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Verwundeter Finnwal stirbt langsam

Verwundeter Finnwal stirbt langsam
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Erschütternde Bilder eines Finnwals ohne Schwanzfluken sind jetzt aufgetaucht. Sie kommen von Sichtungen des Wals zunächst vor der griechischen Küste und nun der Straße von Messina, Italien. Wahrscheinliche Ursachen für die fehlenden Schwanzfluken sind laut Experten das Abtrennen einer der Fluken durch die Kollision mit einer Schiffsschraube und dem Abschnüren durch Fischereileinen.

"Es ist zugleich erstaunlich und erschreckend zu erfahren, dass dieser Wal in nur acht Tagen über 900 Kilometer von Griechenland bis an die Küste von Sizilien ohne Schwanzfluken geschwommen ist," sagt Andreas Dinkelmeyer, Kampagnenleiter des IFAW (International Fund for Animal Welfare) in Deutschland. "Dieses Tier muss sehr leiden und menschliche Aktivitäten im Ozean sind die Ursache für die fürchterlichen Verletzungen. Die Schwanzfluken sind sehr wichtig für Wale, um sich fortzubewegen und zu ernähren. So ausgemergelt wie der verwundete Wal derzeit aussieht, wird er nicht lange überleben."

Experten schätzen anhand von vorliegenden Bildern und Videos, dass dem Wal ein Teil seiner Fluken schon vor einigen Jahren durch eine Schiffsschraube abgetrennt wurde. Die neueren Verletzungsspuren lassen die Experten weiter vermuten, dass die verbleibende Schwanzfluke nun durch Fischereileinen abgeschnürt wurde. Der Wal scheint schon eine Weile mit der vollständig amputierten Schwanzfluke zu lebt.

"Es gibt zu viele Fälle von sogenannten 'ship strikes', Kollisionen von Walen mit Schiffen, und in Fischereileinen verhedderte Wale," ergänzt Dinkelmeyer. "Wir haben von dem speziellen Finnwal durch unsere Kollegen des Pelagos Cetacean Research Institute in Griechenland erfahren. Weitere Berichte und Bilder erhielten wir von einigen anderen Gruppen wie dem MareCamp, Blue Conservancy und Tethys, die den Wal an mehreren Stellen im Mittelmeer beobachtet haben. Verletzungen durch Fischereileinen führen oft zu extremen Leid für die Wale, in vielen Fällen sterben die sanften Riesen der Meere nach langer Qual an Infektionen oder durch Verhungern. In so einer Situation befindet sich gerade der Finnwal ohne Schwanzfluke. Für manche Walarten, wie dem atlantischen Nordkaper, kann das Verheddern in Fischereileinen das Überleben der Population bedrohen. Der Finnwal im Mittelmeer wirft nun ein Schlaglicht auf die Konsequenzen zweier Bedrohungen für Wale: 'ship strikes' und Verheddern in Fischereileinen."

Ein Hotspot für 'ship strikes' ist der Hellenische Tiefseegraben westlich von Griechenland, unweit dessen der Wal vor Kurzem gesichtet wurde. Die Überlappung von Wallebensraum mit Schifffahrtsstraßen erhöhen das Risiko für Kollisionen zwischen Schiffen und Walen. Forscher haben belegt, dass die Geschwindigkeit der Frachtschiffe mit der Schwere der daraus resultierenden Verletzungen zusammenhängt, je schneller ein Schiff fährt, desto schwerwiegender sind die Verletzungen für den Wal.

Das Verfangen in Fischereileinen ist eine weitere Gefahr. Die Leinen verfangen sich oft im Maul der Wale oder wickeln sich um ihre Extremitäten. Die Tiere könne sich so nicht mehr frei bewegen und die Blutzirkulation in den Extremitäten wird abgeschnitten, was letztendlich zum Absterben und Abfallen der Fluken führen kann.

"Solche Verletzungen muss es nicht geben. Es gibt Lösungen, um sie zu verhindern," so Dinkelmeyer weiter. "Fahren Schiffe weltweit zehn Prozent langsamer verringert sich das Risiko für tödliche Verletzungen bei Zusammenstößen für den Wal um 50 Prozent. Auch sollten Schifffahrtsstraßen verlegt werden und nicht mehr durch wichtige Wallebensräume führen. Mit weniger Fischereileinen im Wasser und technischen Lösungen kann auch dieses Risiko für Wale minimiert werden. Moderne Leinen sollten auf den Meeresboden sinken und nicht in der Wassersäule treiben. Technische Lösungen wie leinenlose Fallen werden entwickelt und derzeit in Nordamerika und Schottland von Fischern getestet."

Finnwale sind nach den Blauwalen die zweitgrößten Säugetiere der Welt und werden etwa 25 Meter lang. Eine Unterpopulation von etwa 3.500 und 5.000 Tieren lebt im Mittelmeer. Laut der Welttierschutzunion IUCN gelten Finnwale als gefährdet. Finnwale sind schnelle Schwimmer und ernähren sich vor Allem von Krill, kleinen Schwarmfischen und Tintenfischen.

Kontakt für Medienanfragen:
IFAW: Andreas Dinkelmeyer, t: 040 866 500 15 m: +49 (0)173 622 75 39, e:  adinkelmeyer@ifaw.org

Der IFAW (International Fund for Animal Welfare) ist eine weltweite gemeinnützige Organisation für die bessere Koexistenz von Tieren und Menschen. Wir sind in mehr als 40 Ländern der Welt und auf den Meeren im Einsatz. Wir retten und pflegen Tiere, wildern sie wieder aus und bewahren und schützen ihre natürlichen Lebensräume. Die Probleme, denen wir uns stellen, sind drängend und komplex. Um sie zu lösen, brauchen wir mutiges Handeln und kluges Denken. Wir arbeiten mit Gemeinden, Regierungen, anderen NGOs und Unternehmen zusammen. Gemeinsam finden wir neue und innovative Wege, damit sich alle Arten in ihrem Lebensraum entwickeln können. So geht's: www.ifaw.org

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