Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
Militärgeschichtliche Zeitschrift 1/2025 erschienen
Potsdam (ots)
Johannes-Paul Kögler betrachtet im neuen Heft 1/2025 die Geschichte der Wehrmachtakademie. Dieser Beitrag ist als Editors' Choice kostenlos online abrufbar. Die weiteren Großbeiträge thematisieren den Russisch-Japanischen Krieg 1904/05 und die Spionageabwehr im Deutschen Kaiserreich. Außerdem im Heft: ein Nachruf auf Rainer Wohlfeil (1927-2024) und die Rubrik "Zur Diskussion" mit dem Thema "Der Kalte Krieg in der aktuellen Geschichtsschreibung".
Aufsätze in diesem Heft
Daniel Schneider, Das Kreuzergeschwader der Kaiserlichen Marine im Russisch-Japanischen Krieg 1904-1905. Die Marine im Dualismus als Akteur der Nachrichtengewinnung und Garant der Neutralität, https://doi.org/10.1515/mgzs-2025-0002
Das in Ostasien permanent dislozierte Kreuzergeschwader der Kaiserlichen Marine war im Russisch-Japanischen Krieg (1904-1905), der überwiegend in Korea im Vorfeld der deutschen Besitzungen in Kiautschou mit dem Hafen Tsingtau ausgefochten wurde, ständig in regionaler Nähe präsent. Obschon das Deutsche Reich in dem Konflikt neutral blieb, waren gleichwohl Kriegsschiffe zur Nachrichtengewinnung im Einsatz oder Interventionen der Marine zur Gewährleistung der deutschen Neutralität erforderlich. Anhand archivalischer Quellen wird die Rolle der deutschen Marine aufgearbeitet. Das Kreuzergeschwader hat zu Beginn des Krieges mit Erkenntnissen in der Nachrichtengewinnung beitragen können sowie später mehrmals die Wahrung der deutschen Neutralität sichergestellt, den Hafen von Tsingtau als neutrales Gebiet abgeschirmt, als Abschreckungsfaktor gewirkt sowie einen völkerrechtskonformen Umgang mit beiden Kriegsparteien garantiert und konnte so eine Eskalation verhindern und eine Verstrickung des Deutschen Reiches in den Russisch-Japanischen Krieg vermeiden.
Johannes-Paul Kögler, Strategisches Denken für Hitler? Die Wehrmachtakademie 1935 bis 1938, https://doi.org/10.1515/mgzs-2025-0003
Dieser Artikel befasst sich mit der Gründung und den Aktivitäten der Wehrmachtakademie in den Jahren 1935-1938. Ausgewählte Generalstabsoffiziere wurden in einjährigen Kursen in strategischem Denken geschult. Nach Abschluss des Kurses waren die Offiziere für einen Einsatz im gemeinsamen Generalstab vorgesehen, weshalb die Existenz der Akademie im Kontext der Debatte um die Schaffung der höheren Kommandostruktur der deutschen Streitkräfte zu betrachten ist. Nach einer Betrachtung des Themas im Kontext der preußisch-deutschen Generalstabsausbildung und der Verwissenschaftlichung des Krieges in der Weimarer Republik werden der Bezug zur NS-Ideologie und der Wissenstransfer einiger Kursteilnehmer bei der Erstellung von Dienstvorschriften, Nachkriegsstudien für die Historische Abteilung und im Militärjournalismus erörtert. Der Artikel schließt mit einer Erläuterung der Hintergründe zur Schließung der Wehrmachtakademie im Jahr 1938.
Dokumentation
James Stone, Bismarck's Counterintelligence Crisis. Hermann Krüger's Secret Memorandum from December 1886, https://doi.org/10.1515/mgzs-2024-0004
By December 1886 a number of sensational spy scandals had starkly revealed serious weaknesses in the German Empire's intelligence capabilities. As a result, Bismarck's head of military counter-intelligence, Hermann Krüger, attempted to deal with the emerging crisis by advocating a major paradigm shift in Germany's approach to battling increasingly successful French military espionage. He made this proposal in a lengthy secret memorandum to the chancellor that analyzed the problem and recommended far-reaching changes to deal with it. In his rejection of these proposals, Bismarck provided a rationale that offers important new insights into his approach to espionage and counter-espionage during his chancellorship. Both documents are key new sources that significantly advance our understanding of the conduct and evolution of military intelligence operations in the period 1871-1890.
Zur Diskussion: Der Kalte Krieg in der aktuellen Geschichtsschreibung - Zeit für einen "military turn"? betreut und eingeleitet von Dorothee Hochstetter
Elspeth O'Riordan, A Cold War "Military Turn": Opportunities and Challenges, https://doi.org/10.1515/mgzs-2025-0006
This essay assesses the current landscape of Cold War historiography, suggesting the time is ripe for a fresh approach focussing on a "Military Turn". The discussion appraises the opportunities and challenges such an approach entails, and argues that, should it be successfully embraced, it promises rewards not simply for understanding the Cold War, but also for the future of military history.
Sibylle Marti, Militär und Kalter Krieg: Plädoyer für eine integrierende und integrierte Militärgeschichte, https://doi.org/10.1515/mgzs-2025-0007
Vor dem Hintergrund der "Zeitenwende" diskutiert der Aufsatz die Frage nach der Notwendigkeit eines "Military Turn" in der historischen Forschung zum Kalten Krieg. Ausgehend von Überlegungen zum Militär im Kalten Krieg plädiert er für eine integrierende und integrierte Militärgeschichte, die offen für neue Perspektiven in der Geschichtswissenschaft ist und ihre Perspektiven in die Allgemeine Geschichte einbringt.
Christian Jentzsch, Thorsten Loch und Martin Reese, Plädoyer für eine deutsche Militärgeschichte in globaler Perspektive am Beispiel des Wartime Host Nation Support (WHNS) 1980 bis 1983, https://doi.org/10.1515/mgzs-2025-0007
Der vorliegende Essay plädiert für eine Neubetrachtung der bundesdeutschen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der 1980er Jahre indem er die Aufmerksamkeit auf das US-amerikanisch-bundesdeutsche Wartime Host Nation Support Abkommen von 1982 lenkt. Dieses wird nicht länger eurozentristisch als Verstärkungsleistung des europäischen Kriegsraums gedeutet, sondern als ein Instrument einer sich seit Ende der 1970er Jahre herausbildenden US-Globalstrategie.
Die MGZ
Die Militärgeschichtlichen Zeitschrift (MGZ) ist eine der führenden deutschsprachigen wissenschaftlichen Publikationen im Bereich der Militärgeschichte und bietet in jeder Ausgabe Aufsätze und Beiträge zur aktuellen Forschung sowie Rezensionen zur Literatur aus der Militärgeschichte und aus anderen relevanten Forschungsbereichen. Die MGZ wird vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam herausgegeben und erscheint halbjährlich bei De Gruyter Oldenbourg.
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Leiter der Informationsarbeit
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