"Klartext statt Kauderwelsch" (BILD)
Hamburg (ots)
Zeitungen, Internet, Radio und Fernsehen befeuern uns täglich mit Informationen. Nur wer klar und verständlich kommuniziert, hat die Chance, wahrgenommen zu werden. Dennoch wimmeln viele Texte von Verständlichkeits-Hürden. Vera Baastrup ist Expertin für Textverständlichkeit bei der Kieler Werbe- und Marketingagentur New Communication. In ihrem Vortrag zeigte sie, wie man den Kauderwelsch-Faktor auf Knopfdruck messen kann.
"Verständlich zu schreiben geht jeden etwas an", mit diesen Worten eröffnete Vera Baastrup die Veranstaltung des PR Club Hamburg zum Thema Textverständlichkeit. "Ob beruflich oder privat, wer etwas zu sagen hat, der möchte, dass es gehört wird. Daher gilt es, treffsicher zu kommunizieren", so die Textexpertin.
Journalisten erhalten eine Flut von E-Mails. Rund 1.500 bis 3.000 Meldungen aus Agenturen gehen pro Tag in den Redaktionen ein. Durchschnittlich entscheiden Redakteure innerhalb von zehn Sekunden, ob eine Meldung für sie relevant ist oder nicht. "Sprachbarrieren und Verständlichkeits-Hürden sind oftmals die Ursache dafür, dass eine vielversprechende Geschichte nicht veröffentlicht wird oder nur wenige Leser findet. Wenn Unternehmen in ihrer Fachsprache unreflektiert kommunizieren, ist das ein großer Fehler, denn für die Zielgruppe sind solche Botschaften meist nicht zugänglich", erklärt Baastrup. Unverständlichkeit münde dann oft in Misstrauen. Nach Baastrup stellen 40 Prozent der Verbraucher deshalb Unternehmens-Aussagen in Frage.
Mit Hilfe einer speziell dafür entwickelten Software von der Universität Hohenheim und dem Institut für Verständlichkeit in Ulm lässt sich die Verständlichkeit von Texten messen. Das Programm wendet mehr als 80 Verständlichkeitskriterien sowie wissenschaftliche Lesbarkeitsformeln an. "Das Durchleuchten der Sprache von Parteien zur Schleswig-Holstein-Wahl 2012 war ernüchternd", so Baastrup. Es zeigte, dass die Wahlprogramme der Parteien ungefähr so schwer zu lesen sind wie eine politikwissenschaftliche Doktorarbeit. Die Hauptprobleme: zu lange und verschachtelte Sätze, abstrakte Wörter, Fachbegriffe und Fremdwörter.
Alle Ergebnisse der Verständlichkeits-Analyse zur Kommunikation der Schleswig-Holstein-Wahl 2012 sind auf www.text-monitor.de einsehbar.
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