All Stories
Follow
Subscribe to Westfalenpost

Westfalenpost

Westfalenpost: Christian Kerl zu Parteien/Mitgliederschwund: Ein Problem für die Demokratie

Hagen (ots)

Die Parteienmüdigkeit der Deutschen ist kein ganz neues Phänomen, aber langsam wird sie doch zu einem echten Problem. Alles, was die Parteien versucht haben, um den Mitgliederschwund zu stoppen, hat nicht gewirkt - zu mächtig sind die Faktoren, die ihre Attraktivität schmälern. Die stabilen Milieus, die den Nachwuchs sicherten, gibt es so nicht mehr. Der Pragmatismus, mit dem die Parteien auf die geringere Gestaltungskraft in Zeiten der Globalisierung reagieren, höhlt das politische Heimatgefühl aus. Und der Nutzen einer Mitgliedschaft hat abgenommen. Wer sich heute engagieren möchte, kann das etwa in Bürgerinitiativen schneller und oft erfolgreicher tun. Zur Gefahr wird die abnehmende Integrationskraft paradoxerweise weniger für die Parteien als für das Gemeinwesen. Parteien können auch als schlanke Organisationen erfolgreich agieren, sie sind sogar besser zu steuern. Nur: Als Mittler zwischen Bürgern und Staat leisten sie umso weniger, je geringer ihre Verankerung in der Gesellschaft ist. Und es ist ein Problem, wenn ein immer geringerer Teil der Bürger in Parteiversammlungen entscheidet, wer in Parlamenten und Regierungen sitzen darf. Deshalb muss darüber gesprochen werden, wie Außenstehenden ein größeres Mitspracherecht bei der Nominierung von Kandidaten eingeräumt werden kann. Oder ob nicht die Wähler mehr Möglichkeiten bekommen sollten, einzelne Personen für die Parlamente zu bestimmen, statt Parteilisten anzukreuzen. Die Parteien könnten das verkraften: Sie bleiben ja unverzichtbar, um Einzelinteressen zu bündeln und die Demokratie zu organisieren. Sie müssen aber neue Beteiligungsformen finden - auch solche, die ohne lebenslange Mitgliedschaft funktionieren.

Pressekontakt:

Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160

Original content of: Westfalenpost, transmitted by news aktuell

More stories: Westfalenpost
More stories: Westfalenpost
  • 10.07.2016 – 21:09

    Westfalenpost: Knut Pries zum Nato-Gipfel in Warschau: Ohne Balance in den Kalten Krieg?

    Hagen (ots) - Der Nato-Gipfel hat einen weiteren Schritt zu ausgebauter Wehrhaftigkeit an der Ostflanke des Bündnisses getan. Auch diesmal steht neben all den Beschlüssen über "robuste Kampfgruppen", "verstärkte Vorne-Präsenz" und "maßgeschneiderte Antworten" die Beteuerung, dass man an Konfliktabbau durch Diplomatie interessiert sei. Fragt sich nur, ob die ...

  • 10.07.2016 – 21:08

    Westfalenpost: Martin Korte zur Gewalt in den USA: Zurück in die Barbarei

    Hagen (ots) - Er wollte nicht mehr verhandeln, deshalb schickte die Polizei einen Killer-Roboter los und sprengte den Attentäter von Dallas kurzerhand in die Luft. Auge um Auge, Zahn um Zahn - in den USA (und nicht nur dort) erodiert das, was wir uns unter einem Rechtsstaat vorstellen. Das Leben eines Menschen verliert seinen Wert, und das nicht nur in den Köpfen von ...

  • 08.07.2016 – 19:24

    Westfalenpost: Superblitzer/Sauerlandlinie

    Hagen (ots) - Das ist  leicht und schnell verdientes Geld für die Stadt. Buchstäblich. Jeder Autofahrer, der sich auf der A 45 vor der Lennetalbrücke Richtung Frankfurt nicht an die vorgeschriebene Geschwindigkeit hält, hilft Hagen ein Scheinchen weit aus seiner Finanzklemme. Ein echter Kassenschlager. Geld, das die Kommune bitter nötig hat. Die Pro-Kopf-Verschuldung liegt hier bei 7532 Euro. Dass die Mehrzahl ...