Der Tagesspiegel: Experte: Neun Millionen zusätzliche Jobs ohne Schwarzarbeit
Berlin (ots)
Berlin. Ohne Schwarzarbeit gäbe es in Deutschland neun Millionen Jobs zusätzlich. Das sagte der Linzer Ökonom Friedrich Schneider dem "Tagesspiegel" (Montagausgabe). Dazu müssten die bislang illegalen Jobs in die legale Wirtschaft überführt werden. "Das würde Vollbeschäftigung bedeuten", erklärte der Wirtschaftsprofessor, der als führender Experte auf dem Gebiet der Schattenwirtschaft gilt. Allerdings hält er dieses Szenario für wenig wahrscheinlich. "Dann müssten viele Menschen zu Niedrigstlöhnen arbeiten", führte er aus. Schneider sagte, zwar gehe der Umsatz der Schwarzarbeits-Branche derzeit dank der Arbeitsmarktreformen erstmals zurück. Er bezweifle aber, "dass die Politiker die Schwarzarbeit überhaupt stoppen wollen". Sie wüssten, dass sie vielen Bürgern zusätzlichen Wohlstand bringe, "und wer Arbeit hat, klagt eben weniger laut". Auch die Haltung des Handwerks zur illegalen Arbeit nannte er "einen klaren Fall von Doppelmoral". Bei den meisten Firmen sei sie Teil der Kalkulation - ein Teil des Auftrags werde offiziell erledigt, ein Teil schwarz. "Dann macht jeder seinen Schnitt." Schneider rief die Unternehmen dazu auf, im kommenden Jahr die Löhne stärker steigen zu lassen. Viele Arbeitnehmer wollten sich etwas hinzuverdienen, weil sie eine Familie zu ernähren oder ein Haus abzubezahlen hätten. "Gibt es auch 2005 keine Lohnzuwächse, droht deshalb wieder eine Zunahme der Schattenwirtschaft."
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