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Die Demokratisierung des Lächelns: Aligner-Startups fordern die etablierte Kieferorthopädie heraus

Die Demokratisierung des Lächelns: Aligner-Startups fordern die etablierte Kieferorthopädie heraus
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Mainz (ots)

Die Aligner-Therapie korrigiert Zahnfehlstellungen mithilfe von leichten, durchsichtigen und eigenständig anwendbaren Schienen. Die seit langem etablierte Methode war bisher auf die kieferorthopädische Praxis beschränkt, wurde aber in den letzten Jahren durch Startup-Unternehmen entdeckt. Deren zugänglichere und kostengünstigeren Produkte führten zu einer Art "Demokratisierung" des Aligner-Marktes, aber auch zu heftigen Protesten der Kieferorthopäden. Die Aligner-Startups gelten seither als das enfant terrible der Kieferorthopädie. Jedoch sind gerade ihre Ideen und Methoden dazu geeignet, die klassische Kieferorthopädie dazu zu bringen, endlich seit Jahrzehnten bestehende Probleme, wie Intransparenz und Investitionsstau, anzugehen.

Im Gegensatz zu den klassischen "Draht-Schienen" sind Aligner eigenständig bei Bedarf leicht zu entfernen und beispielsweise zum Essen unkompliziert abzulegen. Zudem sind Zähne und Schienen leichter zu säubern, als bei der komplexen Spangenversorgung - und Aligner fallen auch im Alltag weniger auf. Entsprechend steigt seit Jahren die Nachfrage nach Aligner-Therapie, insbesondere da das Bewusstsein für das eigene Erscheinungsbild durch Social Media gerade bei jungen Menschen zunimmt. Im Jahr 2016 liefen die Patente des Anbieters, der sich auf den Vertrieb über die Kieferorthopäden beschränkte, aus. Seither drängen Aligner-Startups auf den Markt, die durch alternative Vertriebswege, günstigere Kosten und transparente Preisgestaltung überzeugen. Sie kooperieren hierbei oft mit Zahnarztpraxen, von denen sich viele auf Kieferorthopädie spezialisiert haben. Durch die erstarkende Konkurrenz sind die Fachzahnärzte der etablierten Kieferorthopädie, wie sie im Berufsverband deutscher Kieferorthopäden organisiert sind, zunehmend herausgefordert. Zudem werden strukturelle Schwächen der deutschen Kieferorthopädie durch die Verschiebung des Marktes offenbar.

Weniger Transparenz - mehr Kosten

So gibt es beispielsweise über die Umsätze, die Kieferorthopäden mit dem Einsatz der Aligner-Therapie erzielen, keine konkreten Angaben. Es wird aber davon ausgegangen, dass es um seit Jahren ansteigende Beträge geht. Diese Intransparenz ist insbesondere ärgerlich für die Betroffenen, denn bei der Aligner-Therapie handelt es sich in der Regel um eine vom Patienten zu tragende Eigenleistung. Während eine solche Aligner-Therapie beim Startup zwischen 1.500 und 3.000 EUR kostet, sind dafür beim Kieferorthopäden zwischen 3.000 und 7.000 EUR aufzuwenden. Bei den Aligner-Startups kostet die Therapie also einen Bruchteil dessen, was beim Kieferorthopäden aufzuwenden ist, und sie legen die erwartbaren Aufwendungen vor Therapiebeginn transparent und kundenfreundlich dar. Im Gegensatz dazu muss sich der Patient in der kieferorthopädischen Praxis oft direkt auf dem Behandlungsstuhl für oder gegen eine Therapieoption entscheiden. Zudem sind beim Kieferorthopäden mehrere Termine notwendig, bei denen die neuen Schienen dann angepasst werden. Die meisten Aligner-Start-Ups erfassen die Gebissstellung jedoch per digitalem 3D-Scan, beispielsweise beim Besuch einer kooperierenden Zahnarztpraxis.

Kieferorthopädie seit Jahren in der Kritik

Obwohl sich die Kieferorthopäden der erstarkenden Konkurrenz sicher rasch entledigen könnten, wenn sie auf entsprechende Gewinn-Margen verzichten würden, wählten sie in der Konfrontation mit den Aligner-Startups einen anderen Weg. Zunehmend wird die Auseinandersetzung nicht über den Markt sondern über die Medien ausgetragen, wobei oft die kieferorthopädische Sicht wiedergegeben, und viele Tausende zufriedener Kunden der Aligner-Startups ignoriert werden. Ebenfalls wenig Beachtung finden die zahlreichen Aspekte, wegen der die etablierte Kieferorthopädie in Deutschland schon seit längerem in der Kritik steht. Hierzu gehören fehlende Indikationen kieferorthopädischer Behandlungen und unklare Evidenzlage bei manchen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen der Kieferorthopädie, vor Allem das kostenintensive und risikoreiche Röntgen. Ein 2020 von den Krankenkassen in Auftrag gegebener Gesundheitsreport zur kieferorthopädischen Behandlung erkannte hierbei sogar Anzeichen einer Überdiagnostik - ein typisches Beispiel für Fehlanreize im kieferorthopädischen Vergütungssystem, das Überversorgung fördert, während ein neutrales und effizientes Qualitätssicherungssystem fehlt.Ebenfalls fehlt es in vielen kieferorthopädischen Praxen an digitalen Innovationen und modernen Geräten, wie etwa dem Intraoralscanner. Entsprechende Investitionen in Höhe von einigen zehntausend Euro scheuen Praxisinhaber, die ihren Umsatz auch durch veraltete Geräte und Methoden gewährleisten können.

Aligner-Therapie: Veränderung braucht Druck

Sobald der inzwischen verspürbare Druck durch die Aligner-Startups zu einem Umdenken in der etablierten Kieferorthopädie führt, besteht die Chance, deren Innovations- und Investitionsstau abzubauen. Dass aktuell mutige Investoren gewillt sind, in die neuen Startup-Strukturen zu investieren und einen Schwerpunkt auf die Aligner-Therapie zu setzen, bestätigt die Strategie der Aligner-Startups. Es ist ein gutes Zeichen für die kostengünstige Zahnkorrektur für jedermann und somit die Demokratisierung des Lächelns.

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Pressekontakt:

Prof. Dr. Knut Kröger
info@thrombose-initiative.de

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