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Welt Tuberkulose Tag 2018 - Historische Chance der Beendigung von Tuberkulose nicht verstreichen lassen

Berlin (ots)

Am 24. März ist Welt Tuberkulose Tag. Der Tag erinnert an das Jahr 1882 als Robert Koch die Entdeckung des Bakteriums bekanntgab, das die Tuberkulose (TB) verursacht. Der Durchbruch bei der Behandlung kam aber erst Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts mit der Entwicklung wirksamer Antibiotika. In den benachteiligten Regionen und Bevölkerungsgruppen behinderten jedoch menschenunwürdige Lebensbedingungen, mangelnde Gesundheitsversorgung und schließlich die HIV-Epidemie eine effektive Prävention und Behandlung. Durch deutlich verstärkte Anstrengungen der Diagnose und Therapie ist es der Weltgemeinschaft seit 2000 gelungen, 54 Millionen Menschen vor dem Tod durch TB zu bewahren.

Die TB ist global gesehen eine große Herausforderung: Mehr als 10 Millionen Menschen erkranken jedes Jahr daran, 40% werden weder diagnostiziert noch behandelt. Im Jahr 2016 starben noch immer 1,3 Millionen Menschen durch TB. Dazu kamen fast 400.000 Todesfälle unter Menschen mit einer HIV/TB Ko-Infektion, bei denen die tödliche Erkrankung durch die Immunschwäche ausgebrochen ist. Damit stellt TB die Haupttodesursache für Menschen mit HIV dar.

Die Entstehung und Ausbreitung multiresistenter TB-Stämme (MDR TB) ist auch eine Folge ungenügender Bemühungen der Information und Therapiebegleitung, was meist durch den Mangel an Ressourcen und politischem Willen bedingt ist. Zugleich wurde die Erforschung neuer Wirkstoffe für den Einsatz gegen TB jahrzehntelang vernachlässigt. Die derzeit zur Verfügung stehenden Medikamente haben teilweise erhebliche Nebenwirkungen, was immer wieder zu Therapieunterbrechungen führt, wodurch die Bildung von Resistenzentwicklung gefördert wird. Um der realen Bedrohung einer zunehmenden Anzahl von schwer therapierbaren Erkrankungen zu begegnen und die die Tuberkulose wie von den Vereinten Nationen beschlossen bis 2030 zu beenden, müssen die nationalen Programme und die internationale Zusammenarbeit erheblich verstärkt werden.

"WANTED: LEADERS FOR A TB-FREE WORLD" lautet das diesjährige Motto der Kampagne zum Welt Tuberkulose Tag. Das Motto ist gut gewählt, denn im September diesen Jahres wird es bei den Vereinten Nationen ein hochrangiges Treffen von Regierungsverantwortlichen geben, bei dem diskutiert und vereinbart werden soll, wie die TB besser bekämpft und beendet werden kann.

"Die Bundesregierung hat sich in den vergangenen Jahren im Bereich globaler Gesundheit sehr profiliert. Dass auf dem G20 Gipfel im Juli 2017 das Thema antimikrobielle Resistenzen so hoch auf der Agenda stand und TB dabei erwähnt wurde, ist auch auf das Bestreben der Bundesregierung zurückzuführen. Wir begrüßen ausdrücklich die Ankündigung im Koalitionsvertrag in dem festgehalten wurde, dass die öffentliche Forschung zur Bekämpfung von vernachlässigten und armutsbedingten Krankheiten erhöht werden soll. Dass internationale Partnerschaften, wie der Globale Fond gegen AIDS, Tuberkulose und Malaria oder die Impfallianz GAVI weiter unterstützt werden sollen, ist ein richtiger Schritt. Wir erwarten nun aber auch, dass diesen Ankündigungen Taten und konkrete finanzielle Zusagen folgen. Wenn die globalen Entwicklungsziele erreicht werden sollen, dürfen wir keine Zeit verlieren. Das bei den Vereinten Nationen stattfindende hochrangige Treffen zu TB wird dazu den passenden Rahmen bieten. Wir hoffen sehr, dass die Bundeskanzlerin das High Level Meeting nutzt, um konkrete Zusagen zu machen und diese einmalige Chance nicht verstreichen lässt!", sagt Klaus Koch, Sprecher des Aktionsbündnis gegen AIDS.

"TB trifft vor allem Menschen und Gruppen, die in Armut leben, ausgegrenzt und oft auch in ihren Rechten eingeschränkt sind: darunter vor allem auch Flüchtlinge, ethnische Minderheiten, Wohnungslose, aber auch Minenarbeiter oder Gefangene, Menschen die auf engen Raum unter krankheitsfördernden Bedingungen leben und arbeiten müssen. Mangel an frischer Luft, schlechte Ernährung und Überbelegung sind Risikofaktoren, denen vor allem Gefangene und Flüchtlinge ausgesetzt sind. Wir hoffen sehr, dass in die Bestrebungen, die entwickelt werden müssen, um TB bis 2030 zu beenden auch die Justiz-, Innen- und Arbeitsministerien einbezogen werden. Die Zustände in den Haftanstalten vieler Länder und Arbeitsbedingungen in manchen Regionen müssen sich ändern! Die Staaten haben hier eine klar definierte Verantwortung", ergänzt Sylvia Urban, Sprecherin des Aktionsbündnis gegen AIDS.

Nachdem seit 2013 in 2015 eine deutliche Zunahme der TB Fälle in Deutschland zu beobachten war, ist die Zahl der Fälle ist in den vergangenen Jahren weitgehend konstant geblieben. Im Jahr 2016 wurde dem Robert Koch Institut 5.915 Fälle gemeldet, 2015 waren es 5.853 Fälle, der Anteil von multiresistenten Erregern ist mit 3,3 % (125 Fälle in 2015) eher gering. In 2017 wurden 5.486 Fälle gemessen (Datenstand 1. März 2018). Die Identifizierung der TB Fälle steht vor allem im Zusammenhang mit der gesetzlich vorgeschriebenen aktiven Fallfindung bei Asylsuchenden bei Aufnahme in eine Gemeinschaftsunterkunft und belegt auch deren erfolgreiche Umsetzung. Bei 81,41 Millionen hier lebenden Menschen sind das undramatische Zahlen, die Anfang dieses Jahrhunderts schon einmal höher lagen.

Trotzdem beobachten wir seit einigen Monaten, dass die Angst vor TB und das Auftreten vereinzelter Fälle, durch Parteien wie die AfD ausgeschlachtet und zur rassistischen Agitation gegen Einwanderer verwendet wird. Eine Partei mag es für legitim halten Ängste zu schüren, um daraus politisches Kapital zu schlagen. Für uns ist das nicht akzeptabel. TB ist gut behandelbar und heilbar und kann bei angemessener Behandlung auch nicht übertragen werden.

Das UN High Level Meeting zu HIV hat sich für die Finanzierung des Kampfes gegen AIDS als außerordentlich hilfreich erwiesen. Wir hoffen sehr, dass sich diese Wirkung auch bei dem Treffen zu Tuberkulose entfaltet!

Quellen: 
http://ots.de/W3OY1f
http://ots.de/lNrPl4
http://ots.de/AEBpbW

   Das AKTIONSBÜNDNIS GEGEN AIDS ist ein Zusammenschluss von über 100
Organisationen der Aids- und Entwicklungszusammenarbeit sowie mehr 
als 260 lokalen Gruppen. Eines seiner zentralen Anliegen ist eine 
Verbesserung des Zugangs zu Aids-Medikamenten. Weitere Information 
finden Sie unter www.aids-kampagne.de.

Pressekontakt:

Peter Wiessner, Tel.: 030 - 275 824 03 oder 0163 456 85 14,
mail: wiessner@aids-kampagne.de

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