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Weser-Kurier: leitartikel von André Fesser über den Umgang mit jungen Kriminellen

Bremen (ots)

Alles braucht seine Zeit - vor allem die großen Probleme dieser Tage wollen mit Bedacht gelöst werden. Dass es nun aber noch einmal mindestens ein Jahr dauern soll, bis in Bremen eine geschlossene Einrichtung für kriminelle minderjährige Flüchtlinge aufgebaut ist, wirkt vor dem aktuellen Hintergrund befremdlich. Geradezu ärgerlich wird es, wenn man bedenkt, dass es auch schon beinahe ein Jahr her ist, dass der damalige Bürgermeister Jens Böhrnsen den Aufbau einer solchen Einrichtung angekündigt hat. Einer der vielen Anlässe waren Angriffe jugendlicher Zuwanderer auf Polizisten. Sie sollen geschlagen, getreten, gebissen haben. "Wegsperren!" riefen viele sogleich, ohne zu wissen, dass das so einfach gar nicht ist. Denn zunächst muss ja ein Konzept her und ein Träger, der die schwierige Erziehungsarbeit übernimmt. Und ein Raum, in dem man die Jung-Kriminellen unterbringen kann. Schlagen, treten, beißen - ein Jahr nach Böhrnsens Vorstoß ist das auf Bremens Straßen immer noch Alltag. Aber passiert ist seitdem nicht viel. Das Integrationskonzept des Senats verspricht Lösungsansätze bis zum Ende dieses Quartals. Aber auch dann werden Rote und Grüne in der Frage der geschlossenen Einrichtung noch über Kreuz liegen. Dabei steht in ihrem Koalitionsvertrag, dass die Einrichtung kommen soll - "schnellstmöglich" sogar. Schnell waren sie nun nicht, die Koalitionäre. Stattdessen ist das Problem festgefahren, zumal die Grünen das Thema wohl lieber aussitzen und sich aufs Strafrecht verlassen wollen. Es gibt gewiss gute Gründe, die gegen eine geschlossene Einrichtung sprechen. Manche Fachleute warnen davor, zu große Hoffnung in eine solche Anstalt zu legen. Es gibt aber auch gute Gründe, in dieser Frage endlich Einigkeit zu erzielen und den Bürgern dieser Stadt eine Perspektive zu eröffnen, wie das Problem gelöst werden soll. Die Polizei überlastet, das Volk in Sorge - es ist höchste Zeit für einen Plan, wann und wie Bremen die Kriminellen anpacken will.

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