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Mittelbayerische Zeitung: Zurück zur Einfachheit
Die technische Entwicklung geht an vielen vorbei. Die Wiedergeburt eines Kulthandys macht Hoffnung.

Regensburg (ots)

aukenschlag auf dem Mobile World Congress in Barcelona: Das Nokia 3310 ist zurück! Das Kulthandy mit gewölbten Tasten und kleinem Display hat eine Welle der Begeisterung ausgelöst. Es ist vielleicht der Beweis dafür, dass eine Trendwende einsetzt: Die Technik passt sich dem Bedarf der Nutzer an - nicht mehr umgekehrt. Nokia hat einen geschickten Marketing-Coup gelandet. Der einstige Handy-Pionier aus Finnland will ins Smartphone-Geschäft einsteigen - mit einem Tastenhandy im Retrodesign. Der Bonus: Ein aus heutiger Sicht sehr einfaches Spiel, in dem eine Schlange Pixel über den Bildschirm jagt. Snake werden nicht mehr viele 20-Jährige kennen, aber das macht auch nichts. Nokia spricht seine Kunden von früher an. Das Zauberwort heißt hier: Nostalgie. Diejenigen, die beim Anblick des Uralt-Handys schmunzeln, denken an ihre eigenen Handy-Erfahrungen zurück. Damals, als die E-Mails aus dem Büro noch nicht in der Hosentasche, sondern auf dem Computer gelandet sind. Damals, als man sich im Urlaub noch entspannen konnte - und nicht ständig erreichbar war. Sehnsucht kommt auf. Dass diese Zeit noch gar nicht so lange zurückliegt, ist der rasanten Entwicklung in der Telekommunikationsindustrie geschuldet. Während 2009 gerade einmal sechs Millionen Deutsche ein Smartphone besaßen, sind es laut dem Branchenverband Bitkom heute 54 Millionen. Das heißt, 78 Prozent der Deutschen nutzen Smartphones. Und das häufig. Laut einer britischen Studie greift der durchschnittliche Nutzer 1500 Mal am Tag zu seinem Mobiltelefon. Noch vor dem Aufstehen wird der Facebook-Feed durchgescrollt, die Wettervorhersage aufgerufen und mindestens zwei, drei Nachrichten werden gelesen und verschickt. Die Freiheit, die uns diese Technik ermöglicht, möchten viele nicht mehr missen. Zu einer Verabredung pünktlich kommen? Nicht nötig: Eine schnelle Entschuldigung per WhatsApp oder Snapchat - zehn Minuten gewonnen. Jemanden nach dem Weg fragen? Geht auch mit Google Maps. Doch die Freiheit hat ihren Preis. Permanent erreichbar zu sein oder digitale Spuren zu hinterlassen will nicht jeder. Da kann man sich schon zurücksehnen in eine Zeit, in der das Handy noch ein "Dumbphone", also ein "dummes Telefon", war. Seine Funktionen beschränkt auf das Wesentliche: telefonieren, SMS schreiben - und Snake spielen. Einfachheit steht bei den neuen Modellen von Huawei, LG & Co. nicht an erster Stelle. Da ist die Rede von einer 19-Megapixel-Kamera, die bis zu 960 Bilder pro Sekunde schießt. Oder einem Display, das Farbräume und Kontraste darstellen kann, wie es sonst nur auf TV-Bildschirmen möglich ist. Die Hersteller überbieten sich Jahr für Jahr mit technischen Spielereien: schnellere Prozessoren, mehr Speicherkapazität, bessere Kameras, neue Funktionen - kompliziertere Benutzung. Viele Smartphone-Nutzer sind mit diesen Neuerungen überfordert. Genauso wie von den gefühlt immer schnelleren Zyklen, in denen Neues auf den Markt kommt - ohne, dass es einen wirklichen Mehrwert für den Nutzer darstellt. Der Wunsch nach Entschleunigung und Vereinfachung, der in vielen Bereichen des Lebens von immer mehr Menschen geäußert wird, hat nun bei den Produktstrategen Eingang gefunden. Nokia ist dabei vielleicht das bisher originellste Beispiel. Vielleicht ist das 3310 nur ein Gag. Vielleicht aber ist es ein Fingerzeig, dass wir in einer Zeit angekommen sind, in der sich die mobile Welt unserem Leben anpasst. Am Ende entscheidet der Kunde.

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