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Malteser Migrationsbericht: Wie die Integration am Arbeitsmarkt gelingt

Malteser Migrationsbericht: Wie die Integration am Arbeitsmarkt gelingt
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Berlin (ots)

"Die Migrationsbewegungen nach Deutschland haben sich deutlich verändert. Die Herausforderungen für die Menschen, sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren, sind immer noch hoch", sagt der Ökonom Lars P. Feld. Der Leiter des Walter Eucken Instituts ist Autor des 5. Malteser Migrationsberichts für Deutschland. Im neuen Bericht geht es vor allem darum, wie Menschen mit Migrationshintergrund ihren Platz auf dem Arbeitsmarkt finden. Außerdem im Fokus: Bildung, Migration und Kriminalität.

Berlin. Laut dem neuen Malteser Migrationsbericht erreichen schutzsuchende Männer ab dem achten Jahr nach Zuzug eine höhere Erwerbstätigenquote (86 Prozent) als Männer mit deutscher Staatsangehörigkeit (81 Prozent). Bei den Frauen mit Migrationshintergrund ist die Quote dagegen deutlich geringer (33 Prozent) als bei deutschen Frauen (74 Prozent). "Die Entwicklung der Erwerbstätigkeit unter Schutzsuchenden kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden. Zu Beginn des Aufenthalts in Deutschland erschweren Beschäftigungsverbote und Residenzpflichten, fehlende Sprachkenntnisse sowie die eingeschränkte Übertragbarkeit von Berufsabschlüssen die Aufnahme der Erwerbstätigkeit", sagt Professor Lars Feld.

Laut den Wissenschaftlern aus Freiburg schrumpfte im vergangenen Jahr die Anzahl der Beschäftigten mit deutschem Pass um monatlich durchschnittlich 131.000 Personen. Der Anteil der Menschen mit einem Migrationshintergrund stieg dagegen im Schnitt um das Doppelte pro Monat (268.000).

Auf die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der Arbeitsmarktintegration weist Ulf Reermann, Personalvorstand der Malteser Deutschland, hin: "Deutschland benötigt in allen Bereichen, zum Beispiel der Wirtschaft, des Sozialen, der Medizin und Pflege, mehr und gut ausgebildete Arbeitskräfte. Wir müssen daher verstärkt Anreize schaffen, die Menschen, die in Deutschland leben, in den Arbeitsmarkt zu integrieren." Gute Ergebnisse - auch hinsichtlich einer geringeren Abhängigkeit von Sozialleistungen - erreichen dahingehend Maßnahmen für Schutzsuchende, die wegen ihrer Vorkenntnisse arbeitsmarktnah sind. Im direkten Kontakt mit Arbeitgebern können diese Personen ihre fachliche Eignung in der Praxis testen. Die Beschäftigungsquote dieser Gruppe erhöht sich um bis zu 20 Prozent gegenüber Menschen, die keine solche Maßnahmen nutzen. Ihr monatliches Einkommen erhöhte sich laut Analyse um rund 500 Euro. Wird eine berufliche Weiterbildung gefördert, erreichen Personen später sogar ein um fast 600 Euro höheres monatliches Lohnniveau. Der Bezug von SGB-II-Leistungen (u.a. Bürgergeld, Wohngeld, berufliche Qualifizierung) geht in beiden Gruppen um elf beziehungsweise 15 Prozent zurück.

Bildung

Mit Blick auf die Bildung stellt der Malteser Migrationsbericht fest, dass trotz gesetzlich verankerter Bildungsrechte nach wie vor strukturelle Ungleichheiten bestehen. Sie erschweren den Zugang zu Bildungsmöglichkeiten für Menschen mit Migrationshintergrund. Schon in der Vorschule zeigt sich zum Beispiel eine sehr unterschiedliche Betreuungsquote der Drei- bis Sechsjährigen: Kinder mit Migrationshintergrund kommen hier nur auf 77 Prozent, Kinder ohne Migrationshintergrund auf 99 Prozent.

Mehr als ein Drittel aller Schülerinnen und Schüler hat eine Einwanderungsgeschichte. Von allen Menschen in Deutschland ohne Bildungsabschluss hatte im Jahr 2023 die Hälfte einen Migrationshintergrund. Sebastian Schilgen, Geschäftsführer der Malteser Werke, die im Auftrag von Ländern und Kommunen geflüchtete Menschen in der ersten Zeit ihres Aufenthaltes in Deutschland betreuen, sagt: "Die Zahlen zeigen deutlich: Wer eine Einwanderungsgeschichte hat, bleibt überdurchschnittlich oft ohne Schul- oder Berufsabschluss. Das darf uns nicht ruhen lassen. Wir brauchen bessere Bildungs- und Qualifizierungsangebote, damit die Herkunft nicht über Lebenschancen entscheidet."

Migration

Im Jahr 2024 verließen Deutschland dauerhaft 1,3 Millionen Menschen, 1,7 Millionen wanderten ein. Bei der Anzahl der Asylsuchenden nach Deutschland zeichnet sich ein weiterer deutlicher Rückgang ab. In den ersten fünf Monaten des Jahres 2025 waren es 63.000 Menschen, die einen Asylantrag stellten. Im gesamten Jahr 2024 hatten noch 250.000 Personen um Asyl in Deutschland gebeten. Das waren wiederum bereits 30 Prozent weniger als im Jahr 2023.

Kriminalität

Basis ist die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS). In den meisten Deliktbereichen ist die Anzahl der Straftaten im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr in etwa gleichgeblieben. Diebstahl nahm unter deutschen wie nichtdeutschen Tatverdächtigen ab, dagegen nahm die Anzahl der Fälschungsdelikte in beiden Gruppen deutlich zu (plus 58 Prozent). Insgesamt bewegt sich die Kriminalität nach unten, auch wenn im Vergleich zum Jahr 2019 sieben Prozent mehr Delikte registriert wurden. Im Vergleich zum Jahr 2010 lag die Kriminalität im Jahr 2024 sechs Prozent niedriger. Um fast 40 Prozent wuchs die Anzahl fremdenfeindlicher Straftaten im Jahr 2023 gegenüber 2022. Um nahezu 120 Prozent auf fast 40.000 Fälle nahm die Schleuserkriminalität zu.

Standpunkte

Neben der Analyse bietet der Malteser Migrationsbericht auch "Standpunkte" prominenter Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung an. Die fünf Autoren der Arbeitgeberverbände, Industrie- und Handelskammer, Bundesagentur für Arbeit, Caritasverband und Arbeitsmarktforschung konzentrieren sich auf Vorschläge und Erfahrungen zum Thema Arbeitsmarktintegration.

Download

Der 5. Malteser Migrationsbericht umfasst 116 Seiten. Er steht zum Download bereit unter: www.malteser.de/migrationsbericht

Pressekontakt:

Malteser Pressestelle
Tel. 0162 / 443 1268 oder 0221 / 98 22 - 2202
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