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Börsen-Zeitung: Trostpreise für Stakeholder, Kommentar zur Gewinnauskehrung der Deutschen Börse von Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots)

Zu den Verlautbarungen der Deutschen Börse über
das abgelaufene Geschäftsjahr und die Aussichten hat die Reaktion des
Aktienmarktes am Dienstag nicht so richtig gepasst. Das Unternehmen 
legte ein Rekordergebnis vor, übertraf im vierten Quartal die 
Erwartungen der Analysten und kündigte für den laufenden Turnus die 
nächste Ergebnis-Bestmarke an. Dennoch geriet die Aktie unter Druck.
Die Ansprüche des Marktes waren einfach noch höher. Die avisierte 
Dividende von 2,10 Euro blieb hinter der Konsensprognose zurück. 
Zudem war zuvor über eine Sonderdividende spekuliert worden. Grund 
zur Unzufriedenheit besteht aus Sicht der Anteilseigner indes nicht. 
Der nach Angaben des Unternehmens sehr gute Start ins Jahr mit 
rekordhohen börslichen Handelsaktivitäten hat in Verbindung mit den 
Kostensenkungsmaßnahmen längst die Voraussetzungen für die 
Fortsetzung der Rekordjagd der Deutschen Börse geschaffen. Damit wird
auch der Spielraum für Ausschüttungen weiter steigen. Die Deutsche 
Börse hat darüber hinaus avisiert, dass sie über Dividenden und 
Rückkäufe überaus großzügig auszukehren gedenkt. Die Schwäche der 
Aktie des Marktbetreibers dürfte daher allenfalls vorübergehender 
Natur sein.
Weniger gut kommen die übrigen Stakeholder weg. Der Verweis auf 
die Förderung des Center for Financial Studies und anderer edler 
Projekte sind ein schwacher Trost für die Stadt Frankfurt, die durch 
die Verlegung der Konzernzentrale umfangreiche Einnahmeverluste 
erleidet. Mit Trostpreisen müssen sich vorerst auch die Kunden 
begnügen. Angesichts der Großzügigkeit, die gegenüber den Aktionären 
gezeigt wird, kann der Hinweis auf die Entgeltobergrenze für 
volumenstarke Handelsteilnehmer und die Verbesserungen im 
Dienstleistungsangebot der Deutschen Börse nicht vollends zufrieden 
stellen.
Es ist daher absehbar, dass die Diskussion um eine vermeintlich 
unzureichende Weitergabe von Skaleneffekten an die Kunden in Form 
niedrigerer Handelsentgelte weitergehen wird. Die außerbörslichen 
Plattformen, die von Bankenkonsortien nun auch im Derivatebereich 
initiiert werden, sind nicht Ausdruck einer ausgeprägten Lust der 
Kreditwirtschaft, ins Börsenbetreibergeschäft zu expandieren. 
Dahinter steckt vor allem das Interesse, die Kosten im Wertpapier- 
und Derivatehandel weiter zu drücken.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0

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