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Bezahl-Fernsehen als treibende Kraft für Digitalisierung der Kabel- TV-Netze Pressebericht zur 11. EUROFORUM-Jahrestagung „Die Zukunft der Kabel- TV-Netze“

Düsseldorf (ots)

Köln, 21.02.2005. Der Anteil der digitalen
Fernsehhaushalte nimmt stetig zu. Von Ende 2003 bis Ende 2005 hat
sich die Zahl der digitalisierten Kabel-TV-Haushalte in Deutschland
von 1,9 Millionen auf 3,5 Millionen (9,7 Prozent) erhöht. Als einen
Schlüssel zur Migration von analogen Kabelkunden in die digitalen
Netze nannte Prof. Dr. Torsten J. Gerpott (Universität Duisburg) auf
der 11. EUROFORUM-Jahrestagung „Die Zukunft der Kabel-TV-Netze“ den
digitalen Receiver. Ein deutliches digitales Wachstum könne ebenso
durch die Verbreitung von DVB-T und digitaler Satellitenreceiver
festgemacht werden. Der Vormarsch von DVB-T habe den
Kabelnetzbetreibern dabei einen neuen Konkurrenten beschert.
Da sich der Kabel-TV-Markt weiterhin nur sehr langsam entwickle,
betonte Prof. Gerpott vor den rund 130 Teilnehmern die Notwendigkeit
von digitalen Zusatzdiensten, um Kunden zu generieren und zu halten.
Der Anteil von klassischen Rundfunkdiensten sei in Deutschland nach
wie vor sehr hoch, der größte in Europa. Als eine Möglichkeit von
Zusatzdiensten nannte Gerpott den Einstieg in das Bezahl-Fernsehen.
KDG und Ish versuchten sich hier bereits durchzusetzen. Durch das
attraktive Free-TV sei es aber nicht einfach, in Deutschland digitale
Pay-TV-Sender anzubieten, räumte der Experte ein. Auf Dauer könnten
auch die privaten Sender die Digitaliserung nicht aufhalten. Dass
private Fernsehsender durchaus zum Umdenken bereit sind, zeigte auch
das am Morgen im Handelsblatt veröffentlichte Interview mit RTL-
Vorstandschef Gerhard Zeiler. Er kündigte einen Strategiewechsel der
RTL-Group in Sachen Bezahl-TV an: „Nicht alle Sender können allein
mit Werbung bezahlt werden. Deshalb werden wir Sender gründen, für
die die Zuschauer auch eine Gebühr zahlen.“ (Handelsblatt,
21.02.2005).
Der Markt für die Kabelnetzbetreiber wird nach Ansicht von Prof.
Gerpott auch durch Fernsehdienste via Internet zunehmend schwieriger.
Da die Bandbreiten hier immer attraktiver würden, könnte im
Film-Bereich eine ähnliche Situation wie mit Napster im
Musik-Geschäft entstehen. Eine Bedrohung durch Pay-TV-Pakete über DSL
sähe er dagegen mittelfristig nicht, da die Leistungen von DSL dazu
einfach noch nicht stark genug seien.
Große Potenziale für das Kabel sieht Prof Gerpott weiterhin im
Breitband-Internet und in der Telefonie. Zwar hätten schon 17 Prozent
der Haushalte einen DSL-Anschluss, aber es gäbe ja noch 83 Prozent zu
verteilen. Da die Erfahrungen im europäischen Ausland zeigten, dass
starke DSL-Länder auch starke Kabel-Länder seien, müsse die Branche
hier ihre Chancen nutzen. In der Telefonie sieht Gerpott eine starkes
Kundenbindungsinstrument. Außer Kabel BW hätten sich die
Netzbetreiber hier aber sehr zurückgehalten. Abschließend stellte er
fest, dass sich die Digitalisierung in Deutschland von den
Netzbetreibern nur durch das schnelle Internet und durch weitere
Pay-TV-Sender durchsetzen lasse.
Den Siegeszug der Digitaliserung in deutschen Wohnzimmern
bestätigte auch Prof. Dr. Klaus Goldhammer (Goldmedia GmbH). Er
prognostizierte, dass bis 2010 rund 47 Prozent der Haushalte digitale
Programme empfangen und sehen werden. Vorangetrieben würde dieser
Boom jedoch durch den Satellit. Im Breitband-Wettbewerb läge das
Kabel in Deutschland weit hinter DSL zurück, ebenso im Angebot vom
Zusatzdiensten. Insgesamt habe sich das Kabel im europäischen
Vergleich unterdurchschnittlich entwickelt.
Optionen für Kabel und Digitalisierung sieht auch Goldhammer im
Digital-TV. Bis 2010 würden 2000 neue Spartenkanäle in Westeuropa
erwartet. Der Sparten-TV-Markt wachse jedes Jahr um rund 100 Kanäle.
Auch hier läge Deutschland weit zurück, obwohl hier große Potenziale
für die Netzbetreiber auszuschöpfen seien. Der Berater zeigte auf,
dass allein in Großbritannien 280 Programme angeboten würden. 40
davon seien allein Teleshopping-Kanäle. Der Teleshopping-Markt sei in
Deutschland völlig unterentwickelt. Goldhammer verwies weiter auf
eine Studie, aus der hervorgeht, dass Nutzer die heute schon Sparten-
Kanäle schauen, gerne ein noch größeres Angebot nutzen würden.
Individuelle Interessen ließen sich durch Sparten-Kanale wesentlich
besser nutzen und darum seien mit solchen Angeboten erhebliche
Zuwächse zu erwarten.
Rund 70 Prozent der Bevölkerung wisse gar nicht, was digitales
Fernsehen überhaupt sei, stellte Goldhammer weiter fest: „Wir reden
an der Bevölkerung vorbei.“ Als eine Ursache für das fehlende
Bewußtsein der Bevölkerung für die Vorteile eines digitalen Kabels
nannte er das Fehlen eines einheitlichen Brandings und eines
einheitlichen Pricings: „Hier könnte sich das Kabel besser
organisieren. Es gibt keine Marke und Marketing. Darum wissen die
Zuschauer auch nicht, was Ihnen die Digitalisierung geben könnte“,
sagte er. Das die Branche dieses Manko durchaus erkannt hat, machte
Rüttger Keienburg vom Deutschen Kabelverband deutlich: „Wir brauchen
eine gemeinsame Marke. Der Kunde muss verstehen, was das Kabel alles
kann.“ Die Kabelbetreiber müßten sich einheitlich als
Kommunikationsdienstleister ins Bewußtsein der Menschen bringen. Dazu
sei es notwendig, dass alle gemeinsam an einem besseren Image des
Kabels arbeiteten. Keienburg zeigte sich auch optimistisch, dass es
schon bald eine Einigung zwischen den TV-Sendern und den Betreibern
in Bezug auf die Rechte für digitale Inhalte gebe. Damit würde das
digitale Kabel noch attraktiver für den Kunden gemacht werden.
Ein weiteres Problem der Kabelbetreiber, so Prof. Goldhammer
weiter, sei die falsche Vorstellungen von der Zielgruppe. So würde
zum einen die Gruppe junger Männer zwischen 18 und 34 Jahren
überschätzt. Diese Gruppe nutze das Fernsehen stärker für Videospiele
– auch interaktive – als zum Empfang von TV-Programmen.
Vernachlässigt würde vor allem die Zielgruppe von Frauen über 40.
Besonders Teleshopping würde von diesen Frauen genutzt. Je nach
Sender machten schon heute Frauen rund 40 Prozent der Zuschauer aus.
Auch im Spiele- Bereich würden Frauen stark unterschätzt.
Hardcore-Spieler seien zwar zu 95 Prozent Männer, Casual-Gamer seien
dagegen überwiegend Frauen im mittleren Alter. Weitere Potenziale
ergeben sich für Prof. Goldhammer auch durch Call Media. Immer mehr
Sender würden sich schon heute weniger über Werbung als über die
Zuschauer selbst finanzieren. Im großen Stil funktioniere bereits
heute schon die Interaktion mit Hilfe des Telefons. Zwar sagen noch
60 Prozent, sie würden Call-In-Möglichkeiten nicht nutzen. Aber auch
hier zeigt sich, dass Frauen über 40 die typischen Call-Media-Nutzer
sind. Die Bündelung der im Kabel möglichen Dienste seien entscheidend
für den zukünftigen Erfolg der Netzbetreiber.
Wie erfolgreich eine solche Bündelung von Diensten sein, machte
auch Marco Quinter (cablecom GmbH) am Erfolgsmodell des
schweizerischen Kabelbetreibers cablecom deutlich. Durch Innovation
und Wettbewerb habe cablecom gegenüber dem alten Monopolisten
swisscom einen echten Infrastrukturwettbewerb geschaffen. Heute habe
cablecom bereits 1,6 Millionen Kunden. Entscheidend für diesen Erfolg
seien die langfristigen Investionen von 3 Milliarden Euro in den
Netzausbau gewesen. So habe sich cablecom als Monopolbrecher
etablieren können. Der Wettbewerb sei vor allem durch Innovationen
vorangetrieben worden. In der Schweiz habe man die höchste
Kabelpenetration (90 Prozent) in Europa erreicht. cablecom bediene
mit seinen Partnern bereits 74 Prozent der Kunden. Als Erfolgsfaktor
für diese Entwicklung nannte Quinter das Triple Play. Die gute
Infrastruktur erlaube es, alle Kommunikationsinteressen der Kunden
bedienen zu können.
Aus Sicht des in ganz Europa tätigen Kabeloperators UPC erläuterte
Lorenz Glatz, (UPC Telekabel Wien GmbH) die Bedeutung des weiteren
technischen Ausbaus der Netze. Die große Bandbreite des Kabels sei
der Schlüssel für den weiteren Erfolg. Zukünftige Techniken wie HD-
TV könne DSL nicht anbieten. Als Kabeloperator habe man darum HDTV
voranzutreiben. Die technischen Herausforderungen seien allerdings
enorm.
Die Besonderheiten des französischen Kabel- und Satelliten-Marktes
stellte Jacques Raynaud (EUROSPORT S.A.) vor. Er betonte, dass sich
dieser Markt in Frankreich als PAY-TV-Markt verstehe. Ein großer
Unterschied zu Deutschland bestehe darin, dass das TV per ADSL in
Frankreich auf dem Vormarsch sei. Hier werde der Wettbewerb noch
stärker. DVB-T sei derzeit in Frankreich noch kein Thema. Aus
Sendersicht befürwortete Raynaud, dass digitale Angebote in
Frankreich nur Pay-Angebote seien. Hier gäbe es viele neue
Möglichkeiten für Paket-Angebote und Preisgestaltung. Bei richtiger
Produktpolitik könnte die Digitaliserung auch für Sender ein Erfolg
werden.
Ein Vergleich zwischen den Kabel-Märkten in Österreich und
Deutschland zogen der Medienexperte Werner Lauff und Karl Pachner
(ORF Österreichischer Rundfunk). Pachner verwies darauf, dass
Österreich immer noch sehr stark terrestrisch geprägt sei. Die
Digitalisierung würde hier stark durch den Satelliten bestimmt. Die
digitale Terrestrik sei in dem Alpenland erst in einer Testphase.
Eine Erfolgsstory für die österreichischen Netzbetreiber sei aber das
Internet geworden. Das Breitwandgeschäft würde stark von den
Kabelbetreibern dominiert. Hier sei es von Vorteil gewesen, dass die
Betreiber schon früh kostengünstige Angebote gemacht hätten. Eine
Gefahr durch TV über IP sieht Pachner allerdings nicht, da die
Telekom hier die Bandbreiten nicht entsprechend erhöhen könnte.
Unterentwickelt sei in Österreich die Telefonie über IP. Die Preise
im Festnetz und im Mobilbereich seien dafür aber auch zu attraktiv.
In Österreich sei durch die frühen Investionen in das Netz relativ
viel erreicht worden. Dadurch konnten die Kundenbeziehungen vertieft
werden, obwohl der Kabelkunde in Österreich höhere Preise zu zahlen
hat als in Deutschland. In Bezug auf den deutschen Markt stellte
Pachner fest, dass der Markt hier wesentlich robuster sei, als oft
gedacht. Seiner Ansicht nach sei in Deutschland zuviel Kraft für
Fusionen etc. vergeudet und dabei die Kunden und deren Bedürfnisse
aus den Augen verloren worden.
Die Entwicklungen und Strategien der großen Kabelnetzbetreiber zur
weiteren Digitalisierung stellten Dr. Margot Schohmann (Kabel
Deutschland GmbH, KDG), Nakul Dewan (ish GmbH & Co. KG) und Axel Dürr
(Kabel BW)vor. KDG und ish betreiben bereits eigene Digital-TV-
Pakete und zeigten sich zufrieden mit den ersten Erfolgen. So
vermarktet Kabel Deutschland seit dem Herbst 2004 das Paket Kabel
Digital Home mit 31 TV- und 47 Audio. Bis heute konnte Kabel
Deutschland insgesamt 200.000 Abonnenten für seine digitalen Angebote
generieren. Schohmann betonte die Möglichkeiten, die durch das
Digital-TV für das Kabel bestehen: „Digitale TV-Produkte haben einen
nachweisbaren positiven Effekt auf die Entwicklung der Kundenbasis“,
stellte sie fest.
Premiere decke bereits den hochpreisigen Premium-Bereich ab, es
fehle aber ein breites und preisattraktives Familienpaket. Mit
Digital Home habe die KDG diese Lücke geschlossen. Mit diesem
digitalen Programmpaket könne Vielfalt und Qualität angeboten und so
die Zuschauerinteressen besser befriedigt werden. Dazu brauche man
allerdings starke Partner und starke internationale Marken – wie zum
Beispiel Playboy oder Disney. Wichtig sei darüber hinaus auch der
Preis, der nicht über 10 Euro liegen dürfe.
Um die Digitalisierung weiter voranzubringen, möchte KDG auch
einen offenen Gerätemarkt beschleunigen. Darum habe sich die KDG auch
aus der Boxenfrage herausgenommen. Die Zertifizierung solle von den
Herstellern selbst vorgenommen werden und nicht von den
Kabelnetzbetreibern. Auch mit Blick auf das hochauflösende Fernsehen,
HDTV, sei die weitere Digitalisierung unabdingbar, führte Schohmann
weiter aus.
HDTV ist auch ein Thema von ish. Ish setzt bei seinem digitalen
Angeboten stark auf Fremdsprachenkanäle und auf ein a-la-carte
Angebot. Ish bietet keine Pakete an, sondern der Kunde kann selbst
seine Spartenkanäle wählen. Diese Strategie würde bei ish derzeit
diskutiert, so dass es auch hier bald neben a-la-carte auch Programm-
Pakete geben könnte. Nakul Dewan betonte auch die Bedeutung eines
eigenständigen Pay-per-View-Angebotes. Diese Angebote würden stark
durch das Marketing genutzt und seien häufig der Einstieg ins
digitale Fernsehen.
Kabel BW setzt dagegen weniger auf eigene Digital-TV-Pakete,
sondern versteht sich als eine offene Plattform für alle Anbieter von
digitalen Programminhalten. Axel Dürr betonte, wie wichtig es sei,
bei den Technologien führend zu sein, um eine große Dienstevielfalt
mit viel Free-TV, Digital Pay-TV, Telefonie und Internet auch in
Zukunft anbieten zu können. Ebenso gelte es die Interaktivität und
HDTV weiter voranzutreiben. HDTV ist für Dürr die Fernsehnorm der
Zukunft. Dazu müßten die Netze aber auf 862 MHz ausgebaut werden.
Als wichtiges Instrument zur Kundenbindung betonte Dürr auch die
Bedeutung der Telefonie. Bereits über 80 Prozent der Kabel-Internet-
Kunden würden auch über das Kabel telefonieren.
Die Sicht eines Produzenten auf die Digitalisierung des
Fernsehens, beschrieb Martin Hoffmann, Vorstandschef der Me, Myself &
Eye Entertainment AG (MME). In Bezug auf die Rechtfragen für die
Vermarktung von TV-Formaten im digitalen Bereich stellte er Forderung
an den Gesetzgeber. Dieser möge regeln, dass die Rechte für
Sendungen, die an die TV-Sender verkauft würden, nach einer gewissen
Zeit wieder an die Produzenten zurückfallen würden. So könnten auch
die Produzenten ihre Inhalte dem digitalen Fernsehen zur Verfügung
stellen.
Ansprechpartner:
EUROFORUM Deutschland GmbH
Dr. phil. Nadja Thomas
Pressereferentin
Tel: 0211-9686-3387
E-Mail:  nadja.thomas@euroforum.com
Ansprechpartner für die Redaktion:
Claudia Büttner
Leitung Presse und Öffentlichkeitsarbeit
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Tel.: +49 (0) 211 / 9686 3380
Fax: +49 (0)211 / 9686 4380
E-Mail:  presse@euroforum.com

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