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Mannheimer Mathematik-Professor ruft One World-Forschungsseminare ins Leben

Mannheimer Mathematik-Professor ruft One World-Forschungsseminare ins Leben

Aufgrund der Corona-Pandemie steht an Universitäten weltweit der "normale" Forschungsbetrieb still. Konferenzen, Vorträge, Workshops und Forschungskolloquien können auf unbestimmte Zeit nicht stattfinden. Der Mannheimer Mathematik-Professor Leif Döring sah in dieser Pause eine Chance, den wissenschaftlichen Austausch ökologischer und inklusiver zu gestalten. Zusammen mit Andreas Kyprianou von der University of Bath gründete er das One World Probability-Seminar, in dem sich Forschende auf der ganzen Welt wöchentlich zu einer digitalen Vortragsreihe treffen.

An einem Sonntagnachmittag entstand die Idee bei einem virtuellen Kaffee. Um in Zeiten der massiven Arbeitseinschränkungen den Austausch aufrecht zu erhalten, müssen Forschungskolloquien online stattfinden. Vier Tage später, am 26. März 2020, nahmen 450 Forscherinnen und Forscher aus aller Welt am ersten Vortrag im Rahmen des One World Probability-Seminars teil. Das ist weit mehr als das zehnfache üblicher Teilnehmerzahlen an Forschungskolloquien selbst großer Universitäten und übertrifft die Zuhörerzahl bei großen Konferenzen bei weitem. Seitdem hat die Mannheimer Idee Schule gemacht: Sechs weitere One World-Seminare sind entstanden - neben der Mathematik haben auch die Ingenieurs- und Wirtschaftswissenschaften das Konzept für sich entdeckt. An der Universität Mannheim gibt es ab dem 21. April 2020 zudem auch ein One World-Seminar für Kognitive Psychologie. Professor Dr. Edgar Erdfelder, Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs sowie Inhaber des Lehrstuhls für Kognitive und Differentielle Psychologie, zeigt sich begeistert: "Die schnelle Ausbreitung der Idee zeigt, wie gut sie ist. Ich hoffe sehr, dass sich viele Fächer der One World-Bewegung anschließen."

Für Prof. Döring sind die One World-Seminare aber nicht nur eine kurzfristige Möglichkeit, sich trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie innerhalb der wissenschaftlichen Community auszutauschen. Er möchte einen langfristigen Wandel in der Arbeitskultur erreichen. "Ich hoffe, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erkennen, dass es unkompliziert möglich ist, Vorträge und Diskussionen online durchzuführen", so Döring, "und deshalb zukünftig überlegen, ob jeder Vortrag einen Flug bedeuten muss". Es sei an der Zeit, dass die Wissenschaftscommunity ihren Beitrag zur CO2-Reduktion leiste. Gleichzeitig kann Forschung so inklusiver gestaltet werden: Die Barrieren für Forschende an kleineren Universitäten, wie zum Beispiel in Afrika, werden verringert. Sie haben besseren Zugang zur Community ihres Fachbereichs und können sich aktiv am Austausch beteiligen. Auch Prof. Erdfelder hofft, dass aus der aktuellen Notlage langfristige positive Effekte entstehen: "Die One World-Seminare ermöglichen es, regionale und institutionelle Grenzen zu überwinden. Das war bisher nur auf großen internationalen Konferenzen möglich."

Die Seminarsitzungen finden über das Videokonferenz-Tool Zoom statt. In den meisten One World-Seminaren halten pro Sitzung jeweils zwei Forschende einen 45-minütigen-Vortrag, im Anschluss wird diskutiert. Ganz wie in einem "normalen" Forschungskolloquium, in dem sich Forschende über Forschungsansätze und Entwicklungen austauschen. Aber doch entscheidend anders: Teilnehmen können Interessierte aus aller Welt, der Link zur Sitzung wird auf der Website des Seminars veröffentlicht und per E-Mail verschickt. Außerdem erlauben es die technischen Möglichkeiten, insbesondere die Gruppenchatfunktion, dass die Zuhörerinnen und Zuhörer sich bereits während des Vortrags gegenseitig auftretende Fragen beantworten können. Zur Überraschung der Initiatoren wird diese Option intensiv genutzt, elektronische Vorträge können also durchaus neue Impulse setzen.

Links:

Kontakt:

Professor Dr. Leif Döring
Chair in Probability Theory
Universität Mannheim
Tel. +49 181-2437
E-Mail:  doering@uni-mannheim.de
Maartje Koschorreck
Stellvertretende Pressesprecherin
Universität Mannheim
Tel. +49 181-1080
E-Mail:  koschorreck@uni-mannheim.de
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