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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert zur Lage in Nahost:

Bielefeld (ots)

Der Gaza-Streifen mit seiner Million Menschen
wird im Chaos versinken oder zu einer Taliban-Provinz, was de facto 
das gleiche bedeutet. Denn die radikalen Islamisten-Gebilde sind 
bisher immer noch an den wirtschaftlichen Realitäten gescheitert, 
wenn das Ausland nicht das Fortbestehen subventionierte.
Gaza ist nur ein Krisenherd von mehreren in der unruhigen Region des 
Vorderen Orients. Ein weiterer ist Afghanistan, wo die Taliban dank 
iranischer Waffen wüten. Ein dritter ist der Libanon, wo die Syrer 
versuchen, das Chaos zu entfesseln, um die Regierung in Beirut zu 
stürzen, das Hariri-Tribunal doch noch zu verhindern und von den 
Europäern als Ordnungsmacht gerufen zu werden. Das scheint zwar 
illusorisch, aber die Alternative für Damaskus ist noch abwegiger: 
Ein Bruch des Bündnisses mit Teheran. Das will niemand in Damaskus 
riskieren. Dieses Vorgehen würde den Terror ins eigene Land holen und
Syrien in Fragen der Sicherheit von Israel und Amerika abhängig 
machen.
Ein vierter Vulkan steht im Irak und man weiß nicht wo und wie er 
ausbricht. Auch hier haben die Iraner ihre Finger im Spiel. Im 
Gaza-Streifen haben sie der Hamas mit Kampftraining und Waffen 
geholfen, meist über die syrische Schiene, im Libanon sitzen sie am 
Hebel der Hisbollah, in Afghanistan schleusen sie Waffen über die 
lange Grenze und im Irak ist der entsprechende Grenzverkehr ebenfalls
emsig unterwegs.
Präsident Mahmoud Achmadinedschad warnte indirekt, indem er Brände in
der Region ankündigte. Nun brennt es, aber anders als Teheran und 
Damaskus es wollen, sind die Brände eindämmbar und niemand ruft nach 
ihnen. Deshalb ist mit weiteren Anschlägen und Kämpfen zu rechnen. 
Übrigens auch in Europa. In Frankreich haben die Brigaden Abu Hafes 
al Masri Attentate angekündigt, es ist dieselbe Adresse, die sich 
auch der Attentate in Madrid bezichtigte.
Die erste Frontlinie aber liegt im Vorderen Orient. Dort geht es um 
einen Machtkampf zwischen Sunniten und Schiiten. Die syrischen 
Alawiten, die in Gestalt des Assad-Clans in Damaskus an der Macht 
sind, kann man historisch als schiitische Ableger bezeichnen, auch 
wenn es den Assads weniger um religiöse Ziele als um ein 
großsyrisches Reich geht. Sicher, auch bei der Hamas sind nicht 
Schiiten sondern Sunniten am Werk. Aber ihre Radikalität und die 
erklärte, nie aufgegebene Absicht, Israel zu vernichten, stellt sie 
eher an die Seite der schiitischen Mullahs als in das Lager der 
Saudis, Jordanier und Ägypter.
 Man kann sie als den verlängerten Arm der Mullahs in Palästina 
bezeichnen und so werden sie auch in Jerusalem und Washington 
eingeordnet. Dort hat man den Ernst der Lage wohl erkannt, ebenso in 
Riad und Kairo und in den Emiraten am Golf: Es geht um die 
Bestrebungen des Mullah-Regimes in Teheran, die Vorherrschaft in der 
gesamten Region zu erlangen und damit um die Vorherrschaft in der 
gesamten islamischen Welt. Die Unruhe hat durchaus Züge eines 
innerislamischen Religionskrieges.

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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