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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Pferdefleisch

Bielefeld (ots)

Lasagne al cavallo. Hört sich gut an, weil Italienisch meistens gut klingt, will aber trotzdem keiner haben. Denn wenn die Teigblätter mit Pferdehack bestrichen sind, dann wüsste man das doch gern vor dem Essen. Aber was weiß man schon über Fertiggerichte? Jedenfalls nicht, woher das Fleisch kommt. Das muss bei verarbeiteten Lebensmitteln nämlich nicht angegeben werden. Die Tierart genügt. Beim neuesten Skandal ist nun selbst diese laxe Vorschrift nicht befolgt worden. Durch das Ersetzen von Rindfleisch durch billigeres Pferdefleisch wollte offenbar jemand seinen Gewinn erhöhen. Wo dieser Jemand sitzt, das ist aber noch völlig unklar angesichts einer Liefer- und Produktionskette, die von Großbritannien und Irland über Luxemburg, Frankreich, Zypern und die Niederlande bis in das einschlägig vorbelastete Rumänien reicht. Angekommen sind verdächtige Produkte auch in Nordrhein-Westfalen. Richtig schlimm ist das für Verbraucher rein körperlich wohl nicht. Denn zumindest das Fleisch von Pferden, die nicht zu Lebzeiten mit Medikamenten vollgepumpt wurden, ist alles andere als gesundheitsschädlich. Manche Leute finden es sogar ausgesprochen lecker. Das beweisen etwa die umlagerten Stände mit Rossbratwürstchen auf vielen Weihnachtsmärkten. Doch erstens gibt es auch so etwas wie moralischen Ekel. Der hält Menschen davon ab, bestimmte Tiere zu essen, auch wenn sie anderswo als Nahrungsmittel angesehen werden. Man muss sich nur einmal den Aufschrei vorstellen, wenn Hunde- oder Katzenfleisch gefunden worden wären. Ähnlich mag mancher empfinden, wenn er an Pferd auf dem Teller auch nur denkt. Und zweitens hat der Kunde schlicht ein Recht darauf, dass in der Packung das drin ist, was draußen drauf steht. Alles andere ist strafbarer Betrug. Doch nicht nur anlässlich der Fastenzeit ist es angeraten, über diesen konkreten Skandal hinauszudenken. Ist es denn richtig, dass Fleisch eine Rundreise durch Europa absolviert hat, bevor wir es aus der Packung nehmen? Brauchen wir überhaupt so viel Fleisch, dass die Produktion allein in Deutschland zwischen 1997 und 2012 von fünf Millionen auf acht Millionen Tonnen gestiegen ist? Und zu welchen Niedrigpreisen erwarten wir diese Massen in den Geschäften? Für die aufrichtigen Erzeuger, die dem Nahrungsmittel Tier einen Rest an artgerechtem Leben gewähren, bleiben in diesem System keine großen Gewinnspannen übrig. Die Verbrecher jedoch nutzen die verwirrenden Warenwege, um durch Etikettenschwindel zu Geld zu kommen. Am Ende verlieren die Branche und die getäuschten Verbraucher. Wem dies alles zuwider ist, der fragt sich am besten einmal, wie viel ihm sein Essen wert ist. Und dann fragt er bei seinem Fleischer oder in seinem Supermarkt, was er dafür bekommt. Über die Antwort lässt sich bis Ostern gut nachdenken.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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