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PHOENIX PROGRAMMHINWEIS
Donnerstag, 27. April 2000

Köln (ots)

20.15 Uhr Reisen wie im Roman
   Der geraubte Blick
Der Djemaa el Fna in Marrakesch ist wie der Mittelpunkt der Welt.
Ein großer belebter Platz der Gaukler, Wasserträger,
Schlangenbeschwörer und Geschichtenerzähler. Der Platz, auf dem
Geschichte und Gegenwart im ständigen Austausch stehen. Der Djemaa el
Fna ist Marokkos Herz und Gedächtnis. Marokko: das Land, in dem
Europa auf Afrika trifft. Zwei Welten, zwei Kulturen, die sich fremd
geblieben sind. Das haben die berühmten Schriftsteller Elias Canetti
und Paul Bowles so erlebt und beschrieben.
Marokko: die Schönheit der Landschaften, die Jahrtausende alten,
lehmfarbenen Städte, die bunten Märkte und Medinas, Nomadenstämme und
Karawanen in der Wüste - das muss jeden Reisenden faszinieren. Die
Menschen sind gastfreundlich, sie handeln gern, aber sie bleiben
unnahbar. Zwischen ihnen und dem europäischen Reisenden steht der
Islam, der mit seinen Verhaltensregeln die Welt des Glaubens ebenso
reglementiert wie den Lebensalltag.
Die meisten marokkanischen Frauen haben Angst davor, gefilmt zu
werden. Ihre Männer wollen es nicht. Sie sagen, die Frauen gehörten
ihnen nicht mehr allein, wenn Fremde ein Bild von ihnen besitzen -
geraubte Blicke.
Dokumentation von Michael Gramberg
21.00 Uhr Phantom der Mafia
   Deutschlands erfolgreichster Betrüger
Er residiert in der Nähe von Mailand. Das Bundeskriminalamt (BKA)
kennt seine Adresse, und doch kann es seiner nicht habhaft werden:
Hermann Bernhard Gartz, der sich selbst gern "Ben" Gartz nennt. Die
Erkenntnisse über Deutschlands erfolgreichsten Betrüger füllen beim
BKA mehrere dicke Ordner. Zuletzt lief 1993 in Wiesbaden ein
Verfahren gegen ihn. 1994 hat sich Gartz nach Italien abgesetzt.
Mit Mitte zwanzig war der heute 56-Jährige zum ersten Mal im
Gefängnis. Schon damals stand ihm sein Ziel klar vor Augen: Er wollte
reich werden. Als Freigänger legte er den Grundstock für seine
unglaubliche Karriere. Er beschaffte sich teure Autos, mietete in
Wiesbaden ein Büro unter feinster Adresse und ließ es mit teurem
Mobiliar ausstatten. Bezahlt hat er nichts. Sein wichtigstes
Geschäftsprinzip lautete: Versprich hohe Gewinne, und man leiht dir
Geld ohne Bedenken. Bis heute scheint er nach diesem Grundsatz zu
handeln.
Bald brauchte sich Gartz nicht mehr mit ungedeckten Schecks zu
begnügen. Um hohe Kredite von deutschen Banken zu bekommen,
verpfändete er "wertvolle" Gemälde, die genauso gefälscht waren wie
die Echtheitszertifikate international renommierter Professoren.
Privatkunden köderte er mit dem Angebot, kurzfristige Leihgaben mit
25 Prozent monatlich zu verzinsen. Wenn es brenzlig wurde, suchte
Gartz rechtzeitig das Weite.
Die Zentrale seiner "FinFirst Group" ist seit 1994 in Italien im
Mailänder Hinterland. Hier arbeiten mehrere Dutzend Angestellte,
Italiener und Deutsche, die Gartz durch bekannte Personalberater
rekrutiert. Doch die Geschäfte, denen er nachgeht, sind nicht einmal
für seine Mitarbeiter durchschaubar. Fest steht, dass er
einflussreiche Partner und prominente Kunden hat. Uwe Seeler und der
HSV-Vorstand waren in Mailand, um mit Gartz Finanzgeschäfte zu
besprechen, ebenso wie Geschäftsführer der BMW-Bank, Manager aus dem
Daimler-Konzern, Bankdirektoren und der persönliche Referent eines
deutschen Ministers. Mit Silvio Berlusconi pflegt Gartz Kontakte, und
auch Jörg Haider soll an einer Geschäftverbindung interessiert
gewesen sein.
Viele kleine Unternehmen, Existenzgründer und Privatiers haben
Gartz ebenso ihr Geld anvertraut - gutgläubige, aber auch geldgierige
Kunden. Sie alle hat das Versprechen hoher Rendite gelockt. Bis zu
50.000 Dollar Gebühren haben sie für obskure Kredite gezahlt,
geblendet vom Angebot selbsttilgender Darlehen und im aberwitzigen
Vertrauen darauf, Gartz habe im sogenannten
"Grundschuldbrief-Trading" die moderne Variante des Goldesels
entdeckt. Inzwischen wurden 43 Millionen Mark Schaden addiert.
Tatsächlich soll die Summe annähernd eine Milliarde Mark betragen.
In Österreich hat Gartz ein ganzes Dorf in den finanziellen Ruin
getrieben. So mancher hatte sich zusätzlich verschuldet, um noch mehr
Geld zum versprochenen hohen Zinssatz anlegen zu können.
Italienische Ermittler bringen Gartz mit Geldwäsche in Verbindung.
"Vieles deutet darauf hin, dass er Verbindungen zur organisierten
Kriminalität hat, zu multinationalen Gruppen, die hinter ihm
stehen.", sagt der Mafia-Experte Giovanni Ruggieri. Von gefälschten
Rechnungen ist die Rede und von großen Summen Schwarzgeld.
Inzwischen wurde Gartz mehrmals von der italienischen Polizei
festgenommen und wieder auf freien Fuß gesetzt - trotz vorliegender
Auslieferungsanträge der französischen und deutschen Polizei. So wird
sich das BKA wohl noch lange vergeblich um eine Festnahme bemühen.
Hermann "Ben" Gartz hat gute Freunde.
Dokumentation von Gero Gemballa
22.15 Uhr Mein Herz will nicht mehr reden
   Trauma durch Krieg und Vertreibung
"Mein Herz will nicht mehr reden!" stammelt Ahmet Haliti in der
Therapiesitzung. Er fügt mit heftigem Kopfschütteln hinzu: "Krieg ist
nicht für Menschen!" Der 33-jährige Kosovo-Albaner floh vor 8 Jahren
nach Frankfurt. Als Wehrpflichtiger der jugoslawischen Bundesarmee
sollte er im Kroatienkrieg auf Frauen und Kinder schießen, weigerte
sich, wurde in Militärarrest genommen, schwer gefoltert und
gezwungen, Kriegsverbrechen an Zivilisten mit anzusehen. Seitdem
verfolgen ihn diese Bilder des Grauens, machen ein "normales" Leben
unmöglich, obwohl Ahmet längst eine gute Arbeitsstelle hat und eine
Familie mit drei Kindern.
Ilhama Zlatic lebt mit ihren vier Töchtern seit fünf Jahren im
pfälzischen Landau. Die bosnische Familie hat Unbeschreibliches
hinter sich. Der Vater wurde von Arkan-Milizen umgebracht, der Mutter
ihr fünftes Kind während der Geburt von serbischen Hebammen im Bauch
tot getrampelt, die Kinder wurden Augenzeugen eines
Vergewaltigungsversuchs an ihrer schwerkranken Mutter.
Ahmet Haliti und Ilhama Zlatic gelten als "extrem traumatisiert".
Sie stehen beispielhaft für Zehntausende traumatisierter Flüchtlinge
allein in Deutschland. Die beiden werden im Frankfurter
Psychosozialen Zentrum für Opfer organisierter Gewalt therapeutisch
betreut, damit sie lernen können, ihr Trauma in ihr Leben zu
integrieren. Das heißt zunächst ganz praktisch: wieder schlafen zu
können, die ständige Todesangst zu bezwingen, neues Grundvertrauen zu
entwickeln. Ein langwieriger Prozess, der durch die deutsche
Ausländerpolitik nachhaltig gestört wird. Denn die Flüchtlinge fühlen
sich ständig bedroht von Abschiebung. Ärzte und Therapeuten sind sich
einig, dass dies retraumatisierend wirkt und eine erfolgreiche
Therapie unmöglich macht.
Film von Wolf Lindner
Rückfragen: 
PHOENIX Kommunikation, 
Telefon 0221-220-8477, 
Fax 0221-220-8089 Seite 1/2

Original content of: PHOENIX, transmitted by news aktuell

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