die im arabischen Frühling erblühte Hoffnung auf echte Demokratien nach westlichem Verständnis ist längst verdorrt. Denn zahlreiche vom Westen gefeierte Freiheitsfreunde haben sich nach kürzester Zeit an der Macht als genauso autoritär, korrupt und nur der eigenen Klientel verpflichtet herausgestellt. Aber auch das ist schon wieder vergessen - oder verdrängt. Noch mehr Waffen sollen in Syrien an die Aufständischen geliefert werden. Nach dem Motto: Frieden schaffen mit mehr Waffen. Doch wäre ein Syrien ohne Baschar al-Assad wirklich ein für alle Einwohner friedlicheres, die Region stabilisierendes Land? Oder bomben sich im Nachbarland Israels nicht andere, noch Militantere an die Macht und leiden dann einfach nur andere Menschen? In den Konflikten des Nahen Ostens geht es häufig gar nicht um die Installierung einer Demokratie - jedenfalls nicht nach westlicher Ausprägung. Meist sind es Konflikte zwischen Religionsgemeinschaften, zwischen Clans, die sich das Deckmäntelchen Demokratie überziehen, um in der Weltgemeinschaft für sich zu werben. Die Mehrheit der Bevölkerung in Syrien gehört der Glaubensrichtung der Sunniten an. Kontrolliert wird das Land aber von der Minderheit der Alawiten. Denen gehört auch Baschar al-Assad an. Unter seinem Regime konnten die Christen in diesem arabischen Land unbehelligt leben. Das tun sie derzeit nicht mehr. Rund um Homs, wo die meisten Christen leben, soll es seit einem Jahr vermehrt zu Gewaltakten gekommen sein. Das öffentliche Leben wird unter Zwang lahmgelegt. Wer ist also der Gute in diesem Konflikt, wer ist der Böse? Mittlerweile werden die Opfer in dem seit zwei Jahren schwelenden Aufstand/Konflikt/Krieg auf 70 000 geschätzt, jeden Monat sterben derzeit 3000 Menschen. Um die Freie Syrische Armee zu unterstützen, sollen der US-Außenminister John Kerry Katar und Saudi-Arabien grünes Licht gegeben haben, neben panzerbrechenden Waffen auch Luftabwehrraketen an die Aufständischen zu liefern. Großbritannien und Frankreich fordern nun eine Aufhebung des Waffenembargos. Die reguläre syrische Armee bekommt weiterhin Nachschub aus Russland und dem Iran. Die Implosion des Staates mit rund 22 Millionen Menschen kann noch quälend lange dauern. Waffen in diese bereits jetzt vor Waffen starre Region zu schicken ist der falsche Weg. Das lehrt die Geschichte. Auch in der Altstadt von Jerusalem.

Pressekontakt:

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Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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