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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert:

Bielefeld (ots)

Aus den USA sind die ersten Wellen von
Kreditkrisen auf Europa zugekommen: die Hypothekenkreditkrise und 
neuerdings die Kreditkartenkrise. Demnächst wird die Derivatekrise 
die beiden vorigen noch übertreffen. Alle diese Krisen sind aus den 
globalisierten Großbanken und ihren Finanzprodukten entstanden, weil 
deren leichtsinnige Vorstände und Anlageexperten
- langfristige Kredite gegeben und wegen der Zinsdifferenz mit 
kurzfristigen Gegengeschäften finanziert haben (z.B. Hypo Real Estate
Bank),
- in immer größerem Maße meist faule Kreditpakete untereinander 
verkauft und beliehen haben,
- sich immer stärker in Derivaten und Hedgefonds engagierten, die 
wegen überwiegender Fremdfinanzierung große Eigenkapitalgewinne 
versprachen (Hebelwirkung), aber eben entsprechende Risiken bargen.
Man fragt sich heute, warum die Vorstände dieser Großbanken der 
Renditegier immer faulerer Geschäfte erlegen sind, warum die 
Aktionäre die faulen Geschäfte ihres Bankvorstandes geduldet haben 
und warum die staatlichen Aufsichtsorgane (Bafin) gegen diesen immer 
schnelleren Bankentanz nicht eingeschritten sind.
Nicht alle Banken haben allerdings diesen Teufelstanz betrieben. Die 
Sparkassen und Genossenschaften sind weitgehend solide geblieben und 
wurden dafür lange missachtet.
Als nun die Bankenblase in USA (Lehman Brothers) und Deutschland 
(IKB) zu platzen begann und die Zockerbanken nach Staatshilfe 
schrien, wurden innerhalb von Tagen in den USA 700 Milliarden Dollar,
in Deutschland 480 Milliarden Euro an Hilfen und Staatsgarantien zur 
Verfügung gestellt - Summen, die allein bei uns mehr als zwei 
Jahresetats ausmachen würden.
Warum eigentlich? Wenn Konzerne illiquide werden, sind Regierungen, 
Parteien, Gewerkschaften und Verbände immer hilfreich zur Seite. Wenn
aber jährlich 30 000 bis 40 000 und im nächsten Jahr mehr als 100 000
mittelständische Betriebe illiquide werden, ist dies »normale 
Marktauslese«.
Hätte die Regierung wirklich die Kreditversorgung unserer Wirtschaft 
- insbesondere des Mittelstandes - sichern wollen, dann hätte sie 
nicht marode Kreditgeber füttern dürfen, sondern den Kreditnehmern 
helfen müssen. Sie hätte dafür sorgen müssen, dass die 
mittelständischen Betriebe nicht als Folge der Bankenkrise ebenfalls 
illiquide werden, dass die Hilfe wirklich bei den kreditbedürftigen 
Unternehmen ankommt.
 Niemand in der Welt hatte für solche Liquiditätsklemme mehr 
Erfahrung als wir Deutschen: Nach dem letzten Kriege waren ebenfalls 
die Großbanken illiquide und alle Betriebe kreditbedürftig. Ludwig 
Erhard hat das Liquiditätsproblem dadurch gelöst, dass er allen 
Unternehmen Steuerfreiheit für die im Betrieb gehaltenen Gewinne 
verschaffte.Die Betriebe konnten dadurch aus eigener Kraft 
investieren, wachsen, Arbeitsplätze schaffen und Eigenkapital 
aufbauen.
 Dieses wäre der ordnungspolitisch allein richtige Hilfsansatz.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original content of: Westfalen-Blatt, transmitted by news aktuell

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