Lausitzer Rundschau: Gefährlich unbedarft Zum Umgang mit den Ergebnissen des "Sachsen-Monitors"
Cottbus (ots)
Die Thüringer müssten es am besten wissen. Seit 2000 hören sie regelmäßig tief in den Bauch der Bevölkerung, wie es dort friedlich gluckert oder eben auch mal rumort. Der "Thüringen-Monitor" ist beispielhaft in seiner Aussagekraft über die Stimmungslage im Osten. Diese Studie konfrontiert uns alle Jahre wieder mit dem Umstand, dass "noch immer die Wahrnehmung einer Benachteiligung Ostdeutscher gegenüber Westdeutschen kollektiv und individuell verbreitet" ist, schreiben die Forscher von der Universität Jena. Und weiter: "Die universellen humanitären Normen, die der Aufnahme von Flüchtlingen zugrunde liegen, sind viel ephemerer und eingeschränkter" im Osten, so lautet ein zentraler Befund. Über die tieferen Gründe dieser Meinungen sind schon Regalmeter an Büchern geschrieben worden. Die Folgen lassen sich aus den aktuellen Meinungsumfragen ablesen. Was aber die Experten ratlos macht, ist, dass die junge Nachwende-Generation diese humanitären Normen anscheinend wieder über Bord wirft. Junge Leute unter 30 offenbaren im "Sachsen-Monitor" eine politische Unbedarftheit, die erschrecken lässt. Sie halten mehrheitlich nichts von Parteien. Sie wollen mit schwierigen gesellschaftlichen Entscheidungen nicht behelligt werden. Für sie ist die Welt groß und Brüssel ist weit. Und, noch schlimmer: Viele junge Leute haben offenbar Schwierigkeiten, sich eine Meinung zu bilden. Man mag sich nicht vorstellen, was passieren könnte, wenn diese Generation ihre ersten beruflichen Misserfolge einfährt und sich Frust anstaut.
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