Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt
Fleisch von kranken Tieren bei Edeka: Neue Untersuchung deckt Missstände auf
Berlin (ots)
Edekas "Gut & Günstig"-Hühnerbrustfilets sind von Muskelverfettung betroffen. Das fand die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt heraus. Die krankhafte Veränderung des Gewebes ist ein klares Indiz für Qualzucht und hat auch Folgen für Verbraucherinnen und Verbraucher. Eine Protestaktion in Hamburg soll den Edeka-Verbund zum Handeln bewegen.
Die aktuelle Untersuchung der Albert Schweitzer Stiftung umfasst mehr als 500 Fleischproben aus 67 Edeka-Filialen in 23 deutschen Städten. Untersucht wurden Packungen frischer Hühnerbrustfilets der Edeka-Eigenmarke "Gut & Günstig" aus Haltungsform 2.
Heraus kam, dass 94,5 % der untersuchten Produkte von Muskelverfettung (auch bekannt als "White Striping") betroffen waren, klar zu erkennen an weißen Fettstreifen, die parallel zu den Muskelfasern verlaufen.
Was ist Muskelverfettung?
Wer in den vergangenen Jahren die Medien verfolgt hat, kennt die schlimmen Bilder aus den Hühnerställen: In großer Enge liegen die unnatürlich schweren Tiere oft in ihren eigenen Fäkalien, können vor Schmerzen und Schwäche kaum die Augen öffnen und kollabieren mitunter noch vor dem Schlachttransport.
Industriell genutzte Masthühner sind aus wirtschaftlichen Gründen so gezüchtet, dass sie ihr Zielgewicht bereits nach ca. 30 Tagen erreichen. Dieses rasante Wachstum überfordert den Organismus und führt neben Schmerzen und Stress häufig auch zu einem Absterben von Muskelgewebe, welches dann durch Fett ersetzt wird.
"Muskelverfettung ist kein Schönheitsfehler, sondern ein klarer Hinweis auf systematische Tierquälerei", erklärt Irina Fronescu, Bereichsleitung Kampagnen bei der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt. "Und die Verbraucherinnen und Verbraucher stehen noch vor einem weiteren Problem: Das Fleisch kann bis zu 224 % mehr Fett und bis zu 9 % weniger Protein enthalten."
Von Muskelverfettung betroffenes Hühnerfleisch ist qualitativ minderwertiger als Fleisch aus tierschutzfreundlicheren Zuchtlinien, die weniger schnell wachsen. Trotzdem werden Hühnerbrustfilets von Edeka als hochwertiges Lebensmittel beworben und haben einen Ruf als "gesunde Wahl". Viele greifen deshalb gezielt zu diesen Produkten und eben auch zur Edeka-Eigenmarke "Gut & Günstig".
Verantwortungsloses Verhalten von Edeka
"Hier wird das Vertrauen der Kundinnen und Kunden missbraucht", meint Irina Fronescu. "Wie passt der Verkauf von Fleisch kranker Hühner mit dem nachhaltigen Image samt Tierwohl-Versprechen zusammen? Edeka behauptet immer wieder, nur stellvertretend angeprangert zu werden und dieselben Ziele wie andere Händler zu verfolgen. Doch die Fakten sprechen eine andere Sprache: Von allen großen Lebensmitteleinzelhändlern in Deutschland hat Edeka bisher am wenigsten für eine Erhöhung der Tierschutzstandards getan."
Die Konkurrenz macht es besser
Aldi, Rewe, Lidl und andere Supermarktketten haben sich bereits zu den Kriterien der Masthuhn-Initiative verpflichtet. Sie nehmen ihre Verantwortung gegenüber Tieren sowie Verbraucherinnen und Verbrauchern somit ernst. Warum bleibt ausgerechnet Edeka, der größte Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland, tatenlos?
"Hier können wir nur Vermutungen anstellen", sagt Irina Fronescu. "Es liegt nahe, dass auf Vorstandsebene ein veraltetes Verständnis von Unternehmensführung herrscht. Im aktuellen Edeka-Geschäftsbericht findet sich zum Beispiel kein einziges Wort über Tierhaltung. Wir erleben mit dem Vorstandsvorsitzenden Markus Mosa eine Managementkultur, die sich hinter PR-Strategien versteckt, aber inhaltlich auf dem Stand von vorgestern verharrt.
Wir fordern Edeka deshalb erneut auf, der Verantwortung gerecht zu werden: Bekennen Sie sich zu höheren Tierschutzstandards, treten Sie der Masthuhn-Initiative bei und formulieren Sie einen konkreten Plan für den Ausstieg aus den Haltungsformen 1 und 2 für alle Tierarten. Wir stehen weiterhin für einen Dialog bereit."
Einladung: Protestaktion in Hamburg am 25. Juni
Um den Edeka-Vorstand zum Handeln zu bewegen, protestieren Aktive von der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt am Mittwoch vor der Edeka-Zentrale in Hamburg.
Zur Aktion werden überdimensionale "Gut & Günstig"-Hühnerbrustfiletverpackungen und Masthuhn-Attrappen in Einkaufswagen vor dem Haupteingang platziert. Die Protestierenden stehen zeitgleich mit Bannern, Schildern und starken Botschaften für Fotos, Videos und O-Töne bereit.
- Wann: Mittwoch, 25.06.2025 von 11:30 bis 13:00 Uhr
- Wo: Edeka-Zentrale, New-York-Ring 6, 22297 Hamburg
- Kontakt vor Ort: Lisa-Marie Fuchs (Campaignerin), Tel.: +49 1556 8936882
Für Hintergrundgespräche steht Irina Fronescu, Bereichsleitung Kampagnen bei der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, zur Verfügung.
Downloadmaterial zur freien Verwendung
- Report Muskelverfettung bei Edeka 2025
- Infografiken - Muskelverfettung bei Masthühnern
- Produktbilder Muskelverfettung Edeka Gut&Günstig
- Artikel: Was ist Muskelverfettung im Hühnerfleisch?
- Masthuhn-Report Lebensmitteleinzelhandel-2024
- Beispielbild Masthuhn-Qualzucht
- Audio-Statements und Bilder: Irina Fronescu - Bereichsleitung Kampagnen, Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt
Über die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt
Die Albert Schweitzer Stiftung setzt sich für eine Welt ein, in der kein Tier mehr für die Herstellung von Lebensmitteln leidet. Die Stiftung nutzt juristische Mittel und wirkt auf wichtige Akteure aus Wirtschaft und Politik ein, um Tierschutzstandards zu erhöhen, den Verbrauch von Tierprodukten zu reduzieren und das pflanzliche Lebensmittelangebot zu verbessern. Interessierten bietet sie fundierte Informationen und zeigt Alternativen auf. Mehr erfahren Sie auf https://albert-schweitzer-stiftung.de.
Über die Masthuhn-Initiative
Allein in Deutschland werden jedes Jahr mehr als 600 Millionen Hühner gemästet und getötet - das sind über 80 % aller geschlachteten Landtiere. Die meisten dieser Tiere wachsen so schnell, dass sie sich kaum auf den Beinen halten können. Die triste und enge Stallumgebung sorgt für zusätzliches Leid. Um dieses zu lindern, hat die Albert Schweitzer Stiftung mit anderen europäischen Tierschutzorganisationen die Masthuhn-Initiative ins Leben gerufen, an der heute europaweit 37 Organisationen mitarbeiten. Neben den Kriterien der Masthuhn-Initiative akzeptiert die Stiftung auch den Wechsel auf Haltungsform 3 mit einigen Zusatzkriterien. Beides verringert die Überzüchtung der Tiere und sorgt in den Ställen für mehr Platz, Licht und Abwechslung. Eine weitere wichtige Vorgabe ist eine zuverlässigere und weniger stressvolle Betäubung vor der Schlachtung.
Pressekontakt:
Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt
Bereichsleitung Kampagnen
Irina Fronescu
i.fronescu@albert-schweitzer-stiftung.de
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k.messerschmidt@albert-schweitzer-stiftung.de
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