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WAZ: Thyssen-Krupp zurück an die Ruhr: Erntezeit oder Essen im Glück - Leitartikel von Wulf Mämpel

Essen (ots)

Eine Stadt wird nie fertig. Essen hat dies mit
vielen Kommunen gemeinsam: Es ist das stete Ringen um Erfolge. Um die
Anerkennung innen wie außen. Zum Imageproblem gesellt sich der 
Konkurrenzkampf der Städte zwischen Rhein und Ruhr. Auch wenn die 
Kooperation wie ein Heilszeichen an den blauen Himmel gemalt wird. 
Wunsch und Wirklichkeit klaffen meilenweit auseinander. Oberstes Ziel
ist nach wie vor der Strukturwandel. Die große Chance: die 
Rekultivierung der riesigen Flächen der ehemaligen Goldland-Industrie
Kohle und Stahl. Essen hat den Vorteil, dass das Flächenpotenzial 
rund um die jetzige Innenstadt verteilt ist. Damit wächst die City in
den nächsten Jahren um das Vierfache. Die geschätzten Investitionen 
in Milliardenhöhe lassen neue Hoffnung zu. Essen im Glück. Was 
bedeutet: neue Arbeitsplätze, neue Kaufkraft, neue Attraktivität. Und
viele Neider!
Herausragendes Beispiel ist die Verlagerung der Konzernzentrale 
Thyssen-Krupp von Düsseldorf nach Essen. Hier werden über 2000 
Top-Jobs angesiedelt, werden in einer Akademie 2500 Manager 
trainiert, die im firmeneigenen Viersterneplus-Hotel übernachten. 
Investition: 200 Mio Euro. Eon Ruhrgas baut eine neue Hauptverwaltung
für 2000 Mitarbeiter an der Gruga. Investition: 180 Mio Euro. Das 
Einkaufszentrum am Limbecker Platz ist im Bau: 2000 Arbeitsplätze 
werden hier in 200 Shops entstehen. 50 000 Kunden erwarten Karstadt, 
der Betreiber ECE aus Hamburg und der deutsche Immobilienfonds Difa 
künftig am Tag - Essens Antwort auf Ruhrpark, Centro und 
Rhein-Ruhr-Zentrum. Baukosten: 300 Mio Euro. Bis zum 
Kulturhauptstadt-Jahr 2010 werden der Hauptbahnhof (60 Mio Euro) und 
das neue, von der Krupp-Stiftung mit 55 Mio Euro finanzierte Museum 
Folkwang fertiggestellt sein. Essen hat eine neue Dynamik entwickelt,
gut vorbereitet von der Wirtschaftsförderung und den Machern aus 
Wirtschaft und Verwaltung. Der Essener Stil zahlt sich aus: Marketing
durch Projekte, nicht aber Marketing durch Fensterreden. Die Saat 
vieler Ideen ist aufgegangen. Erntezeit.
Die Stadt ist mit 80 Prozent Dienstleistungsanteil der 
Schreibtisch des Ruhrgebietes. Allein in der Medizinbranche arbeiten 
33 000 Menschen. Wer hätte das vor 20 Jahren gedacht, als die letzte 
Zeche, das heutige Weltkulturerbe Zollverein, dichtmachte? Ade, alte 
Kumpelherrlichkeit. Mit zwei Millionen Quadratmetern wartet der 
Kruppsche Gürtel darauf, entwickelt zu werden. Anker für diese neue 
"Innenstadt" ist das Hauptquartier des Dax-Riesen Thyssen-Krupp.

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Rückfragen bitte an:
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Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de

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