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WAZ: Klimaabkommen - Eine Frage der Glaubwürdigkeit - Leitartikel von Jürgen Polzin

Essen (ots)

Die Klimakonferenz auf Bali steht am Ende eines
Jahres, in dem sich ein Wandel im Bewusstsein der Menschen vollzogen 
hat. Der britische Ökonom Nicholas Stern wurde zum Lord geschlagen, 
weil er die Kosten des Klimawandels kalkulierte und mit dem Satz 
Furore machte: Abwarten und Nichtstun wird teurer als jetziges 
Handeln. Die IPCC-Klimaberichte folgten ab Februar und ließen die 
Menschen erschaudern: Das Klima ändert sich schneller als es 
Klimaforscher erwartet hatten.
Al Gore, der gestern auf Bali in einer bewegenden Rede den 
Klimaschutz eine moralische Verpflichtung nannte, bekam erst den 
Oscar, dann gemeinsam mit dem Weltklimarat IPCC den 
Friedensnobelpreis. US-Präsident George Bush rang sich auf dem 
G-8-Gipfel in Heiligendamm zu der Erkenntnis durch, dass der 
Klimawandel eine ernsthafte Bedrohung sei. Ein kritischer Kommentator
bemerkte dazu: Ein großer Schritt für ihn, aber ein kleiner Schritt 
für die Menschheit.
Heute soll die Klimakonferenz auf Bali enden. Doch es scheint 
wieder einmal, als ob die politischen Verhandlungen über Maßnahmen 
gegen die globale Erwärmung schwieriger sind, als eine Mondlandung zu
organisieren. Auf Bali wird ein Mandat für ein neues, weltweites 
Klimaabkommen verabschiedet werden. Doch möglich ist, dass es die 
Emissionen nicht wert war, die auf der An- und Abreise entstanden. Es
wäre ein fatales Signal, würden die USA und Trittbrettfahrer 
durchsetzen, dass sich die Industrieländer nicht zu weitreichenderen 
CO2-Zielen als bisher bekennen. Es wäre eine Ohrfeige für 
Schwellenländer wie China, das sich auf der Konferenz bemerkenswert 
offen für Verhandlungen zeigte und Vorgaben akzeptieren würde. Und es
wäre ein Fußtritt für die Entwicklungsländer, die das CO2-Problem 
nicht verursacht haben, die von den erwarteten Folgen der 
Klimaveränderungen aber am stärksten betroffen sind.
Auf Bali geht es auch darum, welche Glaubwürdigkeit 
UN-Konferenzen in Zukunft haben. Wissenschaftler sagen, dass wir die 
Technologien und das Geld besitzen und das CO2-Problem mindern 
können, ohne dabei unseren Wohlstand zu gefährden. Doch was offenbar 
das viel größere Problem darstellt, ist die Herausforderung, dass 
dieses Problem nur gemeinsam gelöst werden kann.
Auf der Insel der Götter kann ein neues Kapitel der Klimapolitik 
aufgeschlagen werden. Es kann der Beginn einer neuen Geschichte sein.
Es kann das letzte Kapitel sein.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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