All Stories
Follow
Subscribe to Weser-Kurier

Weser-Kurier

Weser-Kurier: Kommentar von Iris Hetscher über Donald Trump

Bremen (ots)

Mittlerweile ist klar: Der 45. Präsident der Vereinigten Staaten ist Sinnbild eines neuen Zeitalters, und zwar nicht nur bezogen auf die Inhalte, die er umsetzen will. Denn Donald Trump hilft kräftig mit, ein Schema in der politischen Auseinandersetzung zu befördern, das nach dem Einmotten des Eisernen Vorhangs nicht mehr opportun zu sein schien. "Deutschland ist böse, sehr böse" hat Trump bei seinem Treffen mit der EU-Spitze gesagt. Seine Berater haben im Nachhinein versucht, das zu relativieren, doch der Satz ist in der Welt. Die empört sich nun darüber, sollte aber nicht vergessen, dass Trump mitnichten ein Monopol auf das Gut/Böse-Schema hat. Diese Art von Grobianismus hat bereits seit einer Weile wieder Konjunktur - seit überall Populisten die politische Debatte mit ihrer Rhetorik unterspülen.

Alle radikalen Kräfte, ob links oder rechts, verorten ihre Gegner gerne mithilfe einer quasi-religiösen Begrifflichkeit im Reich des Dunklen und Schädlichen. Sie machen, wie Trumps Vor-Vorgänger George W. Bush, gar ganze "Achsen des Bösen" aus. Man muss den Blick nicht weit schweifen lassen: Ungarns Viktor Orbán, der Türke Recep Tayyip Erdogan aber auch der Franzose Jean-Luc Mélenchon oder Oskar Lafontaine und die sogenannte autonome Szene hierzulande pflegen diese Diffamierungstaktik, deren große Schwester die Verschwörungstheorie ist.

Sie verpacken ihre Urteile vielleicht geschickter als Trump, das Ziel aber ist gleich: Wer andere als böse brandmarkt, spricht diesen mit Absolutheitsanspruch ab, eine Alternative zur eigenen Position anzubieten - die im Umkehrschluss gut, wahr, sinnvoll ist. Und: Wer böse ist, muss bekämpft werden, das ist in allen Kulturen gleich. Auf der Strecke bleiben bei diesem Rückfall in ein archaisches Verständnis von Auseinandersetzung nicht nur die jeweiligen Gegner, sondern auch alle Werte der Aufklärung, die das Denken in Schwarzweiß/Gut-Böse durch viele Schattierungen dazwischen abgelöst hat. Genau das aber hat moderne Gesellschaften erst möglich gemacht.

Pressekontakt:

Weser-Kurier
Zentraldesk
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de

Original content of: Weser-Kurier, transmitted by news aktuell

More stories: Weser-Kurier
More stories: Weser-Kurier
  • 25.05.2017 – 23:15

    Weser-Kurier: Silke Hellwig über Abgeordnetendiäten

    Bremen (ots) - Es ist populär, sich über Politiker zu empören, jedoch nicht immer angemessen. Es geht auch eine Nummer kleiner: Eine kleine Schwester von Empörung ist Staunen, und erstaunlich ist durchaus, was das Volk und seine politischen Vertreter trennt, auch in finanzieller Hinsicht. Die lange, voll bezahlte Abwesenheit von Susanne Wendland ist nicht der erste beachtliche Fall, zumal sie unfreiwillig fehlte. Für ...

  • 25.05.2017 – 23:14

    Weser-Kurier: Benjamin Lassiwe über den Kirchentag

    Bremen (ots) - Es war ein fulminanter Auftakt des Deutschen Evangelischen Kirchentags: 70.000 Menschen sind am Donnerstag zum Brandenburger Tor gekommen, um dort Barack Obama zu erleben. Der ehemalige US-Präsident begeistert die Menschen nach wie vor. Und davon profitierte vor allem Angela Merkel. Einen besseren Wahlkampfstart als die Bilder mit Obama hätte sich die Kanzlerin kaum wünschen können - auch wenn es darum ...

  • 25.05.2017 – 23:12

    Weser-Kurier: Mirjam Moll über Donald Trump in Brüssel

    Bremen (ots) - Das Wappentier der Republikaner in den Vereinigten Staaten ist ein Elefant. Und schon vor Donald Trumps erster Auslandsreise fragten sich viele, ob er sich wohl als solcher aufführen würde, wenn er zum Antrittsbesuch nach Europa kommt. Schon der Besuch am Morgen bei EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Ratspräsident Donald Tusk war ein Indiz dafür, dass Trump anders als sein Vorgänger ...