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Neue OZ: Kommentar zu Kultur
Kunst

Osnabrück (ots)

Die Macht in der Zwickmühle

Zwei Millionen Besucher zählten die Nazis in der "Entarteten Kunst", damals ein gewaltiges Publikum für die Moderne. War Goebbels erfolgreich? Was in der offiziellen Kultur erwünscht, was unerwünscht war, durfte nach 1937 zumindest als bekannt vorausgesetzt werden. Gleichzeitig hatten aber eben auch zwei Millionen Nolde und Chagall gesehen, Dada, die Brücke und den Surrealismus kennengelernt.

Die Nationalsozialisten haben Künstlern die Ehre geraubt, die Existenzgrundlage und oft das Leben selbst. Ihre Werke allerdings haben sie mit einer Aufmerksamkeit versorgt, die nachwirkt, unter geändertem Vorzeichen. Hitlers Gegnerschaft ist heute ein Ehrenausweis. Die Werke der "Entarteten Kunst" dürfen als kanonisch gelten. Auch nach 75 Jahren ist die Ausstellung damit ein Lehrstück über die Kunst in Diktaturen. Sie kann, wenn auch unter größter Gefahr, die Machthaber in die Zwickmühle zwingen. Ob der Staat sie nun duldet oder mundtot macht, immer riskiert er den Gesichtsverlust.

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