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Rheinische Post: CSU verblasst Kommentar Von Reinhold Michels

Düsseldorf (ots)

In Bayern gehen die Uhren anders. Wer hätte gedacht, dass dieser Seufzer des legendären SPD-Vorsitzenden Willy Brandt heute auch bei der scheinbar ewigen Freistaats-Regentin CSU zu hören ist. Brandts Sorge galt dem SPD-Niemandsland im Süden. Die CSU, die lange nicht für möglich gehaltene Schläge bei Wahlen und Umfragen einstecken muss, schaut entgeistert auf das von ihr mit geschaffene moderne Bayern: Dessen Bevölkerung ist verspätet auch individualistischer, politisch vagabundierender geworden. Ja, in Bayern gehen die Uhren anders, für die CSU stehen die Zeiger auf Fünf-vor-Zwölf. Nicht nur bei jungen Frauen verliert die CSU seit 2008 deutlich an Zustimmung. Eine neue Emanzipationsbewegung hat den Freistaat erfasst: die Emanzipation von der ehemaligen 50-plus-X-Partei. Seehofer, dem Solisten, der als Vorsitzender gegen seine Natur Orchesterchef sein muss, ist es nicht gelungen, das alte Volkspartei-Faszinosum CSU wiederherzustellen. Zur Fairness gegenüber Seehofer gehört es, dass die CSU verblasste, als das Vorgänger-Duo Huber/Beckstein 2007/08 vergebens versuchte, Partei und Land zu imponieren. 2011 schlägt der CSU die Stunde. Entweder Seehofer gelingt der Wiederaufstieg, oder er muss frischen Kräften weichen.

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