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Börsen-Zeitung: Drum prüfe, wer sich bindet, Kommentar zum Quartalsbericht und den Fusionssondierungen der Commerzbank von Carsten Steevens

Frankfurt (ots)

Wer heiraten will, sollte sich das gut
überlegen. Commerzbank und Dresdner Bank scheinen den Ratschlag aus 
Friedrich Schillers "Lied von der Glocke" gerade exemplarisch zu 
beherzigen. Mindestens seit Juni schauen sich die beiden potenziellen
Partner tiefer in die Augen bzw. Bücher. Doch je länger die 
Sondierungen über einen Zusammenschluss der zweit- und der 
drittgrößten privaten Geschäftsbank Deutschlands dauern, desto 
weniger mag man an eine erfolgreiche Vereinigung glauben.
Für das gründliche Abwägen des Für und Wider eines solchen - schon
im Jahr 2000 nicht zustande gekommenen - Zusammenschlusses gibt es 
gute Gründe. Die seit zwölf Monaten schwelende Finanzmarktkrise 
bietet nicht gerade ideale Fusionsbedingungen. Welche 
Bewertungsrelationen sind denn angemessen? Noch beim letzten 
Anbahnungsversuch vor gut acht Jahren wäre die Dresdner Bank der 
dominante Partner gewesen, doch die Vorzeichen haben sich seitdem 
geändert.
Wie dem aktuellen Zahlenwerk der Commerzbank zu entnehmen ist, 
musste das durch die Eurohypo-Übernahme 2005 nach Bilanzsumme zur 
Nummer 2 aufgestiegene Institut im Zuge der aktuellen Krise bisher 
Belastungen von fast 1 Mrd. Euro verkraften. Die Dresdner Bank lag 
schon Ende des ersten Quartals bei über 2 Mrd. Euro.
Doch unklar ist, wie lange die Turbulenzen andauern und welche 
Neubewertungen von zum Beispiel verbrieften Immobilienkrediten noch 
erforderlich werden. Im August 2008, kurz nach der dramatischen 
Rettung der über die US-Subprime-Hypothekenkrise in Existenznot 
geratenen IKB, kalkulierte die Commerzbank mit einer 
Ergebnisbelastung von 80 Mill. Euro aus ihrem 1,2 Mrd. Euro großen 
Subprime-Portfolio. Ein Jahr später haben sich die Belastungen glatt 
verzehnfacht. Schon solche gravierenden Unwägbarkeiten lassen 
Bewertungsprüfungen für eine Fusion zu einem Hasardspiel werden.
Eine Wachstumsgelegenheit wie die Dresdner Bank wird die 
Commerzbank aber so schnell nicht wieder finden. Wie schwer wiegen 
also die Risiken der Dresdner Bank, etwa bei US-Anleiheversicherern? 
Zwar langsamer, aber wachsen könnte die Commerzbank auch gut allein, 
wie das erste Halbjahr 2008 gezeigt hat. Wie sagte schon der Dichter:
"Drum prüfe, wer sich ewig bindet." Hinzuzufügen wäre: Ob sich nicht 
noch was Bessres findet.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0

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