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UN-Organisationen warnen vor Hungersnot und tödlichen Krankheiten in Gaza

UN-Organisationen warnen vor Hungersnot und tödlichen Krankheiten in Gaza
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WFP/UNICEF/WHO: Schnellerer und sicherer Zugang zu Hilfsgütern sowie mehr Versorgungswege nötig, um Hungersnot und tödliche Krankheiten in Gaza zu verhindern

WFP/UNICEF/WHO: Schnellerer und sicherer Zugang zu Hilfsgütern sowie mehr Versorgungswege nötig, um Hungersnot und tödliche Krankheiten in Gaza zu verhindern

Rom / Genf / New York / Köln, den 15. Januar 2024 // Im Gazastreifen wächst die Gefahr einer Hungersnot und tödlicher Krankheitsausbrüche. Deshalb müssen die Lieferprozesse für humanitäre Hilfsgüter dringend angepasst werden. Die Leiter*innen des Welternährungsprogramms (WFP), von UNICEF und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärten, die Versorgung des Gazastreifens mit Hilfsgütern hänge jetzt davon ab, dass neue Zufahrtsrouten geöffnet werden, mehr Lastwagen täglich die Grenzkontrollen passieren dürfen, die Bewegungsfreiheit der humanitären Teams weniger eingeschränkt und die Sicherheit der Menschen, die die Hilfsgüter erhalten und verteilen, gewährleistet wird.

Ohne die Möglichkeit, Lebensmittel zu produzieren oder einzuführen, ist die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens auf humanitäre Hilfe für ihr Überleben angewiesen. Doch Hilfsgüter allein können die Grundbedürfnisse der Menschen im Gazastreifen nicht decken. Den Vereinten Nationen, internationalen Hilfsorganisationen und Nichtregierungsorganisationen ist es bisher gelungen, trotz der schwierigen Bedingungen in begrenztem Umfang humanitäre Hilfe im Gazastreifen zu leisten, aber die Lieferungen reichen bei weitem nicht aus, um eine lebensgefährliche Kombination aus Hunger, Mangelernährung und Krankheiten zu verhindern. Der Mangel an Nahrungsmitteln, sauberem Wasser und medizinischer Versorgung ist in den nördlichen Gebieten besonders groß.

Die humanitäre Hilfe ist durch die Schließung aller Grenzübergänge bis auf zwei im Süden und das mehrstufige Kontrollverfahren für Lastwagen, die in den Gazastreifen einfahren, stark eingeschränkt. Sobald die Hilfsgüter in Gaza sind, wird die Einrichtung von Versorgungsstellen durch Bombardierungen und sich ständig verändernde Frontverläufe erschwert und das Leben der Zivilbevölkerung und der Mitarbeitenden von UN- und anderen humanitären Hilfsorganisationen gefährdet.

„Die Menschen im Gazastreifen laufen Gefahr, nur wenige Kilometer von Lastwagen mit Nahrungsmitteln entfernt zu verhungern“, sagte WFP-Exekutivdirektorin Cindy McCain. „Jede verlorene Stunde gefährdet unzählige Leben. Wir können die Hungersnot abwenden, aber nur, wenn wir ausreichende Lieferungen und sicheren Zugang zu Not leidenden Menschen haben, wo auch immer sie sind.“

Der jüngste IPC-Bericht (Integrated Food Security and Nutrition Phase Classification) stellt ein verheerendes Ausmaß an Ernährungsunsicherheit im Gazastreifen fest und belegt, dass die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens – rund 2,2 Millionen Menschen – akuten Hunger auf Krisenniveau oder schlimmer leidet. Nahezu alle Palästinenser*innen im Gazastreifen lassen täglich Mahlzeiten ausfallen. Viele Erwachsene hungern, damit Kinder etwas essen können. Schnellerer und sicherer Zugang zu Hilfsgütern sowie mehr Versorgungswege sind nötig, um Hungersnot und tödliche Krankheiten in Gaza zu verhindern.

Seit dem 7. Oktober versorgt das Welternährungsprogramm (WFP) die Menschen im Gazastreifen täglich mit Nahrungsmitteln und hat im Dezember mehr als 900.000 Menschen mit Ernährungshilfe erreicht. Dies erforderte eine Neuausrichtung der Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort, einschließlich der Suche nach sicheren Orten für die Verteilung, der Weiterleitung von Weizenmehl an Bäckereien, damit diese ihre Produktion erneut aufnehmen können, und der Verteilung von Spezialnahrung zur Bekämpfung von Mangelernährung bei Kindern. Am vergangenen Donnerstag lieferte der erste WFP-Nahrungsmittelkonvoi seit der humanitären Pause Lebensmittel für rund 8.000 Menschen in den nördlichen Gazastreifen.

Der Konflikt hat wichtige Infrastruktur und Services der Wasser- und Sanitärversorgung sowie das Gesundheitswesen beschädigt oder zerstört und die Kapazitäten zur Behandlung von schwerer Mangelernährung und Ausbrüchen von Infektionskrankheiten eingeschränkt. Die 335.000 Kinder unter fünf Jahren im Gazastreifen sind besonders gefährdet. UNICEF geht davon aus, dass schwere Mangelernährung, die lebensbedrohlichste Form der Mangelernährung bei Kindern, in den nächsten Wochen im Vergleich zur Situation vor der Krise um fast 30 Prozent ansteigen könnte. Bis zu 10.000 Kinder wären davon betroffen.

„Kinder, die einem hohen Risiko ausgesetzt sind, an Mangelernährung und Krankheiten zu sterben, brauchen dringend medizinische Behandlung, sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen, aber die Bedingungen vor Ort erlauben es uns nicht, Not leidende Kinder und Familien sicher zu erreichen“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Einige Materiallieferungen, die wir dringend benötigen, um die Wasserinfrastruktur zu reparieren und die Wasserversorgung zu verbessern, dürfen nach wie vor nicht nach Gaza eingeführt werden. Das Leben von Kindern und ihren Familien steht auf dem Spiel. Jede Minute zählt.“

UNICEF warnt seit November, dass Kindern im südlichen Gazastreifen nur 1,5 bis zwei Liter Wasser pro Tag zur Verfügung stehen, eine Menge weit unter dem empfohlenen Mindestbedarf. UNICEF und seine Partner haben mehr als 1,3 Millionen Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgt, aber es ist noch viel mehr nötig, um die katastrophalen Bedingungen zu verbessern. UNICEF hat medizinische Hilfsgüter, darunter 600.000 Dosen Impfstoff, Nahrungsergänzungsmittel und Vitamine für Kinder und Schwangere sowie humanitäre Bargeldhilfen für mehr als 500.000 Haushalte bereitgestellt.

Seit dem Ausbruch der Kampfhandlungen unterstützen die WHO und ihre Partner das Gesundheitssystem im Gazastreifen mit der Lieferung von medizinischer Ausrüstung und Hilfsgütern, Medikamenten und Treibstoff, der Koordination von medizinischen Notfallteams und der Überwachung von Krankheiten. Es gab mehr als ein Dutzend Hochrisiko-Missionen zur Versorgung von Krankenhäusern im nördlichen und südlichen Gazastreifen. Die WHO und ihre Partner halfen bei der Einrichtung von zwei Küchen im Al-Shifa-Krankenhaus, in denen inzwischen 1.200 Mahlzeiten pro Tag ausgegeben werden, und lieferten medizinische Hilfsgüter, um die Behandlung von bis zu 1.250 Kindern mit schwerer akuter Mangelernährung und die Einrichtung von therapeutischen Ernährungszentren zu unterstützen.

„Die Menschen im Gazastreifen leiden unter dem Mangel an Nahrungsmitteln, Wasser, Medikamenten und angemessener Gesundheitsversorgung. Eine Hungersnot wird die ohnehin schon schreckliche Situation noch verschlimmern, weil kranke Menschen eher an Hunger sterben und hungernde Menschen anfälliger für Krankheiten sind“, sagte WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus. „Wir brauchen ungehinderten, sicheren Zugang, um Hilfsgüter zu liefern, und einen humanitären Waffenstillstand, um weiteres Sterben und Leid zu verhindern.“

Die Hilfsorganisationen benötigen dringend die israelische Erlaubnis, einen funktionierenden Hafen in der Nähe des Gazastreifens und der Grenzübergänge im Norden zu nutzen. Der Zugang zum Hafen von Ashdod, der rund 40 km nördlich liegt, würde die Lieferung von wesentlich größeren Mengen an Hilfsgütern ermöglichen. Diese könnten dann direkt in die schwer betroffenen nördlichen Regionen des Gazastreifens transportiert werden, die bisher nur wenige Konvois erreichen konnten.

„Die bisherigen Hilfslieferungen waren ein Rinnsal im Vergleich zu dem Ozean an humanitärem Bedarf“, sagte Phillip Lazzarini, Generalkommissar des UNO-Flüchtlingswerks (UNRWA). „Humanitäre Hilfe wird nicht ausreichen, um den sich verschärfenden Hunger in der Bevölkerung zu bekämpfen. Kommerzielle Lieferungen sind unerlässlich, damit die Märkte und der Privatsektor wieder geöffnet werden können und eine Alternative für den Zugang zu Nahrungsmitteln geschaffen wird.“

Die Verantwortlichen der UN-Organisationen betonen die dringende Notwendigkeit, die Hindernisse und Beschränkungen für Hilfslieferungen nach und innerhalb des Gazastreifens aufzuheben und den Handelsverkehr erneut aufzunehmen. Sie bekräftigten ihre Forderung nach einem humanitären Waffenstillstand, um gemeinsam diese umfassende, lebensrettende humanitäre Hilfsaktion durchführen zu können.

Pressekontakt: 
UNICEF Deutschland, Christine Kahmann, Sprecherin, 030/275807919,  presse@unicef.de

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