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Nach dem großen Cloudflare-Ausfall: Wie sich Unternehmen jetzt alternativ aufstellen

Nach dem großen Cloudflare-Ausfall: Wie sich Unternehmen jetzt alternativ aufstellen
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Warpe (ots)

Nach dem massiven Cloudflare-Ausfall – vor ein paar Wochen schon Störungen bei Amazon- und Microsoft-Diensten – wächst bei Unternehmen die Sorge vor der nächsten digitalen Vollbremsung. Eine ganze Serie von Ausfällen legt schonungslos offen, wie abhängig viele Firmen mittlerweile von diesen amerikanischen Services sind. Da stellt sich die Frage: Wie kann man sich davor schützen? Macht es Sinn, Dienste wieder nach Europa oder sogar Deutschland zu holen und auf eigenen Servern laufen zu lassen?

Unternehmen müssen ihre Datenströme breiter aufstellen und nicht mehr alles über ein einziges CDN jagen. Wer Ausfälle künftig vermeiden will, braucht eine echte Multi-Provider-Strategie. Sonst stehen wir bald wieder vor demselben Problem. Dieser Beitrag zeigt, wie sich Unternehmen vor dem Ernstfall schützen.

Europäische Alternativen und ihre Grenzen

Es lohnt sich, europäische Anbieter stärker in Betracht zu ziehen. Dienste wie bunny.net zeigen, dass leistungsfähige Alternativen existieren, die für viele Einsatzszenarien geeignet sind. Dennoch hätte auch ein vollständiger Umstieg nach Europa das grundlegende Risiko nicht beseitigt, denn jeder Provider kann ausfallen und manche greifen im Hintergrund selbst auf US-Infrastruktur zurück. Deshalb führt die Frage „europäisch oder nicht“ allein noch nicht zu mehr Stabilität. Entscheidend ist eine breiter angelegte Strategie, die Vielfalt schafft und Abhängigkeiten reduziert.

Risikoanalyse, Notfallplanung und unvermeidbare Abhängigkeiten

Wichtiger als die Standortwahl des Anbieters ist eine realistische Einschätzung der eigenen Systeme. Unternehmen sollten klar benennen, welche Dienste kritisch sind, welche Ausfälle tolerierbar wären und welche Maßnahmen im Ernstfall automatisch umgesetzt werden. Ein vorbereiteter Notfallplan sorgt dafür, dass ein Ausfall nicht zur Schockstarre führt, sondern steuerbar bleibt. Gleichzeitig müssen viele Firmen akzeptieren, dass es Bereiche gibt, in denen sich Abhängigkeiten kaum vermeiden lassen. Lösungen wie Microsoft 365, Exchange Online oder Teams haben in Europa keine vollwertigen Alternativen. Der reflexhafte Rückzug in das eigene Rechenzentrum verschärft die Lage häufig sogar, da On-Prem-Infrastrukturen meist weniger redundant sind und mehr operative Risiken mit sich bringen.

Backups, Organisation und Identity als kritische Faktoren

Für den echten Worst Case bleibt ein unabhängiges, regelmäßig getestetes Backup unverzichtbar. Erst dadurch bleibt ein Unternehmen auch dann handlungsfähig, wenn ein Provider komplett ausfällt. Darüber hinaus zeigt sich in vielen Krisensituationen, dass die technischen Abhängigkeiten nicht das einzige Problem sind. Fällt ein Kommunikationsdienst aus, bricht in zahlreichen Unternehmen sofort die interne Abstimmung weg, weil alternative Wege fehlen. Ein zweiter Messenger, funktionierende Telefonketten, eine externe Statusseite und ein klarer Kommunikationsplan verhindern, dass ein technisches Problem zum organisatorischen Stillstand führt.

Gleichzeitig entwickelt sich die Identity-Schicht zunehmend zum zentralen Single Point of Failure. Fast alle Systeme hängen an Azure AD / Entra ID oder Google Identity, sodass ein Login-Problem sämtliche Arbeit unterbrechen kann. Break-Glass-Accounts, ein zweiter Identity-Provider für besonders kritische Bereiche und Offline-Admin-Zugänge schaffen hier die nötige Resilienz.

Transparenz, Lieferketten und personelle Redundanz

Ein weiteres Problem vieler Unternehmen ist, dass Ausfälle oft erst über Social Media auffallen. Ohne externes Monitoring fehlen verlässliche Informationen, und Reaktionen verzögern sich. Synthetische Tests und Alarmierungen über unabhängige Kanäle verbessern die Sichtbarkeit erheblich. Zusätzlich sollten Unternehmen ihre Lieferketten genauer betrachten. Selbst Anbieter, die europäisch wirken, können DNS, Routing oder Hosting über US-Dienste beziehen. Nur wer diese zweite Ebene kennt, kann Risiken realistisch bewerten. Nicht zuletzt darf die personelle Komponente nicht unterschätzt werden: Wenn das Wissen über zentrale Systeme bei einer einzigen Person liegt, wirkt sich deren Ausfall ähnlich gravierend aus wie ein technischer Störfall. Dokumentation, Wissensverteilung und externe Partner, die im Ernstfall einspringen können, reduzieren dieses Risiko deutlich.

Der Einfluss von Cloudflare über das CDN hinaus

Viele Unternehmen nutzen Cloudflare nicht nur als CDN, sondern auch als DNS-Provider oder Web Application Firewall. Dadurch bündeln sie große Teile ihrer Infrastruktur bei einem einzigen Dienst. Fällt dieser aus, wirkt die Störung weit tiefer als erwartet. Eine bewusste Aufteilung dieser Funktionen verhindert, dass ein einzelner Ausfall mehrere Ebenen gleichzeitig trifft.

Fazit

Mehr Resilienz entsteht nicht durch den einen „richtigen“ Anbieter, sondern durch eine durchdachte Architektur, klare Prozesse und organisatorische Vorbereitung. Unternehmen, die Risiken kennen, Abhängigkeiten reduzieren und alternative Wege vorsehen, bleiben auch in größeren Störungen handlungsfähig. Eine breitere, strukturierte Aufstellung schützt langfristig besser als jeder einzelne Dienst – unabhängig davon, ob er aus den USA oder aus Europa kommt.

Über Jörn Runge:

Jörn Runge und Torben Runge sind IT-Experten und die Geschäftsführer der TORUTEC GmbH. Mit TORUTEC setzen sie neue Standards in der Branche. Sie fungieren als externe IT-Abteilung und unterstützen Unternehmen dabei, ihre IT-Prozesse schlanker zu gestalten und langfristige Stabilität in ihre Systeme zu bringen. Das 25-köpfige Expertenteam bietet ein Gesamtpaket an, das von verlässlichen IT-Strukturen über Datensicherheit bis zu Automatisierungen reicht. Mehr Informationen unter: https://torutec.com/

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Vetreten durch: Torben Runge
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