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Landwirtschaftliche Produktionsverfahren: Differenzieren statt Pauschalieren

Bonn (ots)

Für eine differenzierte und rationale Betrachtung der
verschiedenen Produktionsverfahren in der Landwirtschaft plädierten
Experten anlässlich der Agritechnica in Hannover. Prof. Dr. Olaf
Christen, Universität Halle, Prof. Dr. Hans-Peter Piorr, FH
Eberswalde und Prof. Alfons Janinhoff, FH Bingen, sprachen sich auf
dem Forum "Nachhaltigkeit - ein Ziel, verschiedene Wege?" gegen eine
einseitige Förderung und Leitbildfunktion des ökologischen Landbaus
und damit gegen den Kurs der derzeitigen Regierung aus. Veranstalter
der vielbeachteten Diskussion war die Fördergemeinschaft Nachhaltige
Landwirtschaft e.V.
"Messbare Kriterien zur Beurteilung der Nachhaltigkeit werden in
Zukunft eine immer größere Bedeutung erhalten", prognostizierte Prof.
Christen. Denn die Nachhaltigkeit sei spätestens seit dem
Umweltgipfel 1992 in Rio Leitbild für die Entwicklungen in der
Gesellschaft und insbesondere in der Landwirtschaft geworden. Eine
pauschale Einordnung konventioneller, integrierter oder ökologischer
Produktionsverfahren sei aber nicht möglich. "Jedes Verfahren hat
Vorzüge und Nachteile. Eine umfassende Bewertung ist nur mit Hilfe
verschiedener Indikatoren möglich, die wirtschaftliche, ökologische
und soziale Aspekte abdecken. Damit spielen auch ethische Fragen eine
Rolle", so Prof. Christen. Er forderte die Landwirtschaft
eindringlich auf, die Kriterien mitzugestalten.
Für ihn bietet der gezielte Einsatz von Dünge- und
Pflanzenschutzmittel eine wirkungsvolle Möglichkeit, die Effizienz
des Einsatzes von Energie, Fläche oder Wasser zu erhöhen.
Auch Prof. Piorr setzt auf die Weiterentwicklung von
Umweltindikatoren. Nur so könne den regional unterschiedlichen
Standortbedingungen und den unterschiedlichen Betriebstypen Rechnung
getragen werden. Die in der Öffentlichkeit häufig anzutreffende
Vereinfachung "Ökologisch ist nachhaltig, konventionell ist nicht
nachhaltig" könne er nicht nachvollziehen, auch wenn für ihn der
ökologische Landbau Vorzüge u.a. im Erosions- und Wasserschutz habe.
Prof. Piorr weiter: "Die Landwirtschaft muss Entwicklungen auf den
internationalen Märkten im Auge behalten. Nachweislich
umweltfreundlich erzeugte Produkte stärken die Position."
Nach Meinung von Prof. Janinhoff kommt der Integrierte Landbau dem
Ziel der Nachhaltigkeit bereits sehr nahe. Dafür spreche besonders
die hohe Produktivität bezogen auf den Betriebsmitteleinsatz. Als
Beispiel führte er die Stickstoffdüngung im Weizenanbau an. "Vor 20
Jahren wurde mit 3 kg Stickstoff pro 100 kg erzeugtem Weizen
gerechnet. Mit ausgefeilten integrierten Verfahren sind es heute nur
noch 2,1 kg." Ökonomie und Ökologie schlössen sich nicht aus, sondern
bedingten einander. Prof. Janinhoff: "Nur diejenigen Landwirte, die
langfristig ökonomisch wirtschaften, können auch ökologisch
arbeiten." Er appellierte an die Politik, diese wichtigen
Erkenntnisse nicht außer acht zu lassen. Aber auch die Landwirtschaft
müsse sich aktiv in den Meinungsbildungsprozess einschalten, in dem
sie einerseits ihre Produktion optimiere und andererseits ihre
Erfolge in der Öffentlichkeit, z.B. durch das Angebot zu
Betriebsbesichtigungen, kommuniziere.
Rückfragen:
Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft e.V.
Dr. Jürgen Fröhling, 
Matthias Wiedenau
Konstantinstraße 90
53179 Bonn
Tel. 0049-(0)-228-9799334, 
Fax: 0049-(0)-2289799340
E-Mail:  m.wiedenau@fnl.de
www.fnl.de

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