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WAZ: Steigende Lebensmittelpreise: Billiger geht es nicht mehr - Leitartikel von Wolfgang Pott

Essen (ots)

Der Lebensmitteldiscounter Aldi ist seiner
Vorbildfunktion in der Branche wieder einmal gerecht geworden. Kaum 
war bekannt, dass die Kette ihre Preise für wenige Produkte anhebt, 
zog die Konkurrenz nach. Und wie: Der Preis für "Gouda in Scheiben" 
ging bei Aldi um exakt 37,7 Prozent nach oben. Wenig später hoben die
Konkurrenten Lidl und Plus dasselbe Produkt ebenfalls um genau 37,7 
Prozent an. Dass dahinter System steckt, dürfte auch dem 
gutgläubigsten Verbraucher klar sein.
Solche Preiskämpfe an vorderster Front verdecken allerdings den 
Blick auf die Realität. Es gibt Gründe dafür, weswegen in Deutschland
die Preise für bestimmte Lebensmittel seit Wochen steigen. Nach 
Berechnungen der Gesellschaft für Konsumforschung sind in den 
vergangenen 15 Jahren diese Preise stetig gefallen. In keinem Land 
der EU sind Lebensmittel so billig. Nachvollziehen kann das der 
Verbraucher nicht. Er vergleicht halt nicht den Preis für den Liter 
Milch in Deutschland und Spanien, für Schokolade in Deutschland und 
Polen, für Butter in Deutschland und Frankreich. Er vergleicht nur 
beim eigenen Einkauf, bei Lidl, Aldi, Rewe oder Edeka. Wenn die 
Preise fallen, freut er sich. Wenn die Preise steigen, schreit er 
auf.
Zu Recht - aus Verbrauchersicht. Wer hat nicht das Gefühl, dass 
die Preise seit der Euro-Umstellung munter steigen, fürs Kino, im 
Restaurant, beim Frisör, an der Tankstelle. Da mögen noch so viele 
Experten mit Studien gegenhalten. Das Gefühl bleibt, weniger Geld im 
Portmonee zu haben als zu D-Mark-Zeiten.
Bei Lebensmitteln dreht sich die Preisspirale jedoch tatsächlich 
mit hoher Geschwindigkeit nach unten und zwar seit Jahren. Das 
Konkurrieren um die billigsten Angebote hat in Deutschland schon fast
ruinösen Charakter. Weit über die Hälfte des Gesamtumsatzes im 
Lebensmittelhandel verteilt sich auf große Marktteilnehmer wie Aldi, 
Lidl, Rewe, Metro oder Edeka.
In diesen elitären Club dazwischen zu drängen, ist nahezu 
unmöglich. Es war kein Zufall, dass der internationale Branchenriese 
Wal Mart aus den USA in den vergangenen Jahren weltweit gute 
Geschäfte machte, nur in Deutschland nicht. Hier zog er schnell 
wieder ab. Der große französische Carrefour-Konzern traut sich erst 
gar nicht auf den deutschen Markt.
Für den Verbraucher sind solche Marktinternas freilich kein 
Trost. Er muss sich damit abfinden, dass die Preise weiter steigen. 
Das jedenfalls ist sicher.

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
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Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de

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