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Aachener Nachrichten: Cleverer Vorschlag - Martin Schulz fordert ein weiteres TV-Duell; ein Kommentar von Joachim Zinsen

Aachen (ots)

Natürlich ist Martin Schulz nicht naiv. Natürlich wusste der SPD-Kanzlerkandidat bereits vorab, dass Angela Merkel seine Forderung nach einem weiteren TV-Duell kategorisch ablehnen würde. Trotzdem war sein Vorstoß clever. Schulz hat damit der Öffentlichkeit erneut deutlich gemacht: Ich will mich politisch auseinandersetzen, die CDU-Chefin hingegen sitzt weiterhin im Schlafwagen und versucht, möglichst diskussionslos zurück ins Kanzleramt zu fahren. Merkels Weigerung, nochmals mit Schulz Auge in Auge zu debattieren, ist freilich nachvollziehbar. Beim ersten TV-Duell hat sie sich nach Ansicht vieler Beobachter überraschend gut geschlagen. Das lag zum einen am gebremsten Angriffswillen von Schulz. Zum anderen aber auch an den Themen, die von den Moderatoren aufgerufen wurden. Sie spielten der Kanzlerin in die Karten, weil das Konfliktpotenzial in der Türkeipolitik, der Flüchtlingspolitik oder der Inneren Sicherheit zwischen SPD und CDU relativ überschaubar ist. Aber würde sich Merkel nochmals so passabel aus der Affäre ziehen können, wenn vergessene Themen wie die Arbeitsmarktpolitik, die Steuerpolitik, die Rentenpolitik, der Klimaschutz und die Waffenexporten intensiv zur Sprache kämen? Sie selbst scheint es zu bezweifeln. Eine weitere TV-Diskussionsrunde der Spitzenkandidaten täte der politischen Willensbildung nur gut. Zumal immer noch mehr als 40 Prozent der Wahlberechtigten nicht wissen, ob und wen sie wählen sollen. Nur: Sie darf nicht wieder zu einem Langeweiler verkommen. Deshalb wäre es schön, wenn die Fernsehsender über den Schulz-Vorschlag hinausgehen und das bisherige Fernsehformat überarbeitet würden. Statt vier Moderatoren nur zwei, dafür die Spitzenkandidaten der kleinen Parteien mit an den Tisch. Sahra Wagenknecht, Cem Özdemir und Horst Seehofer treffen auf Merkel und Schulz - es wäre die Wiederauferstehung der guten, alten Elefantenrunde aus den 70er und 80er Jahren. Damals war noch richtig Stimmung in der Wahlkampfbude. Leider will Merkel das heute partout vermeiden.

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