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WAZ: Der Tod eines Teenagers - Leitartikel von Ulrich Schilling-Strack

Essen (ots)

Ein 17-Jähriger hat sich das Leben genommen, und wir
fragen uns warum. Noch sind nicht alle Hintergründe des Kölner Dramas
geklärt. Die Pläne für einen Amoklauf wurden aber offenbar schon vor 
längerer Zeit aufgegeben. Von einer akuten Gefährdung kann wohl nicht
die Rede sein.
Dürfen wir uns also beruhigt zurücklehnen? Wo doch vielleicht nur
zwei verstörte Teenager Gewaltfantasien austauschten, unterstützt von
einer kaputten Armbrust und zwei Erbsenpistolen?
Natürlich nicht. Zu viele Fragen bleiben offen. Und nichts ändert
sich an der Bestürzung über den Hass, die Verzweiflung, aus der 
solche Pläne geboren werden.
Die Diskussion über die Beweggründe offenbart aber erst einmal 
Ratlosigkeit. Und verhakt sich gern an belanglosen Klischees. Das 
sollte noch einmal ganz deutlich gesagt werden: Nicht jeder, der 
Schwarz trägt, ist ein potenzieller Killer. Nicht jedes Ballerspiel 
züchtet gewissenlose Mordbuben heran. Und wie so oft in dieser 
verwirrenden Welt, sind die Grenzen zwischen Gut und Böse, Täter und 
Opfer keinesfalls eindeutig.
Wir wissen noch nicht allzu viel über die beiden Teenager. Unter 
Mobbing hätten sie gelitten, heißt es jetzt. Schwelgten sie deshalb 
in Gewaltfantasien, sannen auf Rache, kamen wieder zur Vernunft, und 
am Ende stürzte sich dennoch einer von ihnen in den Tod?
Es gebietet sich nicht zu diesem Zeitpunkt, nach Sündenböcken zu 
suchen, zu fragen, ob man den Selbstmord des Jungen hätte verhindern 
können. Erlaubt sein sollte aber schon die Frage, ob die Kölner 
Polizei sich wirklich in allen Punkten richtig verhielt, als sie erst
einen verwirrten Teenager ohne psychologische Betreuung nach Hause 
schickte, dann auf einer hastig einberufenen Pressekonferenz ein 
angeblich in letzter Sekunde verhindertes Massaker feierte, um dann 
aber schon am nächsten Tag ziemlich kleinlaut Entwarnung zu geben.
Das alles ändert natürlich nichts an der ernsthaften Gefahr, die 
von verzweifelten Jugendlichen ausgeht. Das alles ändert auch erst 
mal nichts an der Gewalt auf Schulhöfen, Fußballplätzen, Bahnhöfen, 
alles Alarmzeichen, mit denen wir uns ernsthaft auseinandersetzen 
sollten.
Es ist nämlich nicht glimpflich ausgegangen, das Drama von Köln.
Ein Todesopfer ist zu beklagen, ein verzweifelter Junge.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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