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Erleichterung, ein Kommentar von Annette Becker zu Thyssenkrupp

Frankfurt (ots)

Endlich! Ein tiefer Seufzer der Erleichterung ob der guten Entwicklung im Auftaktquartal war nicht nur aus der Essener Thyssenkrupp-Zentrale zu vernehmen, sondern auch von der Börse. Mit einem Kurssprung um in der Spitze 9 Prozent katapultierten die Investoren die Aktie des angeschlagenen Traditionskonzerns an die Spitze im MDax. Gefeiert wurde, dass Thyssenkrupp dank der breiten wirtschaftlichen Erholung - allen voran in der Autoindustrie - zumindest operativ wieder schwarze Zahlen schreibt.

Und zwar nicht nur in einem einzelnen (Ausnahme-)Quartal. Nein, diesmal meint es Thyssenkrupp ernst und fasst nun sogar für das gesamte Geschäftsjahr "ein nahezu ausgeglichenes" operatives Ergebnis ins Auge. Darin nicht berücksichtigt sind freilich Restrukturierungsaufwendungen, die abermals mit einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag zu Buche schlagen und damit unter dem Strich erneut einen hohen dreistelligen Millionenverlust bescheren. Bemerkenswert ist jedoch, dass mit Ausnahme der Abwicklungseinheit Multi Tracks in allen übrigen Sparten die Rückkehr in die Gewinnzone gelingen soll. Selbst für das größte Sorgenkind, die Stahlsparte, wird ein ausgeglichenes Ergebnis in Aussicht gestellt. Natürlich ist Thyssenkrupp dafür auf konjunkturellen Rückenwind und das Ausbleiben pandemiebedingter Rückschläge angewiesen. Doch zeigt der Quartalsbericht eben auch, dass in den zurückliegenden anderthalb Jahren echte Fortschritte auf der Kostenseite gemacht wurden.

Ist Thyssenkrupp also über den Berg? Bei weitem nicht, wie sich unter anderem an der äußerst dürftigen operativen Marge von 1 Prozent ablesen lässt. An dieser Stelle gibt sich der Vorstand aber glücklicherweise auch keinen Tagträumereien hin. Oberste Priorität bleibt, die Wettbewerbsfähigkeit der Ge­schäfte, die dauerhaft unter dem Dach von Thyssenkrupp verbleiben sollen, wiederherzustellen. Damit dies gelingt, sind neben Kostenschnitten allerdings auch umfangreiche Investitionen, wie sie jetzt beispielsweise für die Stahlsparte freigegeben wurden, erforderlich.

Genau an diesem Punkt liegt die eigentliche Herausforderung für Thyssenkrupp. Denn für Investitionen und Restrukturierung sind nur die Mittel vorhanden, die der Verkauf der Aufzugssparte einbrachte. Das derzeit noch üppig bestückte Liquiditätspolster schmilzt absehbar dahin. Sind die Mittel aufgebraucht, bevor die Geschäfte wieder auf Vordermann gebracht sind, gehen nicht nur bei Multi Tracks die Lichter aus.

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