All Stories
Follow
Subscribe to Neue Osnabrücker Zeitung

Neue Osnabrücker Zeitung

NOZ: Gespräch mit Oliver Decker, Sozialpsychologe

Osnabrück (ots)

Extremismus-Forscher: Fremdenfeindlichkeit ein gesamtdeutsches Problem

Experte Oliver Decker sieht Süd-Nord-Gefälle

Osnabrück. Nach Einschätzung des Sozialpsychologen Oliver Decker, Leiter der seit 2002 erscheinenden "Mitte"-Studien der Universität Leipzig zur rechtsextremen Einstellung in Deutschland, ist Fremdenfeindlichkeit ein gesamtdeutsches Problem. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstag) sagte Decker: "In Deutschland gibt es ein generelles Problem mit Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Allerdings ist die Ausprägung von ausländerfeindlichen Einstellungen in Ostdeutschland stärker als im Westen." Ressentiments gegenüber Migranten seien sowohl im Osten als auch im Westen verbreitet, erklärte Decker weiter. "In Ostdeutschland würde ein Drittel der Bevölkerung solchen allgemein Vorurteilen zustimmen, im Westen etwa ein Viertel." Zudem gebe es ein Süd-Nord-Gefälle: "So leben etwa in Bayern mehr Menschen mit fremdenfeindlichen Einstellungen als in Norddeutschland", so Decker.

In den vergangenen Jahren hätten vor allem Vorurteile gegen spezielle Gruppen, beispielsweise Asylbewerber, Muslime oder Sinti und Roma zugenommen. "Horst Seehofer weiß also, was er macht, wenn er gegen diese Gruppen argumentiert. Er kennt seine Wähler", sagte Decker. Die Studie "Die stabilisierte Mitte Rechtsextreme Einstellung in Deutschland 2014", die im April 2015 veröffentlicht wurde, zeigt jedoch auch: Dort, wo weniger Menschen mit Migrationshintergrund leben - etwa in Ostdeutschland - ist die Ablehnung von Ausländern deutlich höher.

Was nun dringend folgen müsse, sei eine größere Aktivität, insbesondere von Politikern: "Wir brauchen eine klare Auseinandersetzung mit dieser Ideologie, um klarzumachen, warum sie zum Beispiel antidemokratisch ist", forderte der Forscher. Die "Mitte"-Studie hatte darüber hinaus auch ergeben, dass Bildung noch am besten gegen Ausländerfeindlichkeit schütze: "Der Effekt der Bildung ist deutlich: beispielsweise sind 6,8% der Menschen mit Abitur, aber 20,8% ohne Abitur ausländerfeindlich eingestellt", heißt es in der Erhebung.

Pressekontakt:

Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207

Original content of: Neue Osnabrücker Zeitung, transmitted by news aktuell

More stories: Neue Osnabrücker Zeitung
More stories: Neue Osnabrücker Zeitung
  • 01.09.2015 – 05:00

    NOZ: Gespräch mit Roland Jahn, Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen

    Osnabrück (ots) - Rassismus-Debatte: Bundesbeauftragter für Stasi-Unterlagen warnt vor Pauschalisierungen Behördenchef Jahn: Die ostdeutschen Länder bestehen nicht nur aus den paar Menschen, die vor Flüchtlingseinrichtungen gewalttätig werden Osnabrück. Mit Blick auf die Debatte um Rassismus in Ostdeutschland warnt Roland Jahn, Bundesbeauftragter für die ...

  • 01.09.2015 – 05:00

    NOZ: Gespräch mit Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe

    Osnabrück (ots) - Krebshilfe: Rauchverbot im Auto muss auch für E-Zigaretten gelten Osnabrück. Die Deutsche Krebshilfe begrüßt den Vorstoß der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortlers, ein Rauchverbot in Autos zu erlassen, wenn Minderjährige mitfahren. Denn Kinder seien besonders betroffen, wenn geraucht werde, sagte der Vorstandsvorsitzende Gerd ...

  • 01.09.2015 – 05:00

    NOZ: Gespräch mit Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes

    Osnabrück (ots) - Tierschutzbund: Jedes zweite Tierheim von Pleite bedroht Verbandspräsident fordert 50 Euro Millionen Soforthilfe für Sanierungen -70 000 Tiere im Sommer aufgenommen Osnabrück. Jedes zweite Tierheim in Deutschland ist nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes von der Pleite bedroht. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" ...