Genossenschaftsverband Bayern e.V.
Heimatindex der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken: Nur 43,2 Prozent der Bayern sehen im Tag der Deutschen Einheit einen Grund zu feiern
München (ots)
Die Stimmung der Bayern ist stabil - doch die allgemeine Lebenszufriedenheit im Freistaat geht leicht zurück, während sie im Rest der Republik steigt. Das ist das Ergebnis des aktuellen Heimatindex der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken, den der Genossenschaftsverband Bayern am Mittwoch vorstellte. Im Rahmen der Studie fragte der Verband auch nach der Haltung der Bayern zur Deutschen Einheit. Die ernüchternde Erkenntnis: Der Tag der Deutschen Einheit ist für eine Mehrzahl der Bayern kein Anlass zum Feiern. "Offenbar gibt es auf dem Weg zur vollkommenen deutschen Einheit auch nach 35 Jahren noch viel zu tun", kommentierte Stefan Müller, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), das Umfrageergebnis.
Nur 43,2 Prozent der Bayern sehen beim Tag der Deutschen Einheit einen Grund zum Feiern. 48,7 Prozent verneinen dies. Auffallend sind dabei die regionalen Unterschiede: Während Unter- und Oberfranken die deutsche Einheit mit 46,4 Prozent, beziehungsweise 46,7 Prozent mehrheitlich positiv bewerten, sieht es der Rest des Freistaats anders. Dort überwiegt der Anteil derer, die am 3. Oktober keinen Grund zum Feiern sehen. In Mittelfranken beläuft sich dieser Wert auf 47,1 Prozent, in der Oberpfalz 53,6 Prozent, in Niederbayern 50,3 Prozent, in Schwaben 50,4 Prozent und in Oberbayern 48,6 Prozent. "Je näher die Regionen an der ehemaligen innerdeutschen Grenze liegen und je näher man sich kommt, umso positiver ist das Bild der deutschen Einheit", sagte Müller. "Es braucht weiterhin Raum für Begegnung, um das gegenseitige Verständnis zu fördern. Das ist eine zentrale Erkenntnis aus unserer Erhebung."
Der Gesamtindex ist mit 65 Punkten stabil geblieben. Etwas besser fällt dieser in Oberbayern mit 66 Punkten aus, in Niederbayern, der Oberpfalz, Unterfranken und Oberfranken liegt der Wert bei je 63 Punkten, in Mittelfranken bei 64 Punkten und in Schwaben bei 65 Punkten.
Bei der allgemeinen Lebenszufriedenheit führen die Bayern weiterhin vor dem Rest des Landes mit 67 Punkten, ein Minus um vier Zähler im Vergleich zur Erhebung im Sommer 2024 (Oberbayern, Oberfranken und Unterfranken 67, Niederbayern, Oberpfalz und Mittelfranken 66, Schwaben 68). Allerdings holen die anderen Bundesländer auf, mit einer Wertung von 62 Punkten, ein Plus um zwei Zähler. "Damit beträgt der Abstand nur noch fünf Zähler, nach elf Zählern bei der vorherigen Erhebung. Das zeigt: Der Freistaat kann sich auf seiner immer noch verhältnismäßig guten wirtschaftlichen Lage und seinen Erfolgen aus der Vergangenheit nicht ausruhen", sagte Müller.
Nur 11,5 Prozent der Bayern blicken mit wirtschaftlichem Optimismus nach vorne
Die Annäherung zwischen Bayern und dem Rest Deutschlands mag auch mit der persönlichen wirtschaftlichen Perspektive zu tun haben. Nur 11,5 Prozent der Bayern glauben, dass sich diese in den kommenden zwei Jahren verbessern wird - 37 Prozent erwarten eine Verschlechterung, 51,5 Prozent keine Veränderung. "Aufbruch sieht anders aus. Das Ziel der Bundesregierung, bis zum Sommer für bessere Stimmung zu sorgen, hat sich offensichtlich zumindest in Bayern nicht erfüllt. Es braucht jetzt mehr wirtschaftliche Dynamik. Wachstum bedeutet Wohlstand und damit Perspektiven", folgerte Müller. "Vom Bürokratieabbau, über steuerliche Erleichterungen, einer zukunftsfesten Altersvorsorge bis zu einem gründerfreundlichen Klima - es bleibt viel zu tun. Zwar gibt es in Berlin durchaus gute Ansätze, das konkrete Handeln der schwarz-roten Koalition bleibt aber noch weit hinter den Herausforderungen zurück. Es gilt nun, den 'Herbst der Reformen' für mutige Entscheidungen zu nutzen. Klein-Klein hilft nicht mehr weiter", mahnte der GVB-Präsident. Es bedürfe mutiger Strukturreformen, auch damit die beiden Sondervermögen für Infrastruktur und Verteidigung langfristig Wirkung entfalten können und nicht ein Großteil des Geldes in ineffektiven Strukturen versickert.
Auch weitere Hausaufgaben haben die insgesamt 3.000 Befragten der Politik ins Aufgabenheft geschrieben. Von den Themen, die ihnen persönlich aktuell besonders wichtig sind, belegten Migration und Integration (50,1 Prozent), steigende Preise und Inflation (38,2 Prozent) sowie innere Sicherheit und Kriminalität (30,4 Prozent) die ersten drei Plätze. Erst danach folgen Gesundheitsversorgung und Pflege (27,7 Prozent), Energieversorgung und Energiekosten (23,5 Prozent) sowie Klimaschutz und Umwelt (18,2 Prozent). Dagegen wurden das Thema Krieg und Frieden nur von 12,1 Prozent der Befragten genannt, die wirtschaftliche Entwicklung und Konjunktur bewegt nur zehn Prozent der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer.
Obwohl der Gesamtindex sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert hat, gab es Verschiebungen innerhalb der Teilindizes. Dies ist auch einer Konkretisierung der Fragen geschuldet, die sich stärker als in bisherigen Erhebungen auf die konkreten regionalen Gegebenheiten beziehen. "Die Werte, bei denen in der aktuellen Befragung konkreter nach der Zufriedenheit in der Region gefragt wurde, sind besser ausgefallen als in der Vorerhebung. Auch darin zeigt sich die hohe Verbundenheit der Bayern mit ihrer Region", schlussfolgerte Müller.
Unter den Teilindices der Befragung erreichte die Kategorie Vernetzung mit Freunden und Familie mit 71 Punkten wieder den höchsten Wert. Während Oberbayern, Niederbayern und Mittelfranken hier 71 Punkte vergeben, sind es bei Oberpfälzern und Oberfranken 70 sowie bei Unterfranken 69 Punkte. In Schwaben erreicht dieser Teilindex mit 72 Punkten den höchsten Wert. "Offenbar lassen wir insgesamt die Corona-Zeit nun wirklich hinter uns. Die Bedeutung des engsten sozialen Umfelds bleibt hoch, rückt aber in der Bedeutung etwas nach hinten", analysierte Müller. Bei der Erhebung im Sommer 2020 lag hier der Wert in Bayern noch bei 84 Punkten.
Einzelne Regionen bleiben wirtschaftlich zurück
Die maue konjunkturelle Lage zeigt sich im Teilindex Arbeitsplatz und persönliche finanzielle Situation. Im wirtschaftlichen Zentrum Oberbayern wird dieser Teilindex mit 63 Punkten am besten bewertet. Es folgen Unterfranken mit 61 Punkten, Schwaben mit 60 Punkten, Mittelfranken mit 59 Punkten und Niederbayern mit 58 Punkten. Das Schlusslicht bilden die Oberpfalz und Oberfranken mit je 57 Punkten. "Die bayerische Staatsregierung hat hier noch viel zu tun, um wirtschaftliche Chancengleichheit im gesamten Freistaat herzustellen", mahnte Müller.
Deutlich zugelegt hat der Teilindex Wohnumfeld. Hier vergeben die Bayern mit 65 Punkten fünf Punkte mehr als bei der vorherigen Befragung. Besonders gut wird dieses in Oberbayern und Schwaben mit 66 Punkte bewertet. In Niederbayern, der Oberpfalz und Oberfranken beläuft sich der Wert auf je 65 Punkte, in Mittelfranken auf 64 Punkte und in Unterfranken auf 63 Punkte.
Besser ausgefallen ist auch der Teilindex Technische Infrastruktur und Grundversorgung. Dieser kommt aktuell auf 61 Punkte. Auch ist die Bewertung in Oberbayern (64 Punkte) und Schwaben (62 Punkte) besonders gut. 61 Punkte vergeben die Mittelfranken. In der Oberpfalz, Oberfranken und Unterfranken sind es je 59 Punkte und in Niederbayern 57 Punkte.
Der Teilindex Freizeit, Kultur, Bildung büßt fünf Zähler auf jetzt 65 Punkte ein. Mit 68 Punkten sind hier die Oberbayern besonders zufrieden. Es folgen Schwaben (65 Punkte), Oberpfalz, Mittelfranken und Unterfranken mit je 63 Punkten, Oberfranken mit 61 Punkten und Niederbayern mit 60 Punkten. "Der Heimatindex ist ein Beleg für die große Verbundenheit der Menschen mit Bayern. Für die Politik bleibt die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass dies auch in Zukunft so bleibt", betonte Müller.
Weitere Daten und Grafiken zur Studie finden Sie auf der Webseite des GVB.
Der Heimatindex der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken wird jährlich im Rahmen einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage ermittelt. Für die Studie hat das Befragungsinstitut Civey vom 28.08. bis 18.09.2025 online 3.000 Personen aus Bayern befragt, für die Vergleichsfrage zur allgemeinen Lebenszufriedenheit weitere 10.000 Personen außerhalb Bayerns. In der Umfrage bewerten die Befragten einzelne Aspekte der Kategorien "Allgemeine Lebenszufriedenheit", "Vernetzung mit Freunden und Familie", "Freizeit, Kultur und Bildung", "Arbeitsplatz und persönliche finanzielle Situation", "Wohnen, Umwelt und Sicherheit" sowie "Technische Infrastruktur und Grundversorgung" auf einer Skala von 0-5. Aus diesen Teilergebnissen wird der Index berechnet.
Der Genossenschaftsverband Bayern e.V. (GVB) vertritt seit mehr als 130 Jahren die Interessen bayerischer Genossenschaften. Zu seinen 1.201 Mitgliedern zählen 180 Volksbanken und Raiffeisenbanken (davon 27 Banken mit Warengeschäft) sowie 1.021 Unternehmen aus Branchen wie Landwirtschaft, Energie, Handel, Handwerk und Dienstleistungen. Sie bilden mit rund 50.000 Beschäftigten und 2,8 Millionen Anteilseignern eine der größten mittelständischen Wirtschaftsorganisationen im Freistaat. (Stand: 31.12.2024).
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