Dr. Christian Pross im Gespräch mit tagesschau.de: "Geiselopfer müssen zur Ruhe kommen können"
Hamburg (ots)
Der Leiter des Berliner Behandlungszentrums für Folteropfer, Dr. Christian Pross, hat davor gewarnt, die Sahara-Geiseln nach ihrer Rückkehr mit Hilfsangeboten und Exklusiv-Verträgen zu überschütten. Im Gespräch mit tagesschau.de sagte Pross, wichtiger als die unmittelbare Betreuung durch Psychologen sei zunächst ein stabiles Umfeld. Wenn Geiselopfer sofort nach ihrer Rückkehr zu Gesprächen gedrängt würden, könne das "retraumisierend wirken" und "den Zustand sogar stark verschlechtern".
Wichtig sei es, im Umgang mit Geiselopfern "erst einmal Vertrauen aufzubauen". Erst danach könne man "versuchen, sich behutsam und vorsichtig an das Trauma heranzutasten". Viele Betroffene verlören "das Grundvertrauen in die Menschen überhaupt". Nach Ansicht von Pross ist es "unverantwortlich, die Leute mit Interviewanfragen zu überschütten". Viele Opfer wüssten nicht, was sie erwarte. Was sie erlebt hätten, sei mit Schamgefühl verbunden. Pross warnte: "Das vor der Öffentlichkeit preizugeben, kann eine große Belastung sein und den Zustand noch verschlimmern." Die Aufarbeitung des Erlebten gehöre "allein in die geschützte Atmosphäre einer Praxis eines Arztes oder eines Psychologen."
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