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Börsen-Zeitung: Endlich klare Worte, Kommentar zu Bernanke von Peter De Thier

Frankfurt (ots)

Bei seinem Auftritt vor dem gemeinsamen Wirtschaftsausschuss des Kongresses im Mai ließ sich US-Notenbankchef Ben Bernanke aufs Glatteis locken. Während seiner Rede hatte er bekräftigt, dass die Erholung der US-Wirtschaft und insbesondere die Stabilisierung am Arbeitsmarkt noch nicht weit genug gediehen sind, um an einen Ausstieg auf dem Anleihenkaufprogramm zu denken. Auf die anschließende Frage eines Senators ruderte er dann zurück und räumte ein, dass die Fed womöglich in Erwägung ziehen müsse, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. An den Märkten stiftete die scheinbar unverfängliche Bemerkung heilloses Chaos, und seit diesem ominösen Auftritt tut der oberste Währungshüter alles in seiner Macht stehende, um die Dinge wieder ins rechte Licht zu rücken.

Nach der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses im Juni schien Bernanke die Bereitschaft zum Ausstieg zu bekräftigten und wollte nicht einmal ausschließen, dass die Notenbank im kommenden Jahr nicht nur das Tempo drosselt, sondern das Anleihekaufprogramm QE3 sogar komplett einstellt. Zweifellos waren die Worte nicht zuletzt von jener tiefen Kluft geprägt, die das Tauziehen um die expansive Geldpolitik in den Reihen der Fed aufgerissen hat. Umso erstaunlicher ist, mit welcher Überzeugung er nun zu signalisieren scheint, dass die Währungshüter zumindest für vorhersehbare Zeit am jetzigen Kurs festhalten werden.

Nun zählte klare Kommunikation ohnehin nie zu Bernankes Stärken. Betrachtet man aber seine Auftritte im Mai, Juni und nun anlässlich des halbjährlichen geldpolitischen Berichts der Fed im Gesamtkontext, dann hat sich aller scheinbaren Widersprüche zum Trotz letztlich doch eine recht einheitliche Aussage herauskristallisiert: Für den Notenbankchef, der ungeachtet der Differenzen im eigenen Hause das Sagen hat, ist und bleibt der Arbeitsmarkt entscheidend, und dieser gibt zumindest derzeit noch keinen Anlass, einen Exit ernsthaft in Erwägung zu ziehen.

So gesehen war der Kongressauftritt durchaus gelungen. Bernanke ließ sich nicht aus der Reserve locken und gab sowohl für die Arbeitslosenquote als auch die Teuerungsrate jene Zielgrößen vor, an die er nicht einen Ausstieg, sondern die Eventualität einer Verlangsamung und der späteren Beendigung der Anleihenkäufe koppeln würde. Es gebe nämlich keinen Automatismus, "keinen vorab feststehenden Kurs", meinte er, und so kryptisch das erneut klingen mag, sind es im Grunde doch klare Worte. Endlich.

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