Sorgenland Deutschland: 80 Prozent der Bundesbürger blicken mit Unsicherheit auf ihre finanzielle Zukunft
28 Prozent der Deutschen erwarten Verschlechterung ihrer Lebensverhältnisse
Hamburg (ots)
- Anhaltende Sorge: 80 Prozent der deutschen Verbraucher blicken mit Sorge auf ihre finanzielle Lage in den kommenden 12 Monaten
- Sinkender Lebensstandard: 28 Prozent der Deutschen erwarten Verschlechterung ihrer Lebensverhältnisse - bei 35- bis 54-Jährigen sind es sogar 35 Prozent
- Eingeschränkter Zugang zu Krediten: 12 Prozent der deutschen Befragten wurde seit Anfang 2024 Kredit verweigert - deutliches Signal für zunehmende Hürden bei finanzieller Teilhabe
Trotz moderater wirtschaftlicher Erholung bleibt die Sorge um die finanzielle Zukunft in Europa 2025 hoch - insbesondere in Deutschland. Während sich europaweit 74 Prozent der Menschen Sorgen um ihre finanzielle Situation in den kommenden zwölf Monaten machen, sind es in Deutschland sogar 80 Prozent (2024: 75 Prozent). Rund 28 Prozent der Deutschen erwarten dabei eine Verschlechterung ihres Lebensstandards - bei den 35- bis 54-Jährigen liegt dieser Wert sogar bei 35 Prozent. Dies ist ein Ergebnis der aktuellen Ausgabe der Studienreihe Banking on Banks von CRIF. Für die Studie wurden 6.000 Verbraucher in Deutschland, Frankreich, Italien, Polen und Großbritannien befragt.
Finanzielle Sorgen bleiben hoch: 74 Prozent der Europäer blicken mit Unsicherheit auf die kommenden 12 Monate
Im Jahr 2025 geben 74 Prozent der Europäer an, dass sie sich Sorgen über ihre finanzielle Situation in den nächsten 12 Monaten machen. Dies ist zwar ein deutlicher Rückgang gegenüber 85 Prozent im Jahr 2022 und 79 Prozent im Jahr 2023, aber ein leichter Anstieg gegenüber 2024, als 71 Prozent der Befragten sich über das kommende Jahr Sorgen machten.
Die wirtschaftlichen Herausforderungen der vergangenen Jahre wirken sich weiterhin auf die Erwartungen der Menschen aus: Ein Viertel der Europäer (24 Prozent) rechnet mit einer Verschlechterung ihres Lebensstandards im kommenden Jahr. Besonders pessimistisch zeigen sich die Menschen in Deutschland (28 Prozent) und Polen (27 Prozent). In Italien (20 Prozent) und im Vereinigten Königreich (21 Prozent) hingegen rechnen deutlich weniger Menschen mit einer Verschlechterung ihres Lebensstandards.
In Deutschland sind auch die weiteren finanziellen Belastungen besonders spürbar:
- 31 Prozent erwarten eine Verschlechterung ihrer finanziellen Lage.
- 27 Prozent der Befragten gehen davon aus, am Monatsende weniger Geld zur Verfügung zu haben.
- 24 Prozent machen sich Sorgen, ihre Rechnungen nicht pünktlich bezahlen zu können - auch das ist der höchste Wert in Europa. Zum Vergleich: In Frankreich und Polen liegt dieser Wert bei jeweils 12 Prozent, in Italien und dem Vereinigten Königreich bei 14 Prozent.
Fast jeder zehnte Deutsche äußert zudem Sorgen, die Miete oder Hypothekenzahlungen nicht mehr leisten zu können.
"Unsere Studie zeigt sehr deutlich: Die Sorge um die eigene finanzielle Zukunft ist tief in der Mitte der Gesellschaft angekommen", sagt Dr. Frank Schlein, Geschäftsführer von CRIF Deutschland. "Trotz wirtschaftlicher Erholungssignale fühlen sich viele Menschen zunehmend finanziell unter Druck. Acht von zehn Menschen in Deutschland blicken mit Sorge auf ihre finanzielle Zukunft - das ist ein deutliches Warnsignal."
Ein Grund ist sicher auch die zunehmende Belastung durch höhere Kosten: So gaben etwa 32 Prozent der Befragten an, mehr für ihre Miete oder Hausfinanzierung ausgeben zu müssen als noch vor fünf Jahren. Auch bei Versicherungen und an der Tankstelle gaben rund ein Drittel der Befragten an, tiefer in die Tasche greifen zu müssen. Bei Kosten rund um den Haushalt waren es sogar 44 Prozent.
Finanzieller Wandel: wirtschaftlicher Druck drängt die Deutschen zu neuen Finanzprodukten
Die Deutschen gelten traditionell als konservativ im Umgang mit Geld: Sparen und Bargeld standen lange im Mittelpunkt der persönlichen Finanzstrategie. Doch aktuelle Zahlen deuten auf einen bemerkenswerten Wandel hin. Im vergangenen Jahr haben 52 Prozent der Deutschen einen neuen Kreditrahmen genutzt - darunter 29 Prozent eine neue Kreditkarte. Zudem nutzen mittlerweile 20 Prozent "Buy Now, Pay Later"-Dienste (BNPL) - fast doppelt so viele wie im europäischen Durchschnitt (11 Prozent).
"Diese Entwicklung spiegelt den zunehmenden finanziellen Druck wider, unter dem viele Haushalte in Deutschland stehen. Steigende Lebenshaltungskosten, die anhaltende Energiekrise und eine hohe Inflation belasten das Budget vieler Menschen. Gleichzeitig sind die Reallöhne gesunken - für viele bleibt die Kreditkarte oder "Buy Now, Pay Later"-Dienste die einzige Möglichkeit, den gewohnten Lebensstandard aufrechtzuerhalten", so Dr. Schlein.
Kredite: Zwölf Prozent der befragten Bundesbürger ein Kredit verweigert
Der zunehmende finanzielle Druck wird auch beim Blick auf die Kreditsituation deutlich: So wurden seit Anfang 2024 rund zwölf Prozent der befragten Bundesbürger ein Kredit verweigert. In der Gesamtbetrachtung gaben 27 Prozent der deutschen Studienteilnehmer an, im Laufe ihres Lebens bereits mindestens eine Ablehnung bei einem Kredit erfahren zu haben. Dies ist auch im europäischen Vergleich ein Spitzenwert. Zum Vergleich: In Italien haben nur rund 15 Prozent diese Erfahrung gemacht, in Frankreich waren es 16 Prozent der Befragten.
"Dass gerade in einem wirtschaftlich so starken Land wie Deutschland der Zugang zu Krediten für Verbraucher zu einem immer stärkeren Hindernis wird, ist bezeichnend", meint Dr. Frank Schlein. "Die anhaltende Unsicherheit beim Zugang zu Krediten unterstreicht, wie wichtig ein fairer und transparenter Umgang mit Verbrauchern ist. Finanzdienstleister sollten ihre Angebote konsequent an den realen Bedürfnissen der Menschen ausrichten."
59 Prozent wurden in den vergangenen zwölf Monaten sparsamer
Viele Verbraucher in Deutschland wollen nicht nur sparen - sie sehen sich zunehmend gezwungen, aktiv Einsparungen vorzunehmen. Laut aktueller Umfrage geben 59 Prozent der Befragten an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten "sparsamer geworden sind".
Auch die Art und Weise, wie Menschen ihre Finanzen im Blick behalten, verändert sich: 44 Prozent kontrollieren ihre finanziellen Angelegenheiten - etwa den Kontostand - heute häufiger digital, über Onlinebanking oder Apps, als noch in der Vergangenheit.
Ein bemerkenswerter Trend zeigt sich zudem beim Bezahlverhalten: 28 Prozent der Deutschen greifen bewusst häufiger zu Bargeld, um ihre Ausgaben besser zu steuern und ihr Budget gezielter einzuhalten. Interessante Ergebnisse liefert die Studie auch dazu, welche Anforderungen Verbraucher an Finanzdienstleistungen stellen. So möchte etwa mehr als die Hälfte der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland - konkret 58 Prozent - die Möglichkeit, ihre Finanzen vollständig digital über Smartphone oder Computer zu verwalten. Als größte Vorteile nennen sie die Möglichkeiten des Online-Bankings, die Nutzung von Echtzeitzahlungen, schnelle Entscheidungen bei Produktanfragen und den unkomplizierten digitalen Zugang zu Finanzprodukten. Gleichzeitig sehen viele auch Nachteile: 62 Prozent empfinden die Schließung von Bankfilialen als problematisch, da der persönliche Kontakt in kritischen Situationen fehle.
Zur Studie:
Durchgeführt wurde die Studie von Opinium Research im Auftrag von CRIF. Befragt wurden 6.000 Konsumentinnen und Konsumenten in Deutschland, Frankreich, Italien, Polen und dem Vereinigten Königreich. In einem weiteren Teil der Studie wurden 200 Fach- und Führungskräfte aus der britischen Finanzbranche mit europäischer Verantwortung befragt. Die Erhebung fand zwischen dem 20. und 27. März 2025 statt.
Pressekontakt:
Oliver Ollrogge, CRIF GmbH, Bereich Marketing/PR
E-Mail: o.ollrogge@crif.com, Tel.: 040 / 89 803 582
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