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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Grünen-Konzept zu individuellen Schulzeiten Pädagogische Lösungen nötig Stefan Boes

Bielefeld (ots)

Bildungsministerin Sylvia Löhrmann ist "überzeugt, dass sich nur mit unserem Modell die festgefahrene Strukturdebatte auflösen lässt". Glaubt sie wirklich, ihr Konzept der individuellen Lernzeiten würde schlagartig für Ruhe sorgen und Eltern, Lehrer und vor allem Schüler zufriedenstellen? Damit sollte sie nicht rechnen. Das Konzept würde dazu führen, dass Schulklassen nach der sechsten Klasse schon wieder neu gemischt werden: Die Guten kommen in den dreijährigen Zug, die Schlechten in den vierjährigen. Was nach Förderung der schwächeren Schüler klingt, könnte sich schnell als Stigmatisierung herausstellen. Die zukünftigen G9-Schüler mit der Lizenz zum Sitzenbleiben könnten unter den Mitschülern, die schon ein Jahr weiter sind, als diejenigen gelten, die es nicht hinbekommen. Auch bei Bewerbungen werden sie später im Nachteil sein. Schlecht ist das Konzept aber für beide Schülergruppen: Die G8-Schüler machen weiter Turbo-Abi mit viel Nachmittagsunterricht, die anderen müssen zusätzlich Förderstunden besuchen. Angesichts dieser hohen Lerndichte klingt Löhrmanns Aussage, die Schule der Zukunft müsse sich noch mehr als bisher am Kind orientieren, wie Hohn. Dafür braucht es andere, pädagogische Lösungen, nicht den Aufbau von komplizierten Parallelstrukturen. Auch im Sinne der Lehrer, die wenig Interesse an zweigleisiger Planung haben dürften. Wenn das G8 funktionieren soll, dann nicht so. Das Ziel sollte sein: gute und schwächere Schüler in einem Klassenverbund zu fördern, ohne dass jemand auf der Strecke bleibt.

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